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Die Türen seines Gesichts

Die Türen seines Gesichts

Titel: Die Türen seines Gesichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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sie bekomme. Mein Vater hat sie mir aufgehoben.“
    „Hm!“ knurrte er. „Eine ziemlich seltsame Methode, eine Uhr zu suchen, indem man in einem Jeepster auf und ab rast.“
    „Auf diese Weise könnte ich Lichtreflexe erkennen“, meinte ich etwas lahm.
    „Nun, es fängt an dunkel zu werden“, stellte er fest. „Hat keinen Sinn, daß Sie heute weitersuchen. Werft eine Plane über den Jeepster“, wies er die Mechaniker an. Dann klopfte er mir auf die Schulter. „Kommen Sie ’rein, duschen Sie und essen Sie einen Bissen. Sie sehen so aus, als könnten Sie beides gebrauchen.“
    Kleine fettige Flecken unter bleichen Augen, schütteres Haar und eine irische Nase, eine Stimme, die um ein Dezibel lauter war als die aller anderen … Seine einzige Qualifikation für die Führerschaft.
    Ich stand da und haßte ihn. Claudius! Wäre das bloß der fünfte Akt!
    Und plötzlich erfaßte ich, was er gesagt hatte: duschen, essen. Ich konnte wirklich beides gebrauchen. Wenn ich darauf bestand, sofort umzukehren, würde ich nur Verdacht erwecken, noch mehr Verdacht.
    Also wischte ich mir den Sand vom Ärmel. „Sie haben recht. Das klingt gut.“
    „Kommen Sie, wir essen in meiner Kabine.“
    Die Dusche war ein Segen, und sauberes Khakizeug war die Gnade Gottes. Und die Steaks dufteten wie der Himmel selbst.
    „Riecht ganz gut“, sagte ich. Wir fuhrwerkten eine Weile schweigend in unserem Essen herum. Als wir zum Nachtisch und zum Kaffee kamen, schlug er vor: „Nehmen Sie sich doch die Nacht frei. Bleiben Sie hier und schlafen Sie sich aus.“ Ich schüttelte den Kopf. „Ich hab’ ziemlich viel zu tun. Muß noch einiges fertigmachen. Es ist nicht mehr viel Zeit.“
    „Vor ein paar Tagen sagten Sie doch, Sie wären beinahe fertig.“
    „Beinah, aber nicht ganz.“
    „Sie sagten auch, heute abend sei eine Zeremonie im Tempel.“
    „Stimmt. Ich werde in meinem Zimmer arbeiten.“
    Er zuckte die Achseln. Schließlich sagte er: „Gallinger“, und ich blickte auf, weil er das nur tat, wenn es Ärger gibt.
    „Mich sollte das ja nichts angehen“, sagte er, „aber es tut es doch. Betty sagt, Sie hätten ein Mädchen dort unten.“
    Da war kein Fragezeichen. Das war eine Feststellung, die in der Luft hing. Die auf Bestätigung wartete.
    Betty, du Miststück. Du bist eine Kuh und ein Miststück. Und obendrein eifersüchtig. Warum hast du deine Nase nicht dort gelassen, wo sie hingehört, die Augen zugemacht? Und den Mund?
    „So?“ sagte ich gedehnt. Das war eine Feststellung mit einem Fragezeichen.
    „So“, antwortete er, „es ist meine Pflicht, als Leiter dieser Expedition dafür zu sorgen, daß die Beziehung zu den Eingeborenen in freundlicher und diplomatischer Weise ablaufen.“
    „Sie sprechen von ihnen“, sagte ich, „als wären es Primitive. Aber die Wahrheit ist weit davon entfernt.“
    Ich stand auf.
    „Wenn meine Papiere veröffentlicht werden, wird jedermann auf der Erde diese Wahrheit kennen. Ich werde ihnen Dinge sagen, die Dr. Moore nie auch nur geahnt hat. Ich werde die Tragödie einer dem Untergang geweihten Rasse schildern, die, resigniert und ohne Interesse, auf den Tod wartet. Ich werde die Gründe darlegen, und das wird selbst die harten Herzen der Wissenschaftler brechen. Ich werde darüber schreiben, und man wird mir noch mehr Preise verleihen wollen, und diesmal werde ich sie ablehnen.
    Mein Gott“, rief ich aus. „Die hatten hier schon eine Kultur, als unsere Urahnen noch Säbelzahntiger erschlugen und gerade dabei waren, herauszufinden, wie das Feuer funktioniert!“
    „ Haben Sie jetzt ein Mädchen dort unten?“
    „Ja!“ sagte ich. Er war Claudius, war Vater, Emory, alles! „Ja. Aber ich verrate Ihnen jetzt eine wissenschaftliche Sensation. Sie sind bereits tot. Sie sind steril. In einer weiteren Generation wird es keine Marsianer mehr geben.“
    Ich hielt inne und fügte dann hinzu: „Bloß in meinen Schriften werden sie weiterleben, bloß auf ein paar Stückchen Mikrofilm und auf Band. Und in ein paar Gedichten, die von einem Mädchen handeln, dem ihr Schicksal gleichgültig war und die sich mit ihrem Tanz gegen die Ungerechtigkeit von all dem auflehnte.“
    „Oh“, sagte er.
    Und nach einer Weile: „Sie haben sich in diesen letzten zwei Monaten wirklich anders verhalten. Sie waren manchmal richtig höflich, wissen Sie. Ich habe mir den Kopf darüber zerbrochen, was vorging. Ich hatte nicht gewußt, daß irgend etwas für Sie so wichtig sein könnte.“
    Ich senkte den

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