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Die Türme der Mitternacht

Die Türme der Mitternacht

Titel: Die Türme der Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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sich, dachte an trockene Luft. An den muffigen Geruch von Staub. So hätte die Luft in einer so unfruchtbaren Landschaft sein sollen.
    Nein. So hätte die Luft nicht sein sollen. So war sie! Sein Verstand, seine Willenskraft, seine Gefühle krachten gegen ein Hindernis. Er stemmte sich hindurch.
    Der Nebel verschwand und löste sich in der Hitze auf. Springer hockte ein kurzes Stück entfernt auf den Hinterläufen. Gut, sagte der Wolf. Du lernst. Er schaute zur Seite nach Norden, schien von etwas abgelenkt zu sein. Dann war er mit einem Mal verschwunden.
    Perrin fand seinen Geruch und folgte ihm zur Jehannahstraße. Springer rannte an der seltsamen violetten Kuppel vorbei. Sie sprangen häufig an diesen Ort zurück, um zu sehen, ob die Kuppel je verschwand. Bis jetzt war das noch nicht geschehen.
    Perrin rannte weiter. Sollte die Kuppel die darin befindlichen Wölfe einsperren? Aber falls dem so war, warum hatte der Schlächter seine Falle nicht am Drachenberg aufgestellt, wo sich aus irgendeinem Grund so viele Wölfe versammelten?
    Vielleicht diente die Kuppel einem anderen Zweck. Perrin merkte sich ein paar markante Felsformationen am Kuppelrand, dann folgte er Springer auf einen niedrigen Felsvorsprung. Der Wolf sprang und verschwand mitten in der Luft, und Perrin folgte ihm.
    Er fing den Geruch von Springers Ziel mitten im Sprung ein, dann begab er sich noch in der Bewegung selbst dorthin. Er erschien etwa zwei Fuß über einer schimmernden blauen Fläche. Verblüfft landete er im Wasser.
    Er paddelte wild und ließ den Hammer fallen. Springer stand auf der Wasseroberfläche und zeigte das wölfische Gegenstück zu Missbilligung. Nicht gut. Du musst noch immer lernen.
    Perrin spukte Wasser.
    Die See wurde stürmisch, aber Springer saß ganz ruhig auf den rollenden Wellen. Wieder schaute er nach Norden, aber dann wandte er sich Perrin zu. Das Wasser macht dir zu schaffen, junger Bulle.
    »Ich war bloß überrascht«, sagte Perrin und schwamm mühsam.
    Warum?
    »Weil ich nicht damit gerechnet habe!«
    Warum mit etwas rechnen? Wenn du einem anderen folgst, könntest du überall enden.
    »Ich weiß.« Perrin spuckte Wasser aus. Er biss die Zähne zusammen, dann stellte er sich vor, wie Springer auf den Wellen zu stehen. Gesegneterweise stieg er aus dem See, um auf seiner Oberfläche zu stehen. Es war ein seltsames Gefühl, wie sich das Wasser unter ihm bewegte.
    So wirst du den Schlächter nicht besiegen können.
    »Dann werde ich noch mehr lernen.«
    Es ist wenig Zeit.
    »Ich lerne schneller.«
    Schaffst du das?
    »Uns bleibt keine andere Wahl.«
    Du könntest dich entscheiden, nicht gegen ihn zu kämpfen.
    Perrin schüttelte den Kopf. »Rennen wir vor unserer Beute weg? Sollten wir das tun, wird sie stattdessen uns jagen. Ich stelle mich ihm, und ich muss vorbereitet sein.«
    Da gibt es eine Möglichkeit. Der Wolf roch besorgt.
    »Ich werde tun, was ich tun muss.«
    Folge mir. Springer verschwand, und Perrin bekam einen unerwarteten Geruch mit: Müll und Schlamm, brennendes Holz. Menschen.
    Perrin versetzte sich und fand sich auf einem Gebäude in Caemlyn wieder. Er hatte diese Stadt nur einmal besucht, und das auch nur kurz, und die wunderschöne Innenstadt vor sich zu sehen - uralte Gebäude, Kuppeln und Türme, die sich wie die majestätischen Bäume auf einer Bergspitze erhoben -, ließ ihn innehalten. Er befand sich in der Nähe der alten Stadtmauer, hinter der sich die Neustadt erstreckte.
    Springer saß neben ihm und schaute auf die wunderschöne Stadt hinaus. Ein großer Teil davon war angeblich von Ogiern erbaut worden, und bei diesem grandiosen Panorama glaubte Perrin das sofort. Tar Valon sollte angeblich noch prächtiger als Caemlyn sein. Perrin konnte sich kaum vorstellen, dass so etwas überhaupt möglich war.
    »Warum sind wir hier?«, fragte er.
    Hier träumen Menschen, erwiderte Springer.
    Das taten sie, aber in der richtigen Welt. Hier war der Ort leer. Trotz des stürmischen Himmels war es hell genug, um Tag zu sein, und Perrin war der Ansicht, dass die Straßen von Menschen bevölkert hätten sein müssen. Frauen, die auf den Markt einkaufen gingen. Adlige auf Pferden. Wagen, die Alefässer und Kornsäcke transportierten. Umherlaufende Kinder und nach Opfern suchende Taschendiebe, Arbeiter, die Pflastersteine ersetzten, und geschäftige Straßenhändler, die ihre Pasteten feilboten.
    Stattdessen gab es Hinweise. Schatten. Ein auf der Straße liegendes Taschentuch. Türen, die im einen Augenblick

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