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Die Türme der Mitternacht

Die Türme der Mitternacht

Titel: Die Türme der Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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im Verstand dieser Kreatur nichts mehr von dem Menschen Noam übrig sei.
    »Grenzenlos«, sagte er. »Was denkst du über die Welt der Menschen?«
    Sofort traf ihn eine schnelle Bilderfolge. Schmerzen. Trauer. Verwelkende Ernten. Schmerzen. Ein großer, stämmiger Mann, der betrunken eine hübsche Frau schlug. Schmerzen. Ein Feuer. Furcht, Trauer. Schmerzen.
    Perrin taumelte zurück. Grenzenlos schickte weiter die Bilder. Eines nach dem anderen. Ein Grab. Daneben ein kleineres Grab, wie für ein Kind. Das Feuer wurde größer. Ein zornentbrannter Mann - Noams Bruder; Perrin erkannte ihn, obwohl der Mann zum damaligen Zeitpunkt nicht gefährlich erschienen war.
    Es war eine Flut, eine überwältigende Flut. Perrin stieß ein Heulen aus. Ein Klagelied für das Leben, das Noam geführt hatte, ein Trauergesang voller Qual und Schmerz. Kein Wunder, dass dieser Mann das Leben eines Wolfs vorzog.
    Die Bilder hörten auf, und Grenzenlos wandte den Kopf ab. Perrin schnappte unwillkürlich nach Luft.
    Ein Geschenk, sagte Grenzenlos.
    »Beim Licht«, flüsterte Perrin. »Das war eine Entscheidung, nicht wahr? Du hast den Wolf absichtlich gewählt.« Grenzenlos schloss die Augen.
    »Ich hatte immer befürchtet, dass er mich überwältigt, wenn ich nicht vorsichtig bin.« Der Wolf ist Frieden.
    »Ja«, sagte Perrin und legte dem Wolf die Hand auf den Kopf. »Ich verstehe.«
    Das war für Grenzenlos das Gleichgewicht. Ein ganz anderes Gleichgewicht als bei Elyas. Und auch anders als das, das er gefunden hatte. Er verstand. Es bedeutete nicht, dass die Art und Weise, auf die er die Kontrolle verlor, keine Gefahr darstellte. Aber es war das letzte Puzzleteil, das er benötigte, um es zu verstehen. Das letzte Teil von ihm selbst.
    Danke, übermittelte Perrin die Botschaft. Das Bild von Junger Bulle dem Wolf und Perrin dem Mann, die Seite an Seite auf einem Hügel standen und beide denselben Geruch hatten. Er schickte das Bild hinaus in den Traum, mit so viel Kraft, wie er konnte. Zu Grenzenlos, zu den Wölfen in der Nähe. Zu jedem, der zuhören wollte.
    Danke.
     
    »Dovie’andi se tovya sagain«, sagte Olver und warf die Würfel. Sie rollten über den Tuchboden des Zelts. Olver lächelte, als sie ruhten. Nur schwarze Augen, keine Wellenlinien oder Dreiecke. In der Tat ein glücklicher Wurf.
    Olver bewegte seinen Spielstein auf dem Spielbrett von Schlangen und Füchse, das sein Vater für ihn auf einem Tuch angefertigt hatte. Es schmerzte ihn jedes Mal, dieses Spielbrett zu sehen. Aber er ließ es sich nicht anmerken. Krieger weinten nicht. Davon abgesehen würde er eines Tages den Shaido finden, der seinen Vater getötet hatte. Dann würde er seine Rache bekommen.
    So etwas tat ein Mann eben, wenn er ein Krieger war. Sicherlich würde Mat ihm helfen, sobald er die Sache mit der Letzten Schlacht erledigt hatte. Dann würde er ihm nämlich etwas schulden, und zwar nicht nur für die vielen Male, die er Mats Botenjunge gewesen war. Sondern für die Informationen, die er ihm über die Schlangen und Füchse gegeben hatte.
    Talmanes saß neben Olver auf einem Stuhl. Der stoische Mann las in einem Buch und schenkte dem Spiel nur geringe Aufmerksamkeit. Mit ihm konnte man nicht annähernd so gut spielen wie mit Thom oder Noal. Aber Talmanes war ja auch nicht geschickt worden, um mit ihm zu spielen, sondern um auf ihn aufzupassen.
    Mat wollte nicht, dass er wusste, dass sie zum Turm von Ghenjei aufgebrochen waren und ihn zurückgelassen hatten. Nun, er war kein Narr, und er wusste, was los war. Er war nicht wütend, jedenfalls nicht richtig. Noal war als Begleiter eine gute Wahl, und wenn Mat nur drei Männer mitnehmen konnte, nun … Noal konnte besser kämpfen als er. Also war es vernünftig, wenn er mitging.
    Aber das nächste Mal würde er die Auswahl treffen. Und dann war Mat besser nett, oder er würde zurückbleiben müssen.
    »Du bist dran, Talmanes«, sagte er.
    Talmanes murmelte etwas, nahm die Würfel und warf, ohne vom Buch aufzusehen. Er war schon in Ordnung, wenn auch etwas steif. So einen Mann hätte er nicht mitgenommen, um einen schönen Abend zu erleben, mit Ale und den hübschen Bedienungen nachjagen. Natürlich wenn er alt genug war, um zu trinken und den hübschen Bedienungen nachzujagen. In einem oder spätestens zwei jähren würde er wohl so weit sein, schätzte er.
    Er bewegte die Schlangen und Füchse, dann nahm er die Würfel für den nächsten Wurf. Er hatte alles genau geplant. Es gab eine Menge Shaido auf der

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