Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Türen seines Gesichts

Die Türen seines Gesichts

Titel: Die Türen seines Gesichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
Vom Netzwerk:
Ich bin der Vernichter der Bären aus der Wüste der Toten. Zweieinhalb Jahrhunderte lang haben sie mir ihre Geschichte erzählt, und das hat mich verändert. Soweit es sie betrifft, bin ich mächtig und weise und gut. In dieser Eigenschaft bin ich ihnen einiges schuldig. Wenn ich ihnen nicht ihr Leben gebe, wer wird dann da sein, um mich im Schnee zu ehren und meine Geschichte an den Lagerfeuern zu singen und für mich die besten Stücke von den wolligen Raupen abzuschneiden? Niemand, Turl. Und dies ist alles, was mein Leben jetzt noch wert ist. Weckt die anderen. Ihr habt keine Wahl.“
    „Na schön“, sagte Turl. „Und wenn ihre Entscheidung gegen dich ausgehen sollte?“
    „Dann werde ich mich zurückziehen, und du kannst Gott sein“, sagte Jarry.
     
    Und jetzt sieht Jarry Dark jeden Tag, wenn die Sonne aus dem purpurnen Himmel niedergeht, zu, wie sie hinter dem Horizont versinkt, denn er wird nicht mehr den Schlaf von Eis und Stein schlafen, in dem es keine Träume gibt. Er hat sich entschieden, die Spanne seiner Tage in einem winzigen Augenblick des Wartens auszuleben, um nie das neue Alyonal seines Volkes zu erblicken. Jeden Morgen wecken ihn an der neuen Totenland-Anlage Geräusche wie das Krachen von Eis, das Zittern von Blech, das Reißen von Stahlfäden, ehe sie mit ihren Opfern zu ihm kommen, singend und Zeichen im Schnee hinterlassend. Sie preisen ihn, und er lächelt auf sie herab. Manchmal hustet er.
    Entsprechend den Erfordernissen von Catform Y7, Kaltweltklasse (alyonalangepaßt), eignete sich Jarry Dark, geboren von Mann und Frau, nicht für die Existenz irgendwo im Universum, das ihm gleichwohl einen Platz garantiert hatte. Je nachdem, wie man das betrachtete, war dies ein Segen oder ein Fluch. Sie können es also sehen, wie Sie wollen, dies jedenfalls war die Geschichte. So zeigt sich das Leben jenen erkenntlich, die ihm uneingeschränkt dienen.

 
     
Der Teufelswagen
    (Devil Car)
     
    Murdock raste über die Große Westliche Straßenebene.
    Hoch über ihm brannte die Sonne wie ein feuriges Yo-Yo, während er mit mehr als einhundertsechzig Meilen in der Stunde über die unzähligen Hügel der Ebene raste. Nichts veranlaßte ihn dazu abzubremsen, und Jennys verborgene Augen entdeckten all die Schlaglöcher und Steine, ehe sie sie erreichten, und sie korrigierte ihren Kurs jedesmal sorgfältig, manchmal, ohne daß er überhaupt die winzigen Bewegungen der Steuersäule unter seinen Händen bemerkte.
    Selbst durch die dunkel getönte Windschutzscheibe und die dicke Schutzbrille, die er trug, brannte das grelle Licht der glatt-gebrannten Ebene in seine Augen, so daß es manchmal so schien, als steuerte er ein sehr schnelles Boot unter einem grell leuchtenden fremden Mond durch die Nacht, als zöge er seine Bahn über einen See aus silbernem Feuer. Hinter ihm erhoben sich hohe Staubwellen, hingen in der Luft und sanken nach einer Weile wieder herunter.
    „Du machst dich müde“, sagte das Radio, „wenn du so dasitzt und das Steuer umklammerst und immer nach vorne starrst. Warum versuchst du nicht, etwas auszuruhen? Laß mich die Scheiben abdunkeln. Geh schlafen und überlaß mir das Fahren.“
    „Nein“, sagte er. „Ich will es so.“
    „Na schön“, sagte Jenny. „Ich wollte nur fragen.“
    „Danke.“
    Etwa eine Minute später begann das Radio zu spielen – eine weiche Musik, Sattenklänge.
    „Hör damit auf!“
    „Tut mir leid, Chef. Ich dachte, es würde dich entspannen.“
    „Wenn ich Entspannung brauche, werde ich es dir sagen.“
    „Geht klar, Sam. Tut mir leid.“
    Das Schweigen schien nach dieser kurzen Unterbrechung drückend. Aber Jenny war ein gutes Auto, das wußte Murdock. Sie war die ganze Zeit um sein Wohlergehen besorgt und darauf bedacht, daß er seine Suche fortsetzen konnte.
    Man hatte sie wie einen munteren Swingerwagen gebaut: äußerlich zumindest – grell bunt, mit viel Rot, schnell. Aber unter den Ausbuchtungen ihrer Motorhaube lauerten Raketen, und neben den Scheinwerfern verbargen sich zwei Rohre vom Kaliber fünfzig; sie trug einen Gurt von Fünf- und Zehn-Sekunden-Granaten um den Leib und im Kofferraum einen Sprühtank mit Napalm.
    … Denn seine Jenny war ein speziell gebauter Todeswagen, für ihn vom Erzingenieur der Dschi-Em-Dynastie, weit im Osten gebaut, und bei ihrer Konstruktion war die ganze Schlauheit jenes großen Meisters zum Tragen gekommen.
     
    „Diesmal finden wir es, Jenny“, sagte er, „tut mir auch leid, daß ich dich so

Weitere Kostenlose Bücher