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Die UnderDocks - Verschwörung in der Hafencity

Die UnderDocks - Verschwörung in der Hafencity

Titel: Die UnderDocks - Verschwörung in der Hafencity Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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annehmen konnte, dass die Sharks abgezogen waren.
    »Ganz ruhig!«, sprach er sich Mut zu. »Es ist ein Geduldsspiel, Leon!« Wie ein wissenschaftliches Experiment. Es kam darauf an, die Versuchsanordnungexakt zu wiederholen, mit der es irgendwie geklappt hatte. Wie aber hatte die Versuchsanordnung ausgesehen? Was genau hatte er getan, kurz bevor er durch die Wand geglitten war?
    »Konzentriere dich!« Er schloss die Augen, wünschte sich innig, dass es ihm gelänge, die Hand herauszuziehen, hielt den Atem an, um seine Konzentration zu unterstützen, zog die Hand zurück – und sie flutschte aus der Wand!
    Leon stieß einen Freudenschrei aus. Es hatte funktioniert!
    Was aber hatte er nun anders gemacht als zuvor? Er hatte es sich sehnlich gewünscht! Also unternahm er gleich einen neuen Versuch.
    »Ich wünsche mir, durch die Wand zu gehen!«, rief er. Seine Bitte hallte aus den dunklen Gängen der Kanalisation zurück.
    Aber die Hand drang nicht in die Wand ein.
    »Wieso nicht?«, stöhnte Leon.
    Es hatte doch alles genauso gemacht wie zuvor! Oder nicht? Hatte er sich das Gelingen vielleicht nicht eindringlich genug gewünscht?
    Noch mal.
    Er legte die Hand gegen die Wand, schloss die Augen, wünschte sich innig, dass es funktionieren möge, hielt die Luft an, presste die Hand gegen die Wand und – die Hand versank im Gemäuer.
    »Ja!«, schrie Leon vor Freude.
    Doch im selben Moment spürte er, wie sich die Mauer fest um seine Hand schloss, als wäre sie einzementiert. Leon erschrak. Nicht schon wieder! Er hielt den Atem an. Und konnte die Hand herausziehen.
    Stopp! Das war es!
    Hatte er nicht auch, um von Tjark nicht entdeckt zu werden, die Luft angehalten? Ja, genau! Jedes Mal, wenn es funktionierte, hatte er nicht geatmet.
    Ohne zu zögern, überprüfte Leon seine These: Konzentrieren. Luft anhalten. Hand in die Wand. Atmen. Feststecken.
    Genau so funktionierte es. Er musste die Luft anhalten und durch die Wand wollen . Nur scheinbar war er beim ersten Mal zufällig durch die Wand gerutscht. In Wahrheit hatte er die Luft angehalten, damit die Sharks ihn nicht hörten, und hatte sich gewünscht, am liebsten durch die Wand zu verschwinden, weil es keinen anderen Ausweg gab.
    Leon schaute hinunter auf seine Füße.
    »Genau!«, sprach er mit sich selbst wie ein Wissenschaftler, der soeben eine sensationelle Entdeckung gemacht hatte. »Würde es willkürlich geschehen, müssten ja meine Füße in den Boden eintauchen.«
    Er probierte es aus, hielt die Luft an und wünschte sich, in den Boden einzusinken. Prompt wurde derBoden unter ihm weich, seine Füße sanken in den betonierten Weg wie in matschigen Morast. Schnell zog Leon seine Füße wieder hoch und atmete tief durch. Es klappte.
    Phänomenal!, dachte er begeistert. Er besaß plötzlich eine besondere Fähigkeit.
    Aber wieso? Woher kam sie?
    Jetzt erinnerte er sich an seine Experimente mit der Tarnhaut. Sein Elixier machte ihn zwar nicht unsichtbar, aber möglicherweise hatte es die Moleküle seines Körpers so verändert, dass er, so wie Wasser durch eine poröse Mauer sickerte, durch Wände gleiten konnte. Das musste er sofort genauer herausfinden.
    Er hielt den Atem an, konzentrierte sich auf die Wand vor sich und glitt hindurch wie ein Löffel durch Schokopudding.
    Plötzlich stand er wieder unten an der Treppe, vor der verschlossenen Tür. Über ihm war alles ruhig.
    Die Sharks schienen fort zu sein.

Superhelden-Training
    Leon ließ sich in den altertümlichen Ledersitz plumpsen.
    Es war nicht leicht gewesen, seine Schwarze Kammer einzurichten. An Gegenstände heranzukommen, die man noch gebrauchen konnte, war so gut wie aussichtslos. Denn niemand warf einfach etwas weg. Das war fast gefährlicher, als einen Raubüberfall auf offener Straße zu begehen. Ausgediente Möbelstücke wurden in der Regel von den Entsorgungsfirmen abgeholt oder über Internetaktionen verkauft. Aber Leon war zu jung, um dort ein eigenes Konto einzurichten. Und natürlich hätte er auch seine geheime Kammer nicht als Lieferadresse angeben können.
    So hatte Leon – das musste er zugeben und niemals durften seine Eltern davon etwas erfahren – sich die gesamte Einrichtung seiner Kammer mühsam zusammengesammelt, um nicht zu sagen: gestohlen.
    Der lederne Bürosessel zum Beispiel, in dem Leonnun saß, stammte aus einem Friseursalon, der schon kurz nach seiner Eröffnung wieder geschlossen hatte. Die Besitzer hatten die wesentlichen Wertsachen bereits mitgenommen und den Rest

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