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Die unendliche Geschichte

Die unendliche Geschichte

Titel: Die unendliche Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ende
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glitzerndes Ding zurück, das er dort verloren hatte: der Gürtel Gemmai. Bastian merkte nichts von diesem Verlust und dachte auch später nie mehr daran. Illuán hatte den Gürtel ganz umsonst aus den Flammen gerettet. Ein paar Tage später wurde Gemmai von einer Elster gefunden, die nicht ahnte, was es mit diesem Glitzerding auf sich hatte. Sie trug es in ihr Nest, doch damit begann eine andere Geschichte, die ein andermal erzählt werden soll.
    Gegen Mittag kam Bastian an einen hohen Erdwall, der sich quer durch die Heidelandschaft zog. Er kletterte hinauf. Dahinter lag ein weiter Talkessel, der - nach innen zu immer tiefer abfallend - wie ein flacher Krater geformt war. Und dieses ganze Tal war angefüllt mit einer Stadt-jedenfalls legte die Menge von Bauwerken diese Bezeichnung nahe, obgleich es die verrückteste Stadt war, die Bastian je erblickt hatte. Plan-und sinnlos schienen alle Gebäude durcheinandergewürfelt, als habe man sie einfach aus einem Riesensack dort hingeschüttet. Es gab weder Straßen noch Plätze, noch irgendeine erkennbare Ordnung.
    Aber auch die einzelnen Bauwerke sahen irrsinnig aus, hatten die Haustür im Dach, Treppen dort, wo man nicht hinkommen konnte, oder auch solche, die man nur kopfunter hätte betreten können und die in der leeren Luft endeten : Türmchen standen quer, und Balkone hingen senkrecht an den Wänden, Fenster anstelle von Türen und Fußböden anstelle von Mauern. Es gab Brücken, deren geschwungene Bogen plötzlich irgendwo aufhörten, so als habe ihr Erbauer mitten in der Arbeit vergessen, was das Ganze werden sollte. Es gab Türme, die wie Bananen gebogen waren, auf die Spitze gestellte Pyramiden. Kurz, diese ganze Stadt vermittelte den Eindruck des Wahnsinns.
    Dann sah Bastian die Bewohner. Es waren Männer, Frauen und Kinder. Der Gestalt nach schienen sie gewöhnliche Menschen, doch ihre Kleidung sah aus, als seien sie allesamt närrisch geworden und könnten nicht mehr unterscheiden zwischen Dingen, die zum Anziehen, und Gegenständen, die zu anderem Zwecke dienten. Auf den Köpfen trugen sie Lampenschirme, Sandeimerchen, Suppenschüsseln, Papierkörbe, Tüten oder Schachteln. Und um ihre Leiber hingen Tischtücher, Teppiche, große Stücke Silberpapier oder sogar Tonnen. Viele zogen oder schoben Handkarren und Wagen herum, auf denen alles mögliche Gerümpel aufgestapelt war, zerbrochene Lampen, Matratzen, Geschirr, Lumpen und Flitterkram. Andere wieder schleppten ähnlichen Plunder in riesigen Ballen auf dem Rücken herum. Je tiefer Bastian in die Stadt hinunterging, desto dichter wurde das Gewimmel. Doch schien keiner der Leute recht zu wissen, wohin er wollte. Mehrmals beobachtete Bastian, daß einer seinen Karren, den er mühsam in die eine Richtung gezogen hatte, nach kurzer Zeit schon wieder in die entgegengesetzte Richtung zerrte, um wenig später abermals eine neue Richtung einzuschlagen. Aber alle waren fieberhaft tätig.
    Bastian beschloß, einen von ihnen anzusprechen.
    »Wie heißt diese Stadt?«
    Der Angeredete ließ seinen Karren los, richtete sich auf, rieb sich eine Weile die Stirn, als ob er angestrengt nachdächte, dann ging er fort und ließ seinen Karren einfach stehen. Er schien ihn vergessen zu haben. Doch schon wenige Minuten später bemächtigte sich eine Frau desFahrzeugs und zog es mühsam irgendwohin. Bastian fragte sie, ob der Plunder ihr gehöre. Die Frau stand eine Weile in tiefes Grübeln versunken, dann ging sie weg.
    Bastian versuchte es noch ein paarmal, aber auf keine einzige Frage bekam er eine Antwort. »Es ist zwecklos, sie zu fragen«, hörte er plötzlich eine kichernde Stimme, »sie können dir nichts mehr sagen. Man könnte sie die Nichtssagenden nennen.«
    Bastian drehte sich nach der Stimme um und sah auf einem Mauervorsprung (der die Unterseite eines Erkers war, der verkehrt herum stand) einen kleinen grauen Affen sitzen. Das Tier hatte einen schwarzen Doktorhut auf, von dem eine Quaste baumelte, und schien angelegentlich damit beschäftigt, etwas an den Fingern seiner Füße abzuzählen. Dann grinste es Bastian an und sagte:
    »Verzeihung, ich habe mir bloß schnell etwas ausgerechnet.«
    »Wer bist du?« fragte Bastian.
    »Argax, mein Name, sehr angenehm!« antwortete das Äffchen und lüpfte den Doktorhut, »und mit wem habe ich das Vergnügen?«
    »Ich heiße Bastian Balthasar Bux.«
    »Eben!« sagte das Äffchen befriedigt.
    »Und wie heißt diese Stadt?« erkundigte sich Bastian.
    »Sie hat eigentlich keinen

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