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Die Türme der Mitternacht

Die Türme der Mitternacht

Titel: Die Türme der Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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befreien. Ihr bekommt mich nicht. Matrim Cauthon ist nicht Eure verdammte Marionette.«
    »Das werden wir sehen«, knurrte ein Eelfinn mit lustvollem Blick. Die Hand der Kreatur schoss vor, viel zu scharfe Nägel funkelten im Dämmerlicht. Sie trieb sie direkt in Mats linke Augenhöhle, dann riss sie das Auge mit einem Ruck heraus.
    Mat schrie. Beim Licht, was für Schmerzen! Mehr als jede in der Schlacht davongetragene Verletzung, mehr als jede Beleidigung oder Spott. Er fühlte etwas Feuchtes auf der Wange, und er schrie erneut, als seine Finger das klaffende Loch ertasteten, wo sich eben noch sein Auge befunden hatte.
    Er warf den Kopf zurück und brüllte in den Raum hinein, schrie vor Agonie.
    Die Eelfinn schauten mit ihren schrecklichen, beinahe menschlichen Gesichtern zu, die Augen vor Ekstase zusammengekniffen, während sie sich an etwas labten, das von Mat ausging. Einen beinahe unsichtbaren rot-weißen Dunst.
    »Der Geschmack!«, rief ein Eelfinn aus.
    » So lange her!«, rief ein anderer.
    »Wie er sich um ihn herum windet!«, sagte der, der sein Auge genommen hatte. »Wie er sich dreht! Blutgeruch in der Luft! Und der Spieler wird zum Zentrum von allem! Ich kann das Schicksal selbst schmecken!«
    Mat heulte auf, sein Hut fiel zu Boden, während er durch ein einzelnes, tränenblindes Auge in die Dunkelheit über ihnen starrte. Seine Augenhöhle schien in Flammen zu stehen! Brannte! Er fühlte, wie Blut und Augenflüssigkeit auf seinem Gesicht trockneten und dann abblätterten, während er schrie. Die Eelfinn atmeten noch tiefer ein, erschienen wie betrunken.
    Mat stieß einen letzten Schrei aus. Dann ballte er die Fäuste und schloss den Mund, obwohl er ein leises Stöhnen - ein Stöhnen voller Zorn und Schmerz - aus den Tiefen seiner Kehle nicht unterdrücken konnte. Einer der Eelfinn brach wie überwältigt zusammen. Es war der, der Mats Auge genommen hatte. Er hielt es in seinen Händen, krümmte sich darum zusammen. Die anderen stolperten fort, fanden den Weg zu den Säulen oder den Wänden, stützten sich dagegen.
    Noal rannte an Mats Seite. Thom, der noch immer Moiraine hielt, folgte ihm vorsichtiger.
    » Mat?«, fragte Noal.
    Noch immer die Zähne gegen den Schmerz zusammengebissen, zwang sich Mat, seinen Hut vom weißen Boden aufzuheben. Er würde seinen Hut nicht hier zurücklassen, verflucht. Es war ein verdammt guter Hut.
    Stolpernd kam er auf die Füße.
    »Dein Auge …«, sagte Thom.
    »Spielt keine Rolle«, sagte Mat. Soll man mich doch als Narren verbrennen. Als verfluchten ziegenköpfigen Narren! Er konnte vor Schmerzen kaum denken.
    Sein anderes Auge blinzelte Schmerzenstränen. Es kam ihm wirklich so vor, als hätte er die Hälfte des Lichts der Welt verloren. Es war, als würde man durch ein Fenster sehen, dessen eine Hälfte geschwärzt war. Trotz des tobenden Schmerzes in der linken Augenhöhle hatte er das Gefühl, das Auge öffnen zu können.
    Aber das konnte er nicht. Es war weg. Und kein Machtlenken der Aes Sedai konnte es ersetzen.
    Er setzte den Hut auf und ignorierte den Schmerz trotzig. Er zog die Krempe auf der linken Seite tief ins Gesicht und beschattete die leere Augenhöhle, dann bückte er sich und hob den Ashandarei auf, stolperte kurz, blieb aber stehen.
    »Ich hätte derjenige sein sollen, der bezahlt«, sagte Thom bitter. »Nicht du. Du wolltest nicht einmal herkommen.«
    »Es war meine Entscheidung«, sagte Mat. »Und ich musste es sowieso tun. Es ist eine der Antworten, die mir die Aelfinn bei meinem ersten Besuch gaben. Ich würde die Hälfte des Lichts der Welt aufgeben müssen, um die Welt zu retten. Verdammte Schlangen.«
    »Um die Welt zu retten?«, fragte Thom und betrachtete Moiraines friedliches Gesicht; ihr Körper war in den Flickenumhang eingehüllt. Sein Bündel lag auf dem Boden.
    »Sie hat noch etwas zu erledigen«, sagte Mat. Der Schmerz ließ etwas nach. »Wir brauchen sie, Thom. Ich will verflucht sein, aber vermutlich hat es etwas mit Rand zu tun. Aber egal, das musste passieren.«
    »Und wenn doch nicht? Sie sagte, sie sah …«
    »Es spielt keine Rolle«, sagte Mat und wandte sich dem Ausgang zu. Die Eelfinn waren noch immer überwältigt. Wenn man so ihren Gesichtsausdruck betrachtete, hätte man zu dem Schluss kommen können, dass sie diejenigen waren, die ein Auge verloren hatten! Er legte sich sein Bündel über die Schulter und ließ Thoms da, wo es lag. Er konnte keine zwei tragen, nicht, wenn er noch kämpfen wollte.
    »Jetzt habe ich

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