Die Tuer zur Zeit
dem ihr Bruder versuchen würde, das
T-Shirt wieder auszuziehen.
»Es sind Verbände!«, rief Rick. Der Stoff zerbröselte,
während er seinen Inhalt freigab. Er war feucht und verrottet.
Julia legte die Watte weg und kam näher. Rick wickelte
den Gegenstand behutsam aus.
»Sieht aus wie eine Schachtel«, stellte Jason fest.
Sie war rechteckig und aus dunkelbraunem Holz,
ungefähr fünfzehn Zentimeter lang, sieben breit und drei
hoch.
»Man kann sie aufmachen. Bin gespannt, was da drin
ist«, sagte Rick. Er drückte auf den Deckel und zog ihn
ab.
Julia runzelte verwirrt die Stirn. In der Schachtel
waren ziemlich viele Tonkügelchen und ein kleiner, eingerollter Streifen Pergament, der mit einer Schnur zusammengebunden war.
Als Rick diese berührte, zerfiel sie.
»Sei vorsichtig«, murmelte Jason. »Wer weiß, was es
ist.«
»Vielleicht hast du eine mittelalterliche Pralinenschachtel gefunden, Jason«, neckte ihn seine Schwester.
Ganz behutsam breitete Rick das Pergament auf dem
Tisch aus.
Es war mit seltsamen Zeichen beschriftet:
Julia schaute von dem Papier auf und sah in die verdatterten Gesichter von Jason und Rick. »Kann irgendjemand das hier entziffern?«
So plötzlich, wie es gekommen war, verzog sich das
Gewitter wieder. Schüchtern spähte die Sonne hinter den
Wolken hervor und spiegelte sich in den Regentropfen, die
an Zweigen und Grashalmen hängen geblieben waren.
Nestor suchte im Gewächshaus die jungen Pflanzen
aus, die er in den von Unkraut befreiten Garten umsetzen wollte. Er hatte sich dort hineingeflüchtet, als es zu
regnen begonnen hatte, und dem Prasseln des Regens auf
das Glasdach gelauscht.
Um die Kinder hatte er sich keine Sorgen gemacht.
Wenn sie schon vom Baden nass sind, können sie vom
Regen nicht noch nasser werden, dachte er sich. Schlimmstenfalls bekamen sie eben einen tüchtigen Schnupfen.
Als er sie um das Gewächshaus herumschleichen sah,
begriff er, dass sie etwas auf dem Herzen hatten, ihn
aber nicht stören wollten. Er ließ sie noch etwas schmoren, bevor er sich die Hände an seiner weißen Schürze
abwischte und hinausging. »Ist alles in Ordnung?«, fragte
er.
Julia stupste ihren Bruder mit dem Ellenbogen an, um
ihn dazu zu bringen, den Mund aufzumachen.
Jason stotterte herum: »Nein, es ist ... Wir haben uns
gefragt ... also ... Weil Sie schon so viele Jahre hier ... Julia
meinte, dass ...«
Seine Verlegenheit war so offensichtlich, dass Nestor
Mühe hatte, ernst zu bleiben. »Glaubst du, du schaffst es
heute noch«, fragte er ihn, »oder willst du dir etwas mehr
Zeit nehmen?«
Jason fasste sich ein Herz und reichte ihm das Pergamentröllchen. »Wir haben das hier gefunden«, sagte er,
»und wir wissen nicht, was es ist. Deswegen wollten wir
Sie fragen.«
Nestor entrollte das Pergament gerade so weit, dass er
einige der Symbole sehen konnte. »Wo habt ihr das her?«,
fragte er. Plötzlich war er ernst geworden.
Sie blieben oben auf der Treppe stehen. Jason erklärte,
wo er die Schachtel gefunden hatte, verschwieg jedoch,
dass er um ein Haar abgestürzt wäre.
Nestor hörte ihm aufmerksam zu, dann schwieg er
eine ganze Weile, als lausche er dem Rauschen des Meers
und dem fernen Möwengeschrei. Schließlich riss er sich
von seinen Gedanken los, gab Jason das Pergament zurück
und schüttelte den Kopf. »Nein. Ich weiß nicht, was ich
sagen soll und auch nicht, was das sein könnte.«
»Ist es vielleicht eine Schrift?«, fragte Jason. »So etwas
wie Hieroglyphen?«
»Das sind keine Hieroglyphen«, erwiderte Julia. »Hieroglyphen sehen irgendwie anders aus.«
»Und außerdem ist das hier ein Pergament, während
die alten Ägypter auf Papyrus schrieben«, fügte Rick
hinzu. »Sie hatten Boote aus Papyrusbündeln, die nur auf
dem Nil fahren konnten. Auf hoher See hätten sie den
Wellen niemals standgehalten.«
Nestor warf dem Jungen mit den roten Haaren einen
anerkennenden Blick zu.
»Dann kann es nur ein Scherz sein, den sich jemand
gemacht hat«, meinte Julia. »Ich habe es ja schon gesagt:
eine Schachtel mit verdorbenen Pralinen.«
Jason machte das wütend. »Was soll das denn für ein
Scherz sein? Eine Schachtel Pralinen in den Klippen zu
verstecken? Und was ist dann bitte das hier?«
»Der Dankesbrief«, erklärte Julia und tat, als lese sie
von dem Pergament ab: Wir danken Euch für die Einladung und das köstliche Abendessen ... blablabla ... Mama
schreibt jedes Mal einen, nachdem sie und
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