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Die unendliche Geschichte

Die unendliche Geschichte

Titel: Die unendliche Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ende
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erschöpft und verwüstet aus. Das flackernde Licht des Feuerscheins ließ sie wie eine Schar von Gespenstern erscheinen.
    Alle hatten ihre Gesichter dem -Elfenbeinturm zugewendet, der wie ein Scheiterhaufen mehr und mehr in sich zusammenstürzte. Der Magnolien-Pavillon auf seiner Spitze loderte auf, seine Blütenblätter öffneten sich weit, und man konnte sehen, daß er leer war. Dann verschlangen auch ihn die Flammen.
    Bastian zeigte mit seinem Schwert auf den Haufen aus Glut und Trümmern und sagte mit rauher Stimme:
    »Das ist Atréjus Werk. Und dafür will ich ihn nun verfolgen bis ans Ende der Welt!« Er schwang sich auf eines der Riesenpferde aus schwarzem Metall und schrie: »Folgt mir!« Das Roß bäumte sich auf, aber er zwang es mit seinem Willen und jagte in gestrecktem Galopp in die Nacht hinein.



Während Bastian schon meilenfern durch die pechschwarze Nacht dahin-jagte, machten die zurückgebliebenen Kampfgenossen sich erst an den Aufbruch. Viele von ihnen waren verwundet, alle waren zu Tode erschöpft, und keiner hatte auch nur annähernd Bastians unermeßliche Kraft und Ausdauer. Selbst die schwarzen Panzerriesen auf ihren metallenen Pferden setzten sich nur schwerfällig in Bewegung, und jene anderen, die zu Fuß gingen, konnten ihren üblichen Gleichschritt nicht finden. Auch Xayídes Wille - durch den sie ja gelenkt wurden - schien demnach an den Grenzen seiner Kraft zu sein. Ihre Korallensänfte war beim Brand des Elfenbeinturmes den Flammen zum Opfer gefallen. So war aus allerlei Wagenbrettern, zerbrochenen Waffen und verkohlten Resten des Turms eine neue Sänfte gebaut worden, die freilich mehr einer Elendshütte glich. Das übrige Heer schleppte sich humpelnd und schlurfend hinterdrein. Auch Hýkrion, Hýsbald und Hýdorn, die ihre Pferde verloren hatten, mußten sich gegenseitig stützen. Niemand sprach ein Wort, aber alle wußten, daß es ihnen unmöglich sein würde, Bastian jemals einzuholen.
    Der donnerte weiter durch die Finsternis dahin, der schwarze Mantel flatterte wild um seine Schultern, die metallenen Glieder des Riesenpferdes knirschten und kreischten bei jeder Bewegung, während die gewaltigen Hufe auf das Erdreich hämmerten.
    »Ho!« schrie Bastian, »hoi! hoi! hoi!«
    Es ging ihm nicht schnell genug.
    Er wollte Atréju und Fuchur einholen, um jeden Preis, und wenn er dafür dieses metallene Ungeheuer von einem Pferd zuschanden reiten mußte!
    Er wollte Rache! Zu dieser Stunde wäre er längst am Ziel all seiner Wünsche gewesen, aber Atréju hatte es vereitelt. Bastian war nicht Kaiser von Phantasien geworden. Das sollte Atréju bitterlich büßen!
    Bastian trieb sein metallenes Reittier noch rücksichtsloser an. Dessen Gelenke knarrten und quietschten immer lauter, aber es gehorchte dem Willen seines Reiters und beschleunigte den rasenden Galopp.
    Viele Stunden währte diese wilde Jagd, ohne daß die Nacht sich lichtete. Und immerfort sah Bastian in Gedanken den brennenden Elfenbeinturm vor sich und durchlebte immer von neuem den Augenblick, da Atréju ihm das Schwert auf die Brust gesetzt hatte - bis ihm zum ersten Mal die Frage aufstieg: Warum hatte Atréju gezögert? Warum hatte er es nach allem nicht über sich gebracht, ihn zu verwunden, um ihm AU-RYN mit Gewalt zu nehmen? Und nun mußte Bastian plötzlich an die Wunde denken, die er Atréju geschlagen hatte, und an dessen letzten Blick, als er zurücktaumelte und abstürzte.
    Bastian steckte Sikánda, das er bis jetzt noch immer in der Faust geschwungen hatte, in seine rostige Scheide zurück.
    Der Morgen graute, und nach und nach konnte er sehen, wo er sich befand. Es war eine Heide, über die das Metallpferd jetzt hinfegte. Die dunklen Umrisse von Wacholdergruppen sahen aus wie reglose Versammlungen kapuzentragender Riesenmönche oder Zauberer mit spitzen Hüten. Felsblöcke lagen dazwischen verstreut.
    Und dann geschah es, daß das Metallpferd mitten im gestreckten Galopp ganz plötzlich einfach in seine Teile zerfiel.
    Bastian blieb von der Wucht des Sturzes betäubt liegen. Als er sich endlich wieder aufraffte und die geprellten Glieder rieb, fand er sich in einem niedrigen Wacholdergebüsch. Er kroch heraus. Draußen lagen über eine weite Fläche verteilt die schalenartigen Trümmer des Rosses, als sei ein Reiterdenkmal explodiert.
    Bastian stand auf, warf sich seinen schwarzen Mantel über die Schulter und ging ohne Ziel dem heller werdenden Morgenhimmel entgegen.
    In dem Wacholdergebüsch aber blieb ein

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