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Die Türme der Mitternacht

Die Türme der Mitternacht

Titel: Die Türme der Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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ein kleinen Gedenkhügel für Noal und nahm davor in stillem Gedenken den Hut ab, dann setzte er sich, um zu warten und nachzudenken.
    Moiraine war in Sicherheit. Er hatte überlebt, auch wenn die verdammte Augenhöhle übel schmerzte. Er war sich immer noch nicht sicher, ob die Aelfinn und Eelfinn bei ihm die Strippen zogen oder nicht, aber er hatte sich in ihren Bau gewagt und war unversehrt wieder herausgekommen. Jedenfalls größtenteils.
    Ein Auge verloren. Welche Auswirkungen hatte das auf sein Geschick im Kampf? Das bereitete ihm mehr Sorgen als alles andere. Er hatte sich unerschütterlich gegeben, aber innerlich zitterte er. Was würde Tuon von einem Gemahl halten, dem ein Auge fehlte? Ein Gemahl, der sich möglicherweise nicht verteidigen konnte?
    Er zog ein Messer, warf es in die Höhe und fing es an der Klinge wieder auf. Dann, aus einer Laune heraus, schleuderte er es ohne hinzusehen hinter sich. Ein schrilles Quieken ertönte, und er wandte sich um und entdeckte einen Hasen auf dem Boden zusammensinken, aufgespießt von dem lässig geworfenen Messer.
    Er grinste und wandte sich wieder dem Fluss zu. Dort entdeckte er am Ufer etwas zwischen zwei großen Steinen klemmen. Es war ein umgedrehter Kochtopf mit einem Kupferboden, kaum benutzt und lediglich an der Seite etwas eingedellt. Ein am Ufer vorbeimarschierender Reisender musste ihn verloren haben.
    Ja, womöglich konnte er keine Entfernungen mehr abschätzen, womöglich konnte er nicht mehr so gut sehen wie früher. Aber Glück funktionierte sowieso besser, wenn man nicht hinsah.
    Sein Grinsen wurde breiter, dann holte er den Hasen, den er fürs Abendessen häuten würde, und fischte den Topf aus dem Fluss.
    Moiraine würde doch noch ihren Tee bekommen.

EPILOG
    Etwas später
    G aendal suchte in ihrem neuen Palast eilig zusammen, was sie brauchte. Sie holte das kleine Angreal aus dem Schreibtisch, das Mesaana ihr im Gegenzug für Informationen gegeben hatte. Es hatte die Gestalt eines kleinen Messers mit Elfenbeingriff; al’Thors Angriff hatte sie ihren Goldring gekostet.
    Graendal warf es in ihre Tasche, dann schnappte sie sich einen Papierstapel von ihrem Bett. Namen von Kontakten, Augen-und-Ohren - alles, woran sie sich noch von den in Natrins Hügel zerstörten Unterlagen hatte erinnern können.
    Draußen schlugen Wellen gegen die Felsen. Es war noch dunkel. Es war erst Augenblicke her, dass ihr letztes Werkzeug sie im Stich gelassen hatte. Aybara hatte das Schlachtfeld lebend verlassen. Das hätte funktionieren müssen!
    Sie befand sich in ihrem eleganten Herrenhaus ein paar Meilen von Ebou Dar entfernt. Jetzt, da es Semirhage nicht mehr gab, hatte Graendal angefangen, ein paar Angelhaken nach der neuen kindhaften Kaiserin auszuwerfen. Diese Pläne würde sie jetzt verwerfen müssen.
    Perrin Aybara war entkommen. Sie fühlte sich wie betäubt. Ein perfekter Plan nach dem anderen war genauso verlaufen, wie er sollte. Und dann … er war entkommen. Wie war das möglich? Die Prophezeiung … sie hatte doch gesagt…
    Isam, dieser Narr, dachte Graendal und stopfte die Papiere in ihre Tasche. Und dieser schwachsinnige Weißmantel! Sie schwitzte. Sie hätte nicht schwitzen sollen.
    Sie warf ein paar Ter’angreale von ihrem Schreibtisch in die Tasche, dann wühlte sie in ihrem Schrank nach Kleidung zum Wechseln. Er konnte sie auf der ganzen Welt finden. Aber vielleicht eines der Spiegelreiche der Portalsteine. Ja. Dort waren seine Verbindungen nicht…
    Sie drehte sich mit dem Arm voller Seidengewänder um und erstarrte. Eine Gestalt stand im Raum. Groß, wie eine in dunkle Roben gehüllte Säule. Augenlos. Lächelnde Lippen in der Farbe des Todes.
    Graendal warf sich auf die Knie, schleuderte die Kleidung zur Seite. Schweiß rann ihre Schläfen hinunter zur Wange.
    »Graendal«, sagte der hochgewachsene Myrddraal. Seine Stimme war schrecklich, wie das letzte Flüstern eines Sterbenden. »Du hast versagt, Graendal.«
    Schaidar Haran. Ganz schlimm. »Ich…«, sagte sie und leckte über ihre trockenen Lippen. Wie konnte man das in einen Sieg verdrehen? »Es geht alles nach Plan. Das ist bloß ein kleiner …«
    »Ich kenne dein Herz. Ich kann dein Entsetzen schmecken.« Sie kniff die Augen zusammen.
    »Mesaana ist gefallen«, flüsterte Schaidar Haran. »Drei Auserwählte, die durch dein Handeln vernichtet wurden. Die Konstruktion, ein Gitterwerk des Versagens, ein Rahmen der Inkompetenz.«
    »Ich hatte nichts mit Mesaanas Fall zu tun!«
    »Nichts?

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