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Die Unbekannten: Roman (German Edition)

Die Unbekannten: Roman (German Edition)

Titel: Die Unbekannten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
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passieren unvorhergesehene Dinge. Fragen kommen auf. Ich weiß, dass es Ihnen Ungelegenheiten bereitet, aber es ist nun mal besser, wenn für die Voruntersuchung die Hauptakteure alle am selben Ort sind.«
    »Wir können uns ja alle im Salon versammeln, um den Tathergang zu rekonstruieren«, sagte sie, »aber es gibt dort keinen Butler, ob verdächtig oder nicht.«
    »Das ist witzig«, sagte Jardine hocherfreut, doch er lachte nicht. »Das ist wirklich geistreich. Ich freue mich schon darauf, Sie kennenzulernen, Dr. Rivers. Finden Sie sich bitte möglichst bald am Schauplatz ein.«
    »Wird gemacht. Ach ja, noch etwas, Mr. Jardine. Sind Sie von der Nationalen Forschungsförderung oder von der Umweltschutzbehörde?«
    »Weder noch, Dr. Rivers. Diese Untersuchung wird vom Heimatschutzministerium geleitet.«

43
    Als Grady kurz vor halb acht in dem Stickley-Sessel aufwachte, schaltete er die Lampe ein, die daneben stand, und entdeckte, dass die drei Kumpel und Verschwörer nicht auf dem Bett lagen, wo er sie das letzte Mal gesehen hatte. Sie waren nirgendwo im Schlafzimmer, und als er Merlin rief, tauchte der Hund weder aus dem angrenzenden Badezimmer noch aus dem begehbaren Schrank auf.
    Die Flurtür war angelehnt. Er war sich sicher, dass er sie zugemacht hatte, bevor er sich hingelegt hatte.
    Er gähnte und kratzte sich am Kopf, während er aus dem Stuhl aufstand und barfuß auf den Flur tappte. Die Türen zu den anderen Zimmern im oberen Stockwerk waren geschlossen.
    Unten wurde das Wohnzimmer vom Morgenlicht durchflutet, das durch die Fenster strömte und seine Aufmerksamkeit auf die Gegenstände lenkte, die vor dem Schreibtisch aus Walnussholz mit den Beschlägen aus gehämmertem Kupfer und den dekorativen Einlegearbeiten aus Zinn auf dem Teppich ausgebreitet lagen. Der Inhalt jeder Schublade und jedes Fachs war fein säuberlich aufgereiht: ein Hefter, ein Heftklammernentferner, ein Lineal, Bleistifte, eine Packung Gummiringe, eine Schachtel Büroklammern, ein kleiner Behälter mit Fingerspitzenbefeuchter zum rascheren Blättern, eine Schachtel mit weißen Briefumschlägen …
    Das Bild, das sich ihm bot, sah aus, als habe jemand eine gründliche Inventur seines Büromaterials vorgenommen. Vielleicht plante Merlin eine Fahrt zu dem Schreibwarengroßhändler im Nachbarcounty und hatte dafür einen Einkaufszettel gemacht.
    Im Flur war die Küchentür am hinteren Ende geschlossen und das galt auch für die Tür zu seinem Arbeitszimmer auf der rechten Seite. Links stand die Tür zur Bibliothek offen, und dort brannte Licht.
    Auf dem Fußboden lagen etwa zwanzig Bücher in drei Stapeln. Grady hatte sie nicht dorthin gelegt.
    Neugierig kniete er sich daneben, um sich die Bände genauer anzusehen. Es war eine Mischung aus Sachbüchern und Romanen diverser Genres. Anfangs konnte er keinen Zusammenhang zwischen den einzelnen Büchern erkennen – doch dann bemerkte er, dass die Buchrücken der Schutzumschläge aller ausgewählten Bände außerordentlich kräftige Farben aufwiesen: Rot, Gelb, Grellrosa, Orange …
    Da seine Bücher alphabetisch geordnet waren, wusste Grady, dass die Auswahl sowohl den unteren als auch den oberen Regalbrettern entnommen worden war und von einem halben Dutzend weit verstreuter Stellen stammte. Sein nüchterner Verstand sagte ihm, dass er die Möglichkeit, Merlin hätte das Klettern gelernt, nicht in Betracht zu ziehen brauchte.
    Seit er die Treppe heruntergekommen war, regte sich in ihm der Verdacht, dass es eine kluge Entscheidung gewesen war, barfuß zu laufen und sein Erscheinen nicht laut anzukündigen. Im Flur lauschte er aufmerksam und
hörte verstohlene Geräusche hinter der Tür am Ende des Gangs.
    Als er die Küche betrat, sah er den Wolfshund in der offenen Tür zur Speisekammer sitzen. Im ersten Moment war von Puzzle und Riddle nichts zu sehen, doch dann tauchte aus der Speisekammer ein weißer pelziger Arm auf, der in einer rabenschwarzen Hand endete und Merlin einen Cracker hinhielt, der dick mit Erdnussbutter beschmiert war.
    Für einen Hund seiner Größe war es erstaunlich, mit welcher Behutsamkeit Merlin gewohnheitsmäßig jeden Leckerbissen entgegennahm, mit weichen Lippen und flinker Zunge, nie grob mit den Zähnen; er zog ihn sanft zwischen den Fingern heraus, statt danach zu schnappen. Den Cracker mit Erdnussbutter nahm er mit seinem üblichen guten Benehmen an.
    Während der Hund den Cracker mampfte und sich ausgiebig die Lefzen leckte, drehte er seinen Kopf zu Grady um.

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