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Die Tuer im Schott

Die Tuer im Schott

Titel: Die Tuer im Schott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Dickson Carr
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Zusammenhang bringen, wir müssen das Muster finden. Seelische Grausamkeit, intellektuelles Vergnügen, der Tod von Victoria Daly, vage und unbestimmte Gerüchte, daß – was hat Elliot mir erzählt? – im hiesigen Landadel Hexen ihr Unwesen trieben.
    Man fragt sich, wie der Betreffende dazu kam. Schiere Langeweile? Schlicht und einfach Lebensüberdruß, weil er nicht in der Lage war, sich über die alltäglichen Dinge des Lebens zu freuen? Eine Neigung, die er oder sie schon seit Kindertagen hatte, die nun unter der Oberfläche verborgen war, aber doch weiterwuchs und sich aus geheimen Quellen nährte?«
    »Wie der Betreffende   wozu   kam?« rief Madeline. »Das ist doch die Frage, die wir immer noch nicht geklärt haben. Was   tat   er denn wirklich?«
    Hinter ihrem Rücken pochte eine Hand an die Glasscheibe, mit einem häßlichen kratzenden Geräusch wie von Krallen.
    Madeline stieß einen Schrei aus. Das Klopfen oder der Stoß hatte die Terrassentür, die noch einen Spaltweit offengestanden hatte, fast geschlossen, und das Glas rasselte noch ein wenig im Rahmen. Page zögerte. Das Radio dudelte weiter seine Tanzmusik. Er ging zur Tür und drückte sie auf.
     

Kapitel 18
    Dr.   Fell und Inspektor Elliot kamen nicht mehr zum Bahnhof. Sie verpaßten ihren Zug, denn als sie auf Farnleigh Close anlangten, erfuhren sie, daß Betty Harbottle wieder bei Bewußtsein war und bereit war, mit ihnen zu sprechen.
    Auf dem Weg durch den Obstgarten und über den bewaldeten Hügel hatten sie nur ein paar wenige Worte gewechselt. Und hätte ihnen jemand zugehört, hätte er wohl kaum verstanden, wovon sie sprachen. Doch was sie sagten, war von tödlicher Wichtigkeit für die Dinge, die sich nur ein oder zwei Stunden später ereignen sollten, als einer der gerissensten Mörder, die Dr. Fell je begegnet waren, (vielleicht vor der Zeit) mit einer List entlarvt wurde.
    Im Wald war es finster und stickig. Sterne blinkten durch das dichte Geflecht der Blätter, und im Strahl, den Elliots Taschenlampe auf den blanken Erdboden des Pfades warf, sah alles Grün gespenstisch aus. Aus dem Dunkel, von dem der Lichtstrahl ausging, waren zwei Stimmen zu hören, der rauhe Tenor des Inspektors und Dr.   Fells schnaufender Baß.
    »Aber sind wir denn nun dem Beweis auch nur ein Stückchen nähergekommen, Sir?«
    »Ich glaube schon. Ich hoffe es. Wenn ich bei einem in unserer Runde den Charakter richtig gedeutet habe, dann wird er uns alles an Beweisen liefern, was wir brauchen.«
    »Und wenn Ihre Lösung des Falles wirklich aufgeht.«
    »Hmpf. Wenn sie aufgeht. Nichts als Träume und Phantasiegebilde und Spekulation; aber es sollte reichen.«
    »Meinen Sie, es könnte da hinten« – Elliot machte eine Bewegung, als wolle er mit dem Kopf über die Schulter in Richtung von Madelines Haus weisen – »gefährlich werden?«
    Ein paar Augenblicke lang hörte man nur das Farnkraut an ihren Beinen entlangstreifen, dann antwortete Dr.   Fell.
    »Teufel noch mal, ich wünschte, ich wüßte es. Aber ich glaube, die Gefahr ist nicht groß. Führen Sie sich noch einmal den Charakter des Mörders vor Augen. Ein verschlagener, irrwitziger Kopf unter dem freundlichen Äußeren – wie unser Automat, der ja auch einmal hübsch war. Aber mit Sicherheit nicht der tobsüchtige Irre, dessen Weg mit Leichen gepflastert ist. Kein Ungeheuer. Ein Mörder, der sich mäßigt, mein Junge. Wenn ich mir ausmale, wer nach der klassischen Theorie, daß ein Mord den nächsten nach sich zieht, schon alles ermordet sein   SOLLTE , dann sträuben sich mir die Haare.
    Wir haben schon Fälle erlebt, bei denen der Mörder die ursprüngliche Tat bis ins kleinste geplant hatte, und dann packt es ihn plötzlich, und er bringt alles um, was ihm in den Weg kommt. Anscheinend ist es wie bei Oliven im Glas: Man hat unendlich viel Mühe, die erste herauszubekommen, und dann kullern einem die anderen nur so über den Tisch. Ohne daß die Leute sich groß darüber aufregen. Unser Mörder ist human, mein Junge. Verstehen Sie mich nicht falsch – ich habe nicht vor, ihn für seine vornehme Zurückhaltung zu loben, dafür, daß er so freundlich war, von weiteren Morden abzusehen. Aber liebe Güte, Elliot, überlegen Sie doch nur, wie viele da in Gefahr waren! Betty Harbottle hätte zum Schweigen gebracht werden können. Eine gewisse junge Dame hätte umgebracht werden können. Um das Leben eines gewissen Mannes habe ich von Anfang an gefürchtet. Aber keinen davon hat er angerührt.

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