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Die Tuer im Schott

Die Tuer im Schott

Titel: Die Tuer im Schott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Dickson Carr
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Dunkeln fürchte. O nein, habe ich gesagt, vielleicht sehe ich ja sogar das Licht oben im Dach, das wäre die Sache wert. Das war aber nur ein Witz; das Licht ist ja auf der Südseite, und wenn man über den Pfad aus dem Chart kommt, kommt man an die Nordseite. Miss Dane hat gelacht und mir den Arm um die Schulter gelegt und hat gefragt, ob ich die einzige bin, die das gesehen hat. O nein, habe ich gesagt, das wissen alle; und das stimmte ja auch. Und wir waren alle neugierig wegen der Maschine da drin, dieser Puppe wie ein Grammophon …«
    Ein neuer Ausdruck kam in ihre Augen.
    Zunächst blieben alle stumm.
    »Und wer war das nun, der oben in der Kammer saß?«
    »Die meisten sagen, es war Sir John. Agnes hat ihn mal eines Nachmittags die Treppe runterkommen sehen, und sein Gesicht war ganz naß vom Schweiß und er hatte eine Art Hundepeitsche in der Hand. Da würde dir auch der Schweiß ausbrechen, hab ich zu ihr gesagt, wenn du da in dem Kabuff sitzen würdest mit der Tür zu. Aber Agnes sagt, so hätte es nicht ausgesehen.«
    »Nun, meine Liebe, wollen Sie uns denn erzählen, was sich gestern zugetragen hat? Hm?«
    »Zwei Minuten, Jungs«, mahnte Dr.   King.
    Betty sah ihn überrascht an.
    »Ich kann es ruhig erzählen«, sagte sie. »Ich bin hochgegangen und wollte mir einen Apfel holen. Aber als ich an die Kammer kam, sah ich, daß das Schloß nicht davor war. Das Vorhängeschloß war offen, es hing nur daneben. Die Tür war zu, aber sie war nur mit etwas festgeklemmt, was in die Ritze gesteckt war.«
    »Was haben Sie getan?«
    »Zuerst habe ich mir meinen Apfel geholt. Dann kam ich wieder zurück zu der Tür und hab angefangen, den Apfel zu essen. Danach bin ich noch mal zu der Apfelkammer gegangen, und dann dachte ich, jetzt siehst du endlich nach, was da drin ist. Aber so sehr wie sonst wollte ich gar nicht.«
    »Wie kam das?«
    »Weil da ein Geräusch drin war – jedenfalls kam es mir so vor. So eine Art Rattern, wie wenn man eine Standuhr aufzieht, aber nicht sehr laut.«
    »Wissen Sie noch, zu welcher Uhrzeit das war, Betty?«
    »Nein, Sir. Nicht genau. Es war nach eins, vielleicht Viertel nach oder noch später.«
    »Was haben Sie als nächstes getan?«
    »Ich bin gleich rübergelaufen, damit ich es mir nicht noch anders überlege. Das Stück Stoff, das die Tür zuhielt, war ein Handschuh. Verstehen Sie, Sir? Er war zwischen die Tür und den Rahmen geklemmt.«
    »Ein Männer- oder ein Frauenhandschuh?«
    »Männer-, glaube ich. Es war Öl dran. Zumindest roch er nach Öl. Er fiel zu Boden. Ich ging hinein. Ich konnte das alte Maschinending sehen; es stand da, ein Stück zur Seite. Ein Blick hat mir gereicht; nicht daß man da drin besonders gut sehen konnte. Aber ich war kaum drin, da ging die Tür hinter mir zu, ganz leise, und jemand hat die Kette vorgelegt, und ich hörte, wie das Schloß einschnappte; und da war ich da drin eingeschlossen.«
    »Ruhig!« mahnte der Arzt. Er nahm seine Uhr von der Kommode.
    Betty drehte die Bettdecke in den Händen. Dr.   Fell und der Inspektor sahen sich an; Dr.   Fells rotes Gesicht war ernst und besorgt.
    »Geht es noch, Betty? – Wer war da drin? Wer war oben in der Kammer?«
    »Niemand. Niemand außer diesem alten Maschinending. Kein Mensch.«
    »Sind Sie da sicher?«
    »O ja.«
    »Was haben Sie gemacht?«
    »Ich habe überhaupt nichts gemacht. Ich konnte nicht um Hilfe rufen – das habe ich mich nicht getraut. Ich hatte Angst, daß sie mich dann entlassen würden. Es war ja nicht ganz dunkel. Ich stand da und habe überhaupt nichts getan – vielleicht eine Viertelstunde lang. Und sonst hat auch niemand was getan; ich meine, dieses Maschinending, das hat sich nicht gerührt. Aber dann habe ich mich ganz nach hinten gedrückt, so weit wie ich nur konnte, weil es nämlich angefangen hatte, seine Arme um mich zu legen.«
    Wäre, schwört Dr.   Fell, in diesem Augenblick die Asche einer Zigarre in den Aschenbecher gefallen, so hätte man sie fallen hören. Elliot spürte den Atem in seiner eigenen Nase.
    »Sie hat sich bewegt, Betty?« fragte er. »Die Maschine hat sich bewegt?«
    »Ja, Sir. Sie hat die Arme bewegt. Es ging ziemlich langsam, genau wie der Körper, der sich irgendwie nach mir ausgestreckt hat; und sie hat dabei auch Geräusche gemacht. Aber das war nicht das Schlimmste. Das hat mir nicht mehr viel ausgemacht, weil ich ja schon eine ganze Viertelstunde mit dem Ding zusammen eingesperrt war. Aber was mir angst gemacht hat, das waren die Augen.

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