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Die Türme der Mitternacht

Die Türme der Mitternacht

Titel: Die Türme der Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Graendal, der Traumnagel war da. Die, die an Mesaanas Seite kämpften, berichteten, dass sie die Aes Sedai an einen Ort locken wollten, wo sie die Falle hätten zuschnappen lassen. Sie sollten nicht in der Weißen Burg kämpfen. Sie kamen nicht weg. Wegen dir.«
    »Isam…«
    »Ein dir überlassenes Werkzeug. Das ist dein Fehler, Graendal.«
    Sie fuhr sich wieder über die Lippen. Ihr Mund war ganz trocken. Es musste einen Ausweg geben. »Ich habe einen besseren Plan, viel kühner. Ihr werdet beeindruckt sein. Al’Thor hält mich für tot, und so kann ich …«
    »Nein.« Eine so leise Stimme, aber so schrecklich. Graendal entdeckte, dass sie keinen Ton hervorbringen konnte. Etwas hatte ihr die Stimme genommen. »Nein«, fuhr Schaidar Haran fort. »Diese Gelegenheit bekam jemand anderes. Aber dich wird man nicht vergessen, Graendal.«
    Sie schaute auf, von plötzlicher Hoffnung erfüllt. Diese toten Lippen lächelten breit, dieser augenlose Blick war auf sie gerichtet. Eine schreckliche Vorahnung stieg in ihr auf.
    »Nein«, sagte Schaidar Haran, »ich werde dich nicht vergessen, und du wirst nicht vergessen, was jetzt kommt.«
    Sie riss die Augen weit auf und stieß einen markerschütternden Schrei aus, als er nach ihr griff.
     
    Der Himmel grollte, um Perrin erbebte das Gras. Das Gras hatte schwarze Flecken, genau wie in der richtigen Welt. Selbst der Wolfstraum lag im Sterben.
    Die Luft war voller Gerüche, die nicht hergehörten. Ein brennendes Feuer. Trocknendes Blut. Das tote Fleisch eines Tieres, das er nicht erkannte. Faulende Eier.
    Nein, dachte er. Nein, so soll das nicht sein.
    Er sammelte seine Willenskraft. Diese Gerüche würden verschwinden. Das taten sie dann auch und wurden ersetzt durch den Duft des Sommers. Gras, Maulwürfe, Käfer, Moos, Mäuse, Blaumeisen, Purpurfinken. Sie traten in einem Kreis um ihn herum ins Leben.
    Er biss die Zähne zusammen. Diese Realität breitete sich wellenförmig von ihm aus, und das Schwarz auf den Pflanzen verblich. Über ihm wogten die Wolken und teilten sich dann. Sonnenlicht strömte in die Tiefe. Der Donner verklang.
    Und Springer lebt, dachte Perrin. Das tut er! Ich rieche sein Fell, höre ihn durch das Gras laufen.
    Vor ihm erschien ein Wolf, bildete sich wie aus Nebel. Silbergraues Fell, von langen Jahren des Lebens ergraut. Perrin labte sich an seiner Macht. Es war real.
    Und dann sah er die Augen des Wolfs. Leblos.
    Der Geruch wurde abgestanden und falsch.
    Die Anstrengung, sich so sehr zu konzentrieren, ließ Perrin schwitzen. In ihm brach etwas auseinander. Er klammerte sich zu sehr am Wolfstraum fest; der Versuch, diesen Ort in jeder Einzelheit zu kontrollieren, war wie der Versuch, einen Wolf in einem Kasten zu halten.
    Mit einem Aufschrei fiel er auf die Knie. Der nebelhafte Nicht-Springer verschwand in einer Aufwallung, und die Wolken krachten wieder zusammen. Blitze zuckten, auf dem Gras breiteten sich schwarze Flecken aus. Die falschen Gerüche kehrten zurück.
    Perrin kniete schweißüberströmt da, eine Hand auf dem stacheligen braunen und schwarzen Gras. Zu steif.
    Er dachte an Faile, die auf dem Feld von Merrilor in ihrem Zelt lag. Sie war sein Zuhause. Es gab viel zu tun. Rand war wie versprochen erschienen. Morgen würde er Egwene gegenübertreten müssen. Die Gedanken an die reale Welt gaben ihm einen Anker und verhinderten, dass er sich zu sehr an den Wolfstraum festklammerte.
    Er stand auf. Mit diesem Ort konnte er viele Dinge machen, aber es gab Grenzen. Es gab immer Grenzen.
    Suche Grenzenlos. Er wird es erklären.
    Springers letzte Botschaft an ihn. Was bedeutete sie? Springer hatte behauptet, dass er die Antwort gefunden hatte. Und trotzdem würde Grenzenlos diese Antwort erklären? Die Botschaft war überlagert gewesen von Schmerz, Verlust und der Zufriedenheit, dass Perrin den Wolf in sich akzeptiert hatte. Ein letztes Bild eines Wolfs, der mit leuchtendem Fell und entschlossenem Geruch stolz in die Dunkelheit sprang.
    Perrin versetzte sich zur Jehannah-Straße. Grenzenlos war oft hier, zusammen mit den Resten des Rudels. Perrin tastete umher und fand ihn: ein jugendliches Männchen, von schmalem Wuchs mit braunem Fell. Grenzenlos neckte ihn, schickte das Bild von Perrin als Bullen, der einen Hirschbock niedertrampelte. Die anderen hatten dieses Bild schon lange verworfen, aber Grenzenlos erinnerte sich weiterhin daran.
    Grenzenlos, sandte Perrin die Botschaft. Springer sagte mir, dass ich dich brauche. Der Wolf verschwand.
    Perrin

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