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Die Tuer im Schott

Die Tuer im Schott

Titel: Die Tuer im Schott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Dickson Carr
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keine Sorgen machen, für den Fall, daß du es noch nicht gesehen hattest – auch wenn ich, na ja, wenn ich ziemlich sicher war, daß du es wußtest.« Sie packte ihn am Aufschlag seines Jacketts. »Geh nicht da hinaus. Geh ihm nicht nach. Das will es doch gerade – dich hinauslocken.«
    Er blickte hinunter, sah die flehenden Augen, den kräftigen Hals, den sie ihm entgegenreckte. Entgegen allem, was er in diesem Augenblick dachte und empfand, waren seine Worte kühl und streng.
    Er sagte:
    »Unter all den absurden Orten, an denen man sagen könnte, was ich jetzt sagen will, ist dies hier der absurdeste. Unter allen unpassenden Zeiten, zu denen man sagen könnte, was ich sagen will, ist dies die unpassendste. Das muß ich betonen, denn ohne eine so verzweifelte Lage bekäme ich niemals heraus, was ich auf dem Herzen habe, und das ist, daß ich dich liebe.«
    »Dann ist ja doch noch etwas Gutes am Lammas Eve«, sagte Madeline und hob ihren Mund.
    Es ist die Frage, wie weit in einem Bericht über einen Kriminalfall die Dinge, die er in jenem Augenblick dachte und sprach, niedergelegt werden sollten. Aber wer weiß, ob er ohne die Bedrohung, die draußen vor dem Fenster gerade jenseits des Lichtscheins lauerte, jemals erfahren oder gehört hätte, was er nun erfuhr und hörte. Nicht daß er sich in jenem Augenblick darum Gedanken gemacht hätte. Er war mit anderen Dingen beschäftigt: dem Paradox, wie fern und geheimnisvoll ein geliebtes Gesicht aussieht, gerade wenn es einem so nahe kommt, der magischen Wirkung von Madelines Kuß, der sein ganzes Leben veränderte und von dem er selbst jetzt noch nicht glauben konnte, daß er Wirklichkeit war. Am liebsten hätte er einen Freudenjuchzer ausgestoßen, und nachdem noch etliche Minuten an diesem Fenster vergangen waren, tat er das auch.
    »Herrgott, Brian, warum hast du mir das denn nicht schon lange gesagt?« fragte Madeline halb lachend und halb weinend. »Aber keine lästerlichen Flüche! Wo bleibt nur meine gute Erziehung? Verrate mir nur, warum hast du es nicht gesagt?«
    »Weil ich mir nicht vorstellen konnte, daß du dich für mich interessierst. Ich wollte nicht, daß du mich auslachst.«
    »Hast du wirklich gedacht, ich würde lachen?«
    »Ehrlich gesagt – ja.«
    Sie faßte ihn bei den Schultern und blickte ihm forschend ins Gesicht. Ihre Augen hatten ein seltsames Leuchten.
    »Brian, du liebst mich wirklich, nicht wahr?«
    »Schon seit einer ganzen Weile versuche ich, dir das verständlich zu machen. Aber ich habe nichts dagegen, noch einmal von vorn anzufangen. Wenn …«
    »Eine alte Jungfer wie mich …«
    »Madeline, ganz gleich, was du sonst sagst, bitte sage nicht alte Jungfer. Es gibt kaum ein häßlicheres Wort in unserer Sprache. Kaum eins, das so voller Häme ist. Um dich zu beschreiben, da müßte man …«
    Wieder fiel ihm das seltsame Leuchten in ihren Augen auf.
    »Brian, wenn du mich wirklich liebst (wirklich?), kann ich dir dann etwas zeigen?«
    Draußen im Garten waren Schritte zu hören. Madeline hatte ihre Frage in einem merkwürdigen Ton gestellt, so merkwürdig, daß es Page aufhorchen ließ; doch nun blieb keine Zeit mehr, um nachzufragen. Als sie das Geräusch im Gras hörten, traten sie rasch einen Schritt auseinander. Zwischen den Lorbeerbüschen zeichneten sich nun Umrisse ab und kamen näher. Es war eine hagere Gestalt mit schmalen Schultern, und sie ging mit raschen und doch zugleich schlurfenden Schritten – woran Page zu seiner Erleichterung erkannte, daß es nur Nathaniel Burrows war.
    Anscheinend konnte Burrows sich nicht entscheiden, ob er sein Heilbuttsgesicht aufsetzen oder ob er lächeln sollte, und der Kampf zwischen beiden brachte eine freundliche Grimasse hervor. Die große Hornbrille ließ das Pendel aber doch zum Ernsthaften ausschlagen. Das lange Gesicht, das durchaus charmant sein konnte, wenn er ihm eine Chance dazu ließ, zeigte von diesem Charme nun bestenfalls einen Anflug. Den korrekten Bowlerhut hatte er in einem etwas verwegenen Winkel auf dem Kopf.
    »Ts! ts!« war sein einziger Kommentar, doch er lächelte dazu. »Ich komme«, erklärte er freundlich, »um den Automaten zu holen.«
    »Den …« Madeline sah ihn mit großen Augen an. »Den Automaten?«
    »Du solltest nicht am offenen Fenster stehen«, tadelte Burrows streng. »Es verwirrt dir den Kopf, und die Besucher haben den Schaden davon. Und du auch nicht«, fügte er an Page gewandt hinzu. »Die Puppe, Madeline. Die Figur, die du heute nachmittag

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