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Die Tuer im Schott

Die Tuer im Schott

Titel: Die Tuer im Schott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Dickson Carr
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vom Gesicht abschlagen.«
    »Nicht!« rief Madeline.
    Das amüsierte ihn. »Wie du willst, mein Schatz. Trotzdem, Inspektor – würden Sie so nett sein und die Mechanik prüfen? Was ich zeigen will, ist, daß der Körper voll davon ist und daß sich niemand darin versteckt haben kann.«
    Elliot war gewissenhaft wie immer. Die Scheibe, mit der die Öffnung im Rücken verdeckt gewesen war, existierte schon lange nicht mehr. Mit Hilfe seiner Taschenlampe studierte er den Mechanismus und fühlte hinein. Einmal schien er zu stutzen, doch er sagte nur:
    »Das stimmt schon, Sir. Da würde keiner hineinpassen. Haben die Leute das früher behauptet – daß jemand drinsteckt und die Puppe bewegt?«
    »Die einzige Erklärung, die überhaupt jemand anbieten konnte. Nun gut. Damit hätten wir die eigentliche Figur untersucht. Der einzige andere Teil, das sehen Sie selbst, ist das Sofa, auf dem sie sitzt. Sehen Sie her.«
    Diesmal mußte er sich mehr mühen. Links vom Fuß des Sofas gab es einen kleinen Knopf; Page sah, daß die ganze Vorderseite sich an einem Scharnier aufklappen ließ wie eine kleine Tür. Unter einigem Zerren gelang es ihm, die Tür zu öffnen. Das Innere der Truhe, reines Eisen und inzwischen schwer verrostet, war einen knappen Meter breit und noch nicht einmal einen halben hoch.
    Gore strahlte vor Vergnügen.
    »Sie erinnern sich«, fragte er, »welche Erklärung für Maelzels schachspielenden Automaten gegeben wurde? Die Figur saß auf mehreren großen Kisten, jede mit ihrer eigenen kleinen Tür. Vor jeder Vorführung öffnete der Operateur diese Türen, damit das Publikum sich überzeugen konnte, daß alles mit rechten Dingen zuging. Doch manche mutmaßten, im Inneren verberge sich ein kleines Kind, das sich bald in die eine, bald in die andere Abteilung drücke und dessen Bewegungen so mit dem Öffnen und Schließen der Türen abgestimmt seien, daß die Zuschauer glaubten, sie hätten sich vergewissert, daß das gesamte Innere leer sei.
    Etwas in dieser Art vermutete man auch bei unserer Hexe hier. Aber es gibt Berichte von Zeitgenossen, die schreiben, so etwas sei unmöglich gewesen. Ich brauche nicht zu sagen, daß das Kind in diesem Falle zum einen schon wirklich sehr klein gewesen sein müßte und daß zum zweiten kein Schausteller mit einem solchen Kind durch ganz Europa gereist sein könnte, ohne daß es jemandem aufgefallen wäre.
    Bei der Hexe hier gibt es nur einen einzigen leeren Raum und eine einzige Tür. Die Zuschauer wurden aufgefordert nachzufühlen, daß nichts darin verborgen war, und die meisten taten es auch. Die Figur stand für sich, gut über dem Boden und auf einem Teppich, den der Hausherr zur Verfügung stellte. Und auch wenn es nichts gab, wodurch es sich erklären ließ, erwachte unsere muntere Lady auf Kommando zum Leben, ließ sich eine Cittern geben – spielte jede Melodie, die ein Zuschauer sich wünschte – reichte die Cittern zurück – unterhielt sich mit dem Publikum per Zeichensprache und machte allerlei Scherze nach dem damaligen Geschmack. Wundert es Sie da, daß mein ehrwürdiger Vorfahr begeistert war? Was ich nur immer gern gewußt hätte, das ist, warum er es sich so gründlich anders überlegte, als er das Geheimnis erst einmal erfahren hatte.«
    Gore wechselte den Tonfall.
    »Und jetzt«, sagte er nur noch, »verraten Sie mir, wie sie funktioniert.«
    »Sie – Äffchen Sie!« rief Molly Farnleigh. Sie sagte es im schönsten Ton, doch die Hände hatte sie zu Fäusten geballt. »Können Sie denn immer nur den Clown spielen, ganz egal, was geschieht? Sind Sie denn immer noch nicht zufrieden? Möchten Sie eine Modelleisenbahn oder Spielzeugsoldaten? Liebe Güte, Brian, helfen Sie mir; ich kann nicht mehr. Und Sie lassen sich anstecken – und Sie auch, ein Polizeibeamter –, spielen mit einer Puppe, machen ein Aufhebens wie eine Horde Kinder, dabei – begreifen Sie denn nicht, daß gestern abend ein Mensch ermordet wurde?«
    »Gut«, sagte Gore, »Themenwechsel. Dann fragen wir doch etwas anderes: Verraten Sie mir, wie   das   funktioniert hat.«
    »Sie werden natürlich sagen, es war Selbstmord, das versteht sich.«
    »Madam«, sagte Gore mit einer verzweifelten Geste, »ich habe keine Chance. Ich kann sagen, was ich will, und es wird immer einer da sein, der mir deswegen an die Gurgel geht. Wenn ich sage, es war Selbstmord, stürzen A, B und C sich auf mich; wenn ich sage, es war Mord, habe ich D, E und F zum Feind. Wenn ich bisher noch nicht

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