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Die UnderDocks - Verschwörung in der Hafencity

Die UnderDocks - Verschwörung in der Hafencity

Titel: Die UnderDocks - Verschwörung in der Hafencity Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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entgegen.
    Sie war so klein, dass sie den Namen Armbrust vollkommen zu Unrecht trug. Weder konnte man sie sich in die Armbeuge pressen, noch vor die Brust halten. Sie war so leicht wie ein Papiertaschentuch.Und so zierlich, dass man den Abzug lediglich mit der Fingerkuppe betätigen konnte. Ein kleiner metallener Dorn diente als Pfeil. Ein Meisterwerk, fand Leon.
    Pep winkte ab. »Ach was. War gar nicht so schwer. Hab nur drei Monate daran getüftelt.« Er nahm die Armbrust wieder an sich. »Warum hast du mich denn so erschreckt? Wo hattest du dich versteckt?«
    »Das ist es, was ich dir zeigen wollte«, erklärte Leon. »Pass auf.«
    Er hielt die Luft an und ging durch die Wand, als wäre sie überhaupt nicht da.
    Pep starrte ihm mit weit aufgerissenen Augen und offenem Mund hinterher. Von Leon war nichts mehr zu sehen. Natürlich vermutete Pep sofort irgendeinen Trick. Er tastete die Wand ab. Aber ebenso wie Leon bei seinen ersten Versuchen, fühlte auch Pep nur eine glatte, massive, kühle Wand.
    Plötzlich tauchte Leon wieder neben ihm auf. Er kam durch die Wand auf ihn zu, noch leichter und selbstverständlicher als ein Theaterschauspieler, der durch den Vorhang auf die Bühne tritt.
    »Wie hast du das gemacht?«, fragte Pep.
    »Darüber habe ich gerade nachgedacht, als du kamst«, erzählte Leon. »Ich weiß es nicht.« Sein Blick fiel auf den Glaskolben mit seiner Tarnhaut-Flüssigkeit.
    »Du meinst ...?«, vorsichtig griff Pep nach der Flüssigkeit, »... du hast davon getrunken?«
    Leon nickte.
    Pep kräuselte seine Stirn. Ohne weiter nachzudenken, führte er das Glasgefäß zum Mund.
    »Sei vorsichtig!«, warnte Leon. Obwohl er nicht wusste, wovor er eigentlich warnte. Aber irgendwie kam ihm seine eigene Erfindung plötzlich unheimlich vor. Sie besaß etwas Dämonisches.
    Pep zeigte weniger Bedenken. Er ließ ein wenig von der Flüssigkeit auf seine Zunge tröpfeln, prüfte den Geschmack und schluckte sie herunter.
    »Schmeckt nach nichts«, stellte er fest. »Und wie lange muss ich warten, bis es wirkt?«
    Leon zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung!«
    Pep stieß mit der Hand gegen die Wand.
    Kein Durchkommen.
    »Du musst die Luft anhalten und es wollen!«, erklärte Leon.
    Pep wiederholte seinen Versuch mit angehaltenem Atem und nahm sich fest vor, durch die Wand zu gehen. Wieder stieß die Hand gegen die Wand, statt hindurchzuflutschen.
    »Wahrscheinlich muss ich noch warten!«
    Leon zog wieder nur die Schultern hoch.
    »Wenn die Flüssigkeit funktioniert, kannst du Millionär werden!«, fiel Pep ein.
    »Glaub ich nicht!«, widersprach Leon. »Wer soll die denn kaufen?«
    »Diebe!«
    Leon riss ihm den Glaskolben aus der Hand.
    »Bist du blöd? Wir wollten doch gegen das Unrecht kämpfen!«, schimpfte er. »Schon vergessen?«
    »Hast ja recht«, entschuldigte sich Pep. »Es gibt bestimmt auch ehrliche Leute, die die Flüssigkeit kaufen würden.«
    »Ach ja?«, fuhr Leon ihn an. »Und wer zum Beispiel?«
    So schnell fiel Pep auch niemand ein. »Vielleicht im Bergbau oder die Feuerwehr oder so?«
    »Quatsch!«, widersprach Leon. »Wenn die Flüssigkeit funktioniert, darf nie jemand etwas von ihr erfahren, verstanden?«
    Pep nickte unsicher.
    »Schwöre es!«, verlangte Leon.
    Pep hob die rechte Hand zum Schwur. »Ich schwöre, dass ich nie jemandem von der Flüssigkeit erzählen werde!«
    »Stell dir mal vor!«, setzte Leon nach. »Kein Safe wäre mehr sicher. Die Banken würden Pleite machen. Wichtige Geheimakten blieben nicht mehr geheim. Sogar in seinen eigenen vier Wänden wäre man nicht mehr sicher. Eine weltweite Katastrophe wäre die Folge!«
    »Daran hab ich gar nicht gedacht«, gab Pep zu. »Aber jetzt, wo du es sagst ... Ganz schön gefährlich, deine Flüssigkeit!«
    »Wenn sie funktioniert!«, schränkte Leon ein.
    »Aber sie funktioniert doch!«, erinnerte Pep. »Bei dir!«
    »Und ich hoffe, das bleibt auch so«, antwortete Leon. »Los, probier noch mal!«
    Pep hielt den Atem an und stieß mit der Hand gegen die Wand.
    »Ein Glück!«, schnaufte Leon.
    Pep sah seinen neuen Freund mit ernstem Gesichtsausdruck an. »Du meinst, du bist der Einzige, bei dem sie wirkt?«
    »Ich hoffe es!«
    »Und wieso?«
    »Keine Ahnung!« Leon wusste es wirklich nicht. Er dachte auch nicht mehr daran, wie er am Tag zuvor vor lauter Freude über das Wetter verbotenes Regenwasser getrunken hatte. Deshalb konnte er auch nicht darauf kommen, dass er zufällig genau die richtige Dosis Regenwasser zu sich genommen

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