Die Türme der Mitternacht
Laterne an den dunklen Pferdeseilen entlang. Perrin schlief; in den letzten Tagen war er immer früh zu Bett gegangen, um den Wolfstraum zu finden. Die Weißmäntel hatten sich zögernd bereit erklärt, die Gerichtsverhandlung zu verschieben, aber Perrin hätte sich trotzdem darauf vorbereiten und überlegen sollen, was er dort vorbringen wollte. Er murmelte etwas davon, es bereits zu wissen. Wie sie ihn kannte, würde er Morgase einfach erzählen, was geschehen war, so geradeheraus wie immer.
Lacile und Selande begleiteten Faile. Hinter ihnen kamen weitere Mitglieder der Cha Faile und passten sorgfältig auf, dass niemand in Hörweite war.
»Ich glaube, die Weißmäntel wussten, dass wir dort spionieren wollten«, sagte Selande. Die kleine blasse Frau ging mit der Hand auf dem Schwertknauf. Diese Haltung erschien nicht mehr so gekünstelt wie einst; Selande hatte ihren Fechtunterricht sehr ernst genommen.
»Nein, das bezweifle ich«, erwiderte Lacile. Sie trug noch immer eine einfache braune Bluse und einen Rock in einem dunkleren Braunton. Selande hatte sich nach ihrer Rückkehr sofort umgezogen und trug wieder Hosen und Schwert - sie hatte noch immer einen Schnitt am Arm, wo das Schwert sie hatte umbringen wollen -, aber Lacile schien den Rock zu genießen.
»Sie wussten kaum etwas Nützliches«, sagte Selande.
»Ja«, erwiderte Lacile, »aber ich glaube, das sind sie einfach nur so gewöhnt. Unser Vorwand, nach Maighdin und den anderen zu sehen, war klug, meine Lady. Wir konnten Eure Nachricht überbringen und dann etwas mit den Männern plaudern. Ich habe ihnen genug Nützliches entlockt!«
Faile hob eine Braue, aber Lacile verstummte, als sie an einem Pferdeknecht vorbeikamen, der noch arbeitete und ein Pferd abrieb.
»Die Weißmäntel respektieren Galad«, fuhr Lacile fort, sobald sie außer Hörweite des Mannes waren. »Auch wenn ein paar von ihnen über die Dinge murren, die er ihnen gesagt hat.«
»Was für Dinge?«, wollte Faile wissen.
»Er will, dass sie sich für die Letzte Schlacht mit den Aes Sedai verbünden«, erklärte Lacile.
»Es weiß doch jeder, dass ihnen diese Idee nicht gefallen wird«, meinte Selande. »Es sind Weißmäntel!«
»Ja«, sagte Faile, »aber es bedeutet, dass Galad vernünftiger als seine Männer ist. Ein nützlicher Hinweis, Lacile.«
Die junge Frau errötete und strich das kurze Haar mit einer bescheidenen Geste zurück, schnippte die roten Schleifen nach hinten, die sie dort hineingebunden hatte. Seit ihrer Gefangenschaft bei den Shaido hatte sie angefangen, doppelt so viele zu tragen.
Ein Stück voraus trat eine schlanke Gestalt zwischen zwei Pferden vor. Der Mann trug einen dicken Schnurrbart im tarabonischen Stil, und obwohl er noch jung war, hatte er die Ausstrahlung von jemandem, der schon viel im Leben gesehen hatte. Dannil Lewin war der Mann, der nun den Befehl über die Männer von den Zwei Flüssen hatte, seit sich Tarn mysteriöserweise zur Abreise entschieden hatte. Mochte das Licht dafür sorgen, dass Tarn wohlauf war, ganz egal, wo er sich nun befand.
»Dannil«, sagte Faile, »was für ein merkwürdiger Zufall, Euch hier zu begegnen.«
»Zufall?« Er kratzte sich am Kopf. In der einen Hand hielt er den entspannten Bogen, sah ihn allerdings immer wieder misstrauisch an. Das taten nun viele Leute mit ihren Waffen. »Ihr habt mich doch gebeten herzukommen.«
»Es muss trotzdem ein Zufall sein, falls jemand fragt«, erwiderte Faile. »Vor allem, wenn derjenige mein Gemahl ist.«
»Ich halte nicht gern Dinge vor Lord Perrin verborgen«, sagte Dannil und schloss sich ihr an.
»Also zieht Ihr lieber das Risiko vor, dass fanatische Weißmäntel ihm den Kopf abschlagen?«
» Nein. Das tut keiner der Männer.«
»Also habt Ihr getan, worum ich Euch bat?«
Dannil nickte. »Ich sprach mit Grady und Neald. Lord Perrin befahl ihnen bereits, in der Nähe zu bleiben, aber wir unterhielten uns. Grady sagte, er habe Gewebe aus Luft vorbereitet und schafft Lord Perrin sofort dort weg, sollte es hässlich werden. Neald deckt den Rückzug. Ich habe mit den Männern aus den Zwei Flüssen gesprochen. Eine Gruppe Bogenschützen in den Bäumen hält sich bereit, für Ablenkung zu sorgen.«
Faile nickte. Glücklicherweise war keiner der Asha’man von dieser Blase des Bösen verletzt worden. Jeder von ihnen trug ein Messer, aber Berichten zufolge hatten sie die schwebenden Waffen nur angesehen, dann lässig die Hände geschwungen und sie aus der Luft geschossen.
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