Die Tuer im Schott
Die Augen waren nicht da, wo sie sein sollten. Sie hatte Augen in ihrem Rock, direkt an den Knien von dieser alten Puppe, und die haben mich angesehen. Ich konnte sehen, wie sie sich bewegten. Aber so schlimm sind die auch wieder nicht. Da gewöhne ich mich schon noch dran. Was dann noch war, weiß ich nicht mehr; ich muß wohl ohnmächtig geworden sein oder so was; aber jetzt steht sie draußen vor der Tür«, fuhr Betty ohne den mindesten Wandel in Ausdruck oder Tonfall fort und nickte in Richtung Zimmertür.
»Ich will schlafen«, fügte sie noch mit klagender Stimme hinzu.
Dr. King fluchte leise.
»Jetzt ist es wieder passiert«, sagte er. »Raus mit Ihnen. Nein, sie wird schon wieder; aber Sie verschwinden jetzt.«
»Ja«, stimmte Elliot zu und betrachtete Bettys geschlossene Augen, »das sollten wir wohl besser.«
Schuldbewußt gingen sie hinaus, fast auf Zehenspitzen, und King machte eine Pantomime, als schlage er die Tür hinter ihnen zu. »Ich hoffe«, murmelte er, »die Fieberphantasien waren Ihnen eine Hilfe.« Noch immer ohne ein Wort gingen Dr. Fell und der Inspektor hinüber zum Grünen Zimmer, das im Dunkel lag. Die schweren Möbel hatten etwas Bedrückendes, doch in den Fenstern funkelten die Sterne. An eines dieser Fenster traten sie nun.
»Damit wäre es entschieden, nicht wahr, Sir? Selbst ohne die – ähm – Bemerkung bei der gerichtlichen Untersuchung …«
»Ja. Es wäre entschieden.«
»Dann sollten wir sehen, daß wir noch in die Stadt kommen …«
»Nein«, sagte Dr. Fell nach einer Weile. »Ich glaube, das wird nicht nötig sein. Wir sollten unser Experiment besser jetzt gleich machen. Solange das Eisen noch heiß ist. Sehen Sie da!«
Der Garten unten zeichnete sich in klaren Linien vor dem Dunkel ab. Sie konnten den Irrgarten der Hecken erkennen, die Adern aus weißen Pfaden dazwischen, die klar umrissene Fläche rund um den Teich, die weißen Flecken der Seerosen. Doch nicht das betrachteten sie. Jemand, der etwas bei sich trug, das selbst in diesem Licht gut zu erkennen war, schlüpfte an den Bibliotheksfenstern vorüber und verschwand um die Südecke des Hauses.
Dr. Fell hatte den Atem angehalten. Nun stapfte er zur Lampe in der Mitte des Raums, zog den Schalter und wandte sich mit einem gewaltigen Schwung seines Umhangs um.
»Psychologisch gesehen – und so sehen wir es ja nun«, sagte er kühl zu Elliot, »psychologisch heißt es jetzt oder nie. Wir dürfen nicht zaudern. Jetzt, oder wir verlieren alles, was wir an Vorsprung haben. Treiben Sie sie zusammen! Ich werde ihnen einen kleinen Vortrag halten, wie man einen Mann ermorden kann, der allein in einem Zirkel aus Sand steht, und dann können wir nur hoffen, daß Beelzebub kommt und sich die Seele des Mörders holt. Nicht wahr?«
Ein leises Hüsteln unterbrach sie, denn Knowles war ins Zimmer getreten.
»Bitte um Verzeihung, Sir«, sagte er zu Dr. Fell. »Mr. Murray ist unten und wünscht die Herren zu sprechen. Er sagt, er suche schon seit geraumer Zeit nach Ihnen.«
»Was Sie nicht sagen!« rief Dr. Fell mit schönster Leutseligkeit. Er strahlte und ließ seinen Umhang flattern. »Hat er gesagt, weswegen?«
Knowles zögerte. »Nein, Sir. Das heißt …« Wieder stockte Knowles. »Er sagt, eine Sache mache ihm Sorgen, Sir. Und er hat auch nach Mr. Burrows gefragt. Und das läßt mich vermuten …«
»Nun sagen Sie schon! Was haben Sie auf dem Herzen?«
»Darf ich fragen, Sir, ob der Automat bei Miss Dane eingetroffen ist?«
Inspektor Elliot, der noch am Fenster gestanden hatte, drehte sich mit einem Ruck um.
»Der Automat bei Miss Dane eingetroffen? Was für ein Automat? Wovon reden Sie?«
»Sie kennen ihn, Sir«, erwiderte Knowles mit einem verlegenen Ausdruck, der auf einem weniger beherrschten Gesicht womöglich spöttisch gewirkt hätte. »Miss Dane rief am Nachmittag an und fragte, ob wir den Automaten am Abend zu ihrem Haus schicken könnten. Wir – ähm – fanden, daß es eine merkwürdige Bitte war, aber Miss Dane erklärte, es komme ein Herr zu Besuch, der ein Experte in solchen Dingen sei, und sie wolle, daß er sich die Figur einmal gründlich ansieht.«
»So«, sagte Dr. Fell mit tonloser Stimme. »Sie wollte, daß er sich die Figur gründlich ansieht.«
»Jawohl, Sir. Macneile (das ist der Gärtner) reparierte das Rad, und dann ließ ich den Apparat mit einem Fuhrwerk hinüberbringen. Macneile und Parsons berichteten, bei Miss Dane sei niemand zu Hause gewesen,
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