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Die Tuer im Schott

Die Tuer im Schott

Titel: Die Tuer im Schott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Dickson Carr
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drein. »Sicher, Doktor, aber es ist doch nicht – nicht …«
    »Gefährlich, meinen Sie?« fragte Dr.   King und senkte seinen grauen Bart, als wolle er damit zustoßen. »Lieber Himmel! Entschuldigen Sie mich.«
    Nach einer Weile kam er wieder heraus.
    »Hat sie etwas gesagt?«
    »Nichts für Ihr Notizbuch, Inspektor. Delirium, die meiste Zeit. Ich wünschte, ich könnte aus ihr herausbekommen, was geschehen ist.«
    Seine Zuhörer waren mäuschenstill. Molly, nun mit ganz anderer Miene, wandte sich offen an den Arzt. Dr.   King und ihr Vater waren lebenslange Freunde gewesen, und der Doktor gehörte für sie fast zur Familie.
    »Onkel Ned, sag mir die Wahrheit. Ich würde alles für Betty tun, das weißt du. Aber ich hatte nicht geglaubt, daß es – es steht doch nicht wirklich   ernst   um sie? Man verliert doch nicht wirklich den Verstand vor Schrecken? Oder doch?«
    »Oh, so schlimm ist es nicht«, erwiderte der andere. »Ein gesundes, kräftiges Mädchen wie du mit Energie im Überfluß und Nerven wie Drahtseilen – wenn dir einer dumm kommt, dann schlägst du zu. So bist du nun einmal. Aber andere sind anders. Vielleicht war es nur eine Maus oder der Wind im Kamin. Doch was immer es war – ich hoffe, daß ich ihm nie begegne.« Sein Ton wurde milder. »Nein, sie kommt schon wieder in Ordnung. Ich brauche auch keine Hilfe, danke; Mrs.   Apps und ich kommen zurecht. Eine Kanne Tee könnte nicht schaden.«
    Die Tür schloß sich wieder hinter ihm.
    »Tja, meine Freunde«, meinte Patrick Gore, die Hände tief in den Taschen vergraben, »etwas ist hier geschehen, da gibt es keinen Zweifel. Sollen wir jetzt hinaufgehen?«
    Er öffnete die Tür gegenüber.
    Die Treppe war steil, und es herrschte jener säuerliche Geruch, den man bei altem Stein findet, wenn die Luft nicht herankommt. Es war, als sähe man die Rippen und Knochen im Inneren des Hauses, noch nicht durch die Kunstfertigkeit späterer Zeiten gemildert. Die Dienstbotenkammern, das wußte Page, befanden sich am anderen Ende des Hauses. Im Aufgang gab es keine Fenster, und Elliot, der voranging, hatte eine elektrische Taschenlampe eingeschaltet. Dr.   Fell folgte ihm, dann kam Molly, dann Madeline und Page, und Gore bildete die Nachhut.
    Nichts an diesem Dachboden war verändert worden, seit Inigo Jones seine kleinen Fenster skizziert hatte und seinen Stein mit Backstein verkleidet. Oben kam der gewölbte Fußboden dermaßen schräg auf die Treppe zu, daß jeder falsche Schritt den Unachtsamen hinunterkatapultieren mußte. Die Eichenbalken waren von gewaltigen Ausmaßen, zu dick, als daß sie malerisch gewirkt hätten, nur ein Bild gewaltiger Macht, die stützen oder auch zermalmen konnte. Ein fahlgraues Licht drang herein, und die Luft war abgestanden, feucht und heiß.
    Die Tür, nach der sie suchten, fanden sie am anderen Ende des Ganges. Es war eine schwere, schwarze Tür, die man eher in einem Keller als auf dem Dachboden vermutet hätte. Die Scharniere stammten aus dem achtzehnten Jahrhundert; der Knauf war fort, ein nicht ganz so altes Schloß unverschlossen, und statt dessen sicherte sie nun eine starke Kette mit einem Vorhängeschloß. Doch nicht auf das Schloß richtete Elliot zunächst den Strahl seiner Lampe.
    Etwas war zu Boden geworfen und beim Schließen der Tür halb zerdrückt worden.
    Es war ein angebissener Apfel.
     

Kapitel 13
    Mit der Kante eines Sixpence als Schraubenzieher schraubte Elliot vorsichtig die Öse ab, an der die Kette befestigt war. Es war eine mühselige Arbeit, doch der Inspektor arbeitete unbeirrt wie ein Zimmermann. Als die Kette fiel, öffnete die Tür sich von selbst.
    »Die Höhle der Goldhexe«, sagte Gore mit Gusto und stieß den angebissenen Apfel mit dem Fuß beiseite.
    »Lassen Sie das, Sir«, sagte Elliot streng.
    »Was? Wollen Sie den Apfel etwa als Beweismaterial mitnehmen?«
    »So etwas weiß man nie. Wenn wir hineingehen, rühren Sie bitte nur an, was ich Ihnen gestatte.«
    Das »Wenn wir hineingehen« erwies sich als optimistische Wendung. Page hatte ein Zimmer erwartet. Was er fand, war eine Art Bücherschrank von kaum zwei mal zwei Metern, mit einem schrägen Dach, in dem eine dick verkrustete Fensterscheibe wie Milchglas schimmerte. Auf den Regalbrettern, wo rissiges Kalbsleder sich mit neueren Einbänden mischte, gab es viele Lücken. Alles war von einer dünnen Staubschicht überzogen, doch war es der dünne, dunkle, rußige Staub der Dachspeicher, in dem kaum Spuren zurückbleiben. Ein

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