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Die unendliche Geschichte

Die unendliche Geschichte

Titel: Die unendliche Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ende
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es gibt mancherlei Schuld«, antworteten die Arachai, »die der Tat, die des Gedankens die unsere ist die unseres Daseins.«
    »Wie kann ich euch helfen?« fragte Bastian, der fast vor Mitleid weinte.
    »Ach, großer Wohltäter«, riefen die Arachai, »der du AURYN trägst und die Macht hast, uns zu erlösen - wir bitten dich nur um eins : Gib uns eine andere Gestalt!«
    »Das will ich tun, seid nur ganz getrost, ihr armen Würmer!« sagte Bastian. »Ich wünsche mir, daß ihr jetzt einschlaft, und wenn ihr morgen früh aufwacht, dann kriecht ihr aus eurer Hülle heraus und seid Schmetterlinge geworden. Ihr sollt bunt und lustig sein und nur noch lachen und Spaß haben! Von morgen an heißt ihr nicht mehr Arachai, die Immer-Weinenden, sondern Schlamuffen, die Immer-Lachenden!«
    Bastian lauschte in die Dunkelheit, aber es war nichts mehr zu hören.
    »Sie sind schon in Schlaf gefallen«, flüsterte Atréju.
    Die beiden Freunde kehrten in die Höhle zurück. Die Herren Hýsbald, Hýdorn und Hýkrion schnarchten noch immer leise und hatten von dem ganzen Ereignis nichts bemerkt. Bastian legte sich nieder.
    Er fühlte sich äußerst zufrieden mit sich.
    Bald würde ganz Phantasien von dieser guten Tat erfahren, die er soeben vollbracht hatte. Und sie war ja wirklich selbstlos gewesen, denn niemand konnte behaupten, daß er irgend etwas dabei für sich gewünscht hatte. Der Ruhm seiner Güte würde in hellem Glanz erstrahlen.
    »Was sagst du dazu, Atréju?« flüsterte er.
    Atréju schwieg eine Weile, ehe er antwortete:
    »Was mag es dich gekostet haben?«
    Erst ein wenig später, als Atréju schon schlief, begriff Bastian, daß der Freund damit auf das Vergessen angespielt hatte, und nicht etwa auf Bastians Selbstverleugnung. Aber er dachte nicht weiter darüber nach und schlief im Vorgefühl der Freude ein.
    Am nächsten Morgen erwachte er von lärmenden Verwunderungsrufen der drei Ritter: »Seht euch das an! - Meiner Treu, da kichert sogar meine alte Mähre!«
    Bastian sah, daß sie im Höhleneingang standen, und Atréju war bei ihnen. Er war der einzige, der nicht lachte.
    Bastian erhob sich und trat zu ihnen.
    Im ganzen Talkessel krabbelte und purzelte und flatterte es von den komischsten kleinen Gestalten, die er je gesehen hatte. Alle trugen bunte Mottenflügel auf dem Rücken und waren in allerhand karierten, gestreiften, geringelten oder gepunkteten Plunder-gekleidet, doch schien jedes Kleidungsstück entweder zu eng oder zu weit, zu groß oder zu klein und sozusagen auf gut Glück zusammengenäht. Nichts stimmte, und überall, sogar auf den Flügeln, waren Flicken aufgesetzt. Keines der Wesen glich dem anderen, ihre Gesichter waren bunt wie die von Clowns, hatten runde, rote Nasen oder lächerliche Zinken und übertriebene Münder. Manche hatten Zylinderhüte in allen Farben auf, andere spitze Mützen, bei einigen standen nur drei knallrote Haarschöpfe in die Höhe, und ein paar hatten spiegelnde Glatzen. Der größte Teil von ihnen saß und hing an dem zierlichen Turm aus kostbarem Silberfiligran, turnte daran, hopste darauf herum und versuchte ihn kaputtzumachen.
    Bastian rannte hinaus.
    »He, ihr da!« schrie er hinauf, »hört sofort auf! Das könnt ihr doch nicht machen!« Die Wesen hörten auf und blickten alle zu ihm hinunter.
    Eines von ganz oben fragte: »Was hat er gesagt?«
    Und ein anderes rief von unten hinauf:
    »Der Dingsda sagt, wir können das nicht machen.«
    »Warum sagt er, wir können das nicht machen?« fragte ein drittes.
    »Weil ihr das eben nicht tun dürft!« schrie Bastian. »Ihr könnt doch nicht einfach alles kaputtmachen!«
    »Der Dingsda sagt, wir können nicht alles kaputtmachen«, teilte die erste Clown-Motte den anderen mit.
    »Doch, das können wir«, antwortete eine andere und riß ein großes Stück aus dem Turm. Die erste rief wieder zu Bastian hinunter, wobei sie wie verrückt hopste: »Doch, das können wir!«
    Der Turm schwankte und begann bedenklich zu knacken.
    »Was macht ihr denn!« schrie Bastian. Er war zornig und erschrocken, aber er wußte nicht, wie er sich verhalten sollte, denn diese Wesen waren wirklich sehr komisch. »Der Dingsda«, wandte sich die erste Motte wieder an ihre Genossen, »fragt, was wir machen.«
    »Was machen wir eigentlich?« wollte eine andere wissen.
    »Wir machen Spaß«, erklärte eine dritte.
    Darauf brachen alle in der Umgebung in ein ungeheures Gekicher und Gepauste aus. »Wir machen Spaß ! « rief die erste Motte zu Bastian

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