Die Unbezähmbare
vielleicht gerne – wie nennt man das … Ich meine, es wäre gut, wenn du mit den Menschen …”
“Du meinst, ich soll mich unters Volk mischen?”
“Ja. Besonders unter die Frauen. Hier draußen in der Wüste sind die meisten von ihnen viel scheuer als in der Stadt.”
“Du möchtest also, dass ich mit ihnen rede, um zu erfahren, ob es ihnen gut geht?”
Er nickte. “Du bist eine Frau, und du bist freundlich und sympathisch, zumal du ja dauernd aller Welt zulächelst.” Sein Ton war tadelnd, doch er lächelte. “Die meisten Bürger von Zeina werden versuchen, mit uns zu sprechen. Auf diese Art stärken wir die Bande, die unser Land zusammenhalten. Die Männer wollen normalerweise lieber mit mir sprechen, aber die Frauen werden sich wohler fühlen bei dir.”
Jasmine biss sich auf die Unterlippe.
“Du möchtest es nicht tun?”, fragte Tariq.
“Oh, doch. Ich will schon. Aber … glaubst du denn, dass ich das kann? Ich meine, ich bin ja nur eine ganz normale Frau. Werden die Menschen aus deinem Volk wirklich mit mir sprechen wollen?” Ihr ganzes Leben hatte Jasmine das Gefühl gehabt, niemals gut genug zu sein, und manchmal drohte die Vergangenheit ihr mühsam errungenes Selbstwertgefühl zunichte zu machen.
“Ah, Mina. “Tariq zog sie auf seinen Schoß und drückte sie an sich. “Du bist meine Frau, und sie haben dich längst akzeptiert.”
“Woher weißt du das?”
“Ich weiß es einfach. Und du wirst deinem Mann vertrauen und tun, was er sagt.”
Sie musste lächeln. Wenn er so etwas von ihr verlangte, dann musste er wohl ein gewisses Vertrauen zu ihr haben. Vielleicht war das ein Anfang. Vielleicht würde er ihr eines Tages völlig vertrauen. Die Flamme der Hoffnung begann von neuem aufzuflackern.
“Jawohl, Meister.” Sie machte ein unterwürfiges Gesicht, sodass er lachen musste und sie küsste.
Bald darauf nahm er Abschied und ritt los.
Jasmine winkte ihm nach, dann fasste sie sich ein Herz und schlenderte ins Zentrum der Zeltstadt. Innerhalb kürzester Zeit war sie von Frauen umringt.
Erst als die Sonne violette Streifen auf den Abendhimmel malte, kehrte Jasmine zu ihrem Zelt zurück. Sie wusch sich den Staub und den Schweiß dieses anstrengenden Tages vom Körper, kleidete sich in einen knöchellangen Rock mit passendem Oberteil aus golden schimmerndem Stoff und setzte sich auf eines der niedrigen Sofas.
Wieder einmal fand Tariq seine Frau schlafend vor. “Wach auf, meine Jasmine.” Seine Stimme war rau.
“Tariq.” Sie öffnete die Augen mit einem Lächeln und streckte die Arme nach ihm aus. “Wann bist du zurückgekommen?”
“Vor einer guten halben Stunde. Du musst jetzt aufwachen, damit wir essen können.” Er beugte sich vor und ließ sich von ihr umarmen. Den ganzen Tag von ihr getrennt zu sein – zum ersten Mal seit sie verheiratet waren – hatte den alten Schmerz wieder aufleben lassen. Einen wilden, nicht zu bändigenden Schmerz, der sich über ihn lustig zu machen schien, da er sich einredete, er brauche Jasmine nicht wirklich. Tatsächlich brauchte er sie viel mehr, als sie jemals ihn brauchen würde.
“Ist Arin auch da?”
“Nein.” Er strich ihr die vom Schlaf zerzausten Haare aus dem Gesicht. “Heute sind wir allein. Morgen werden wir wieder mit den anderen zusammen essen.”
Er versuchte sich von ihr zu lösen, um aufzustehen. Er wollte ihr ausweichen, den Gefühlen ausweichen, die sie in ihm wachrief, doch sie hielt ihn fest. “Geh nicht weg. Ich habe dich so vermisst.”
“Tatsächlich, Mina?” Wieder war sein Ton schärfer als beabsichtigt. Ja, er brauchte sie, aber niemals würde er das Risiko eingehen, sie das wissen zu lassen.”
“Ja. Ich habe den ganzen Tag nach dir Ausschau gehalten.” Ihr Blick war verschleiert, ihr Körper noch ganz warm vom Schlafen.
“Zeig mir, wie sehr du mich vermisst hast, Mina. Zeig es mir.” Er riss sie an sich. Der Schmerz in ihm war wie ein wildes Tier, das Jasmine verschlingen wollte, sie ganz und gar besitzen wollte.
Tariq streifte ihr die Kleider ab, so schnell, dass ihr fast der Atem stockte, doch sie protestierte nicht. Und dann legte er sie auf den dicken Teppich auf den Boden. Ihre Haut und ihr rotgoldenes Haar schimmerten seidig. Jasmine kam Tariq wie eine Gestalt aus einer alten heidnischen Sage vor, wie ein Traum, der Männer um den Verstand bringen soll.
Er umfasste ihren Nacken und küsste sie wild und fordernd. Jeden Zentimeter ihres Mundes erforschte er, während er mit seiner
Weitere Kostenlose Bücher