Die Türme der Mitternacht
diesem Mann zerbrechen. Er will deinen Thron nicht, das verspreche ich, und die Zwei Flüsse brauchen eine Aufsicht. Wäre es so schrecklich, sie den Mann haben zu lassen, den sie sich selbst gewählt haben?«
In dem kleinen Zimmer kehrte Schweigen ein. Elayne musterte Perrin, schätzte ihn ein. Faile hielt den Atem an.
»Also gut«, sagte Elayne schließlich. »Ich nehme an, ihr seid mit Forderungen gekommen. Lasst sie hören, damit wir entdecken können, ob sich etwas machen lässt.«
»Keine Forderungen«, sagte Faile. »Ein Angebot.«
Elayne hob die Brauen.
»Eure Mutter hat recht«, sagte Faile. »Perrin will Euren Thron nicht.«
»Was ihr beiden wollt, könnte irrelevant sein, sobald sich eure Leute eine Idee in den Kopf gesetzt haben.«
Faile schüttelte den Kopf. »Sie lieben ihn, Euer Majestät. Sie respektieren ihn. Sie tun, was er sagt. Und wir können und werden ihnen Ideen von einem wiedererstandenen Manetheren austreiben.«
»Und warum solltet ihr das tun?«, wollte Elayne wissen. »Ich weiß, wie schnell die Zwei Flüsse durch die Flüchtlinge wachsen, die über die Berge kommen. Die Letzte Schlacht könnte Nationen stürzen und hervorbringen. Ihr habt keinen Grund, auf die Chance zu verzichten, euer eigenes Königreich zu erschaffen.«
»Tatsächlich haben wir sogar einen guten Grund dafür«, sagte Faile. »Andor ist eine starke Nation, die blüht. Die Städte in den Zwei Flüssen mögen schnell wachsen, aber die Menschen dort haben kaum angefangen, sich nach einem Lord zu sehnen. In ihren Herzen sind sie noch immer Bauern. Sie wollen keinen Ruhm, sie wollen, dass ihre Ernte gedeiht.« Faile hielt inne. »Vielleicht habt Ihr recht, vielleicht wird die Welt ja wieder zerstört, aber das ist nur ein weiterer Grund, Verbündete zu haben. Niemand will einen Bürgerkrieg in Andor, und erst recht nicht die Menschen in den Zwei Flüssen.«
»Was also schlagt Ihr vor?«, fragte Elayne.
»Eigentlich nichts, das es nicht schon gibt«, sagte Faile. »Verleiht Perrin einen offiziellen Titel, und macht ihn zum Hochlord über die Zwei Flüsse.«
»Und was meint Ihr mit ›Hochlord‹?«
»Er hätte einen höheren Rang als die anderen Adelshäuser von Andor, stünde aber unter der Königin.«
»Ich bezweifle, dass das den anderen gefällt«, sagte Elayne. »Was ist mit den Steuern?«
»Die Zwei Flüsse sind davon befreit«, sagte Faile. Als sich Elaynes Miene verfinsterte, fuhr sie schnell fort. »Euer Majestät, der Thron hat die Zwei Flüsse seit Generationen ignoriert, hat sie weder vor Banditen beschützt noch Arbeiter entsandt, die seine Straßen instand hält, hat nicht für Magistrate oder Friedensrichter gesorgt.«
»Das haben sie auch nicht gebraucht«, erwiderte Elayne. »Sie haben sich prächtig selbst verwaltet.« Sie sagte nichts davon, dass die Menschen in den Zwei Flüssen von der Königin geschickte Steuereintreiber, Magistrate oder Friedensrichter vermutlich fortgejagt hätten - aber sie schien es zu wissen.
»Nun, dann muss sich auch nichts ändern«, sagte Faile. »Die Zwei Flüsse verwalten sich selbst.«
»Man könnte mit ihnen zollfreien Handel treiben«, schlug Alliandre vor.
»Das mache ich schon«, sagte Elayne.
»Also ändert sich nichts«, sagte Faile erneut. »Einmal davon abgesehen, dass Ihr eine mächtige Provinz im Westen dazubekommt. Perrin wird sich als Euer Verbündeter und untertäniger Lord bereiterklären, Truppen zu Eurer Verteidigung loszuschicken. Außerdem wird er die ihm verschworenen Monarchen anweisen, Euch zu unterstützen.«
Elayne warf einen Blick auf Alliandre. Vermutlich hatte ihr Morgase davon erzählt, dass Alliandre den Treueid geleistet hatte, aber sie würde das selbst hören wollen.
»Ich habe Lord Perrin die Treue geschworen«, sagte Alliandre. »Ghealdan fehlen schon seit langem mächtige Verbündete. Ich wollte das ändern.«
»Euer Majestät.« Faile lehnte sich vor, die Teetasse mit beiden Händen umklammert. »Perrin verbrachte mehrere Wochen mit einigen seanchanischen Offizieren. Sie haben einen großen Pakt der Nationen erschaffen, die unter einem Banner verbündet sind. Rand al’Thor, dem Ihr vermutlich als Freund vertraut, hat das Gleiche getan. Tear, Illian und mittlerweile vermutlich auch Arad Doman werden von ihm beherrscht. Heutzutage vereinigen sich Nationen eher, als sich zu trennen. Andor erscheint jede Stunde kleiner.«
»Darum tat ich das alles«, sagte Alliandre.
Nun, Faile vertrat eher die Ansicht, dass sie sich in
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