Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Türen seines Gesichts

Die Türen seines Gesichts

Titel: Die Türen seines Gesichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
Vom Netzwerk:
den Wilden überzulaufen?“ fragte er. „Nie zu wissen, wann er das nächste Mal Treibstoff bekommt – oder Ersatzteile für die Reparatureinheiten? Warum tun sie das?“
    „Ich weiß nicht, Sam. Ich habe nie darüber nachgedacht.“
     
    „Vor zehn Jahren hat der Teufelswagen, ihr Anführer, meinen Bruder bei einem Überfall auf seine Benzinfestung getötet“, sagte Murdock, „und seitdem habe ich diesen schwarzen Caddy gejagt. Aus der Luft habe ich ihn gesucht und zu Fuß. Ich habe andere Wagen benutzt. Ich hatte Wärmesensoren und Raketengeschosse. Selbst Minen habe ich gelegt. Aber er ist immer zu schnell oder zu schlau oder zu stark gewesen. Dann habe ich dich bauen lassen.“
    „Ich wußte, daß du ihn sehr haßtest. Ich hab mich immer gefragt, weshalb“, sagte Jenny.
    Murdock zog an seiner Zigarette.
    „Ich habe dich speziell programmieren und panzern und mit Waffen ausstatten lassen, und du bist das zäheste, schnellste und schlaueste Ding, das es auf Rädern gibt, Jenny. Du bist die Scharlachrote Lady. Du bist der einzige Wagen, der es mit dem Caddy und seinem ganzen Rudel aufnehmen kann. Du hast Zähne und Klauen, wie die sie noch nie erlebt haben. Diesmal krieg ich sie.“
    „Du hättest zu Hause bleiben und mir die Jagd überlassen können, Sam.“
    „Nein. Ich weiß, daß ich es gekonnt hätte, aber ich will dabei sein. Ich will die Befehle erteilen, will einige der Knöpfe selbst drücken und zusehen, wie dieser Teufelswagen bis auf ein Metallskelett niederbrennt. Wie viele Leute, wie viele Wagen hat er vernichtet? Wir haben die Zahl vergessen. Ich muß ihn kriegen, Jenny!“
    „Ich werden ihn für dich finden, Sam.“
    Sie rasten weiter, mit etwa zweihundert Meilen die Stunde.
    „Wie steht’s mit dem Treibstoff, Jenny?“
    „Genug, und ich habe noch nicht auf Reservetanks geschaltet. Mach dir keine Sorgen.“
    „Die Spur wird deutlicher“, fügte sie dann hinzu.
    „Gut. Wie steht es mit dem Waffensystem?“
    „Überall rotes Licht. Alles klar.“
    Murdock drückte seine Zigarette aus und zündete sich eine neue an.
    „… Einige von ihnen fahren tote Menschen angeschnallt herum“, sagte Murdock, „damit sie wie anständige Wagen mit Passagieren aussehen. Der schwarze Caddy tut das die ganze Zeit und wechselt sie regelmäßig aus. Er hält den Innenraum klimatisiert – damit sie sich halten.“
    „Du weißt eine Menge darüber, Sam.“
    „Meinen Bruder hat er mit solchen Passagieren und gefälschten Nummernschildern getäuscht. Auf diese Weise hat er ihn dazu gebracht, seine Benzinfestung zu öffnen. Und dann griff das ganze Rudel an. Gelegentlich hat er sich schon rot und grün und blau und weiß lackiert, aber über kurz oder lang wird er immer wieder schwarz. Gelb und braun oder zweifarbige Lackierungen mag er nicht. Ich habe eine Liste mit praktisch sämtlichen gefälschten Nummernschildern, die er je benutzt hat. Er ist auch schon über die großen Freeways in Städte hineingefahren und hat an regulären Tankstellen aufgetankt. Dabei haben sie schon oft die Nummer notiert, wenn er dann wegraste, in dem Augenblick nämlich, in dem der Tankwart auf der Fahrerseite an die Tür tritt, um sich sein Geld geben zu lassen. Er kann Dutzende menschlicher Stimmen nachmachen. Aber fangen können sie ihn nachher nie, dazu ist sein Motor viel zu hochfrisiert. Er schafft es immer wieder hierher auf die Ebene, dann hängt er sie ab. Selbst Gebrauchtwagenplätze hat er schon überfallen …“
    Jenny schlug einen scharfen Haken.
    „Sam! Die Spur ist jetzt ganz ausgeprägt. Diese Richtung! Sie führt zu den Bergen dort hinten.“
    „Folgen!“ befahl Murdock.
    Dann war er längere Zeit stumm. Im Osten zeigten sich die ersten Anzeichen des nahenden Morgens. Der bleiche Morgenstern leuchtete hinter ihnen wie eine weiße Reißzwecke auf einer blauen Schiefertafel.
    Sie rollten einen sanften Abhang hinauf.
    „Hol’ ihn dir, Jenny! Hol’ ihn!“, drängte Murdock.
    „Ich glaube, das werden wir“, sagte sie.
    Die Steigung nahm zu. Jenny verlangsamte ihr Tempo, um sich dem Terrain anzupassen, das etwas uneben wurde.
    „Was ist denn?“ fragte Murdock.
    „Es geht hier mühsamer“, sagte sie, „außerdem wird es immer schwieriger, der Spur zu folgen.“
    „Warum?“
    „Die Hintergrundstrahlung ist hier noch ziemlich stark“, erklärte sie, „das stört mein Sensorsystem.“
    „Gib dir Mühe, Jenny.“
    „Die Spur führt geradewegs auf die Berge zu.“
    „Folge ihr nur, folge

Weitere Kostenlose Bücher