Die Tuer im Schott
Sandwich aß.‹«
Dr. Fell brachte sich schnaufend in eine aufrechtere Haltung, griff nach dem Bierkrug und nahm einen großen Schluck. Die Augen funkelten hinter den Brillengläsern, eine Art verblüffter Freude.
»O Bacchus!« seufzte er andächtig. »›Karg‹, sagen Sie? Finden Sie das wirklich? Also, mir läuft es bei der Aussage unseres Mr. Welkyn kalt den Rücken herunter. Aber warten Sie. Welkyn! Welkyn! Wo habe ich den Namen schon einmal gehört? Ich bin sicher, daß ich ihn schon gehört habe, und er fordert einen ja geradezu heraus, seine Witze damit zu machen, und deshalb würde er mir auch im Gedächtnis bleiben. Aber was ist schon ein Name? Nichts als Schall und Rauch. Und was sind Schall und Rauch? Nichts als Namen. Ich bitte um Verzeihung, ich schweife ab. Haben Sie noch etwas?«
»Es waren noch zwei weitere Gäste da, Mr. Page hier und Mr. Burrows. Was Mr. Page weiß, hat er Ihnen schon selbst erzählt, und im Grunde auch alles, was in Mr. Burrows’ Aussage steht.«
»Lassen Sie sie uns trotzdem noch einmal hören.«
Inspektor Elliot runzelte die Stirn.
»Aussage von Nathaniel Burrows: ›Ich hätte gern etwas gegessen, aber Welkyn war im Eßzimmer, und ich hätte es nicht angebracht gefunden, zu jenem Zeitpunkt mit ihm zu sprechen. Ich ging zum Salon am anderen Ende des Hauses und wartete dort. Dann fand ich aber doch, daß es sich gehörte, Sir John Farnleigh Gesellschaft zu leisten, der in den Südgarten gegangen war. Ich nahm mir aus der Schublade des Tisches in der Eingangshalle eine elektrische Taschenlampe. Ich tat dies, weil ich im Dunkeln nicht gut sehe. Ich war im Begriff, die Tür zum Garten zu öffnen, da sah ich Sir John. Er stand neben dem Teich. Er schien mit etwas beschäftigt, bewegte sich ein wenig hin und her. Von der Tür bis zum ihr zugewandten Ufer des Teiches sind es etwa zwölf Meter. Ich hörte das Schlurfen, die Laute, dann das Platschen und das Schlagen im Wasser. Ich lief hin und fand ihn dort. Ob eine zweite Person draußen gewesen war, das kann ich nicht sagen. Ich wüßte nicht, wie ich die Bewegung beschreiben sollte, die er machte. Es war, als hätte ihn etwas an den Füßen gepackt.‹
Und das ist alles, Sir. Ein paar Sachen werden Ihnen aufgefallen sein. Mr. Burrows war der einzige, der das Opfer wirklich sah, bevor es angegriffen wurde und in den Teich fiel oder hineingezogen wurde; Mr. Gore, Mr. Murray, Mr. Welkyn und Mr. Page sahen ihn alle erst danach – so steht es zumindest in ihrer Aussage. Und es werden Ihnen noch andere Dinge aufgefallen sein?« stocherte er.
»Hm?« fragte Dr. Fell gedankenverloren.
»Ich wollte wissen, was Sie davon halten.«
»Nun, ich will Ihnen sagen, was mir durch den Kopf ging. ›Ein Garten ist ein köstlich Ding, fürwahr‹«, sagte Dr. Fell. »Und wie war es mit dem Nachspiel? Nach dem Mord wurde, nehme ich an, das Heft mit den Abdrücken aus der Bibliothek entwendet, als Murray nach draußen ging, um zu sehen, was geschehen war. Haben Sie darüber von den Anwesenden Aussagen bekommen – was sie taten, wer der Dieb gewesen sein könnte?«
»Aussagen habe ich«, erwiderte Elliot, »aber ich werde sie Ihnen nicht vorlesen, Sir. Und warum nicht? Weil nichts drinsteht, nicht das Geringste. Kurz zusammengefaßt lauten die Aussagen: Jeder könnte das Heft gestohlen haben, und in der Aufregung hat keiner gesehen, wer es war.«
»O je!« stöhnte Dr. Fell, nachdem er noch einen Moment lang überlegt hatte. »Dann wäre es also tatsächlich so.«
»Was wäre tatsächlich so?«
»Das, was ich schon die ganze Zeit habe kommen sehen – daß wir es mit einem rein psychologischen Rätsel zu tun haben. Es gibt nicht die geringsten Widersprüche, bei denen wir ansetzen könnten, weder in den Aussagen noch in den Zeitangaben, nicht einmal in den Deutungsmöglichkeiten, die uns zur Verfügung stehen. Die einzige echte Ungereimtheit ist die eine große psychologische Frage: nämlich, warum mit solcher Sorgfalt der Falsche umgebracht wurde. Führen Sie sich doch nur vor Augen, wie wenig materielle Indizien wir haben – keine Manschettenknöpfe, Zigarettenstummel, Theaterkarten, keine Feder, keine Tinte, kein Papier. Hmpf. Wenn wir nicht noch etwas Handfesteres finden, an das wir uns halten können, bleibt uns nur, mit vereinten Kräften nach dem flüchtigen Schmetterling zu haschen, der die menschliche Psyche nun einmal ist. Bei wem könnte man sich am ehesten vorstellen, daß er den,
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