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Die unendliche Geschichte

Die unendliche Geschichte

Titel: Die unendliche Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ende
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nach und nach ausgegeben. Und als sie die letzte verloren hatten, konnte ihnen AURYN auch keine Wünsche mehr erfüllen. Danach kamen sie - sagen wir mal - ganz von selbst hierher. Die anderen, die sich zum Kaiser gemacht haben, verloren dabei auf einen Schlag alle Erinnerungen. Deshalb konnte ihnen AURYN ebenfalls keine Wünsche mehr erfüllen, weil sie keine mehr hatten. Wie du siehst, kommt es auf das gleiche heraus. Auch sie sind hier und können nicht mehr fort.«
    »Heißt das, daß sie alle einmal AURYN hatten?«
    »Das versteht sich!« antwortete Argax. »Aber sie haben es längst vergessen. Es würde ihnen ja auch nichts mehr helfen, den armen Narren.«
    »Ist es ihnen -«, Bastian zögerte, »ist es ihnen weggenommen worden?«
    »Nein«, sagte Argax, »wenn einer sich zum Kaiser macht, dann verschwindet es durch seinen eigenen Wunsch. Ist doch ganz sonnenklar, könnte man sagen, weil man die Macht der Kindlichen Kaiserin schließlich nicht dazu verwenden kann, ihr genau diese Macht wegzunehmen. «
    Bastian fühlte sich so elend, daß er sich gerne irgendwo hingesetzt hätte, aber der kleine graue Affe ließ es nicht zu.
    »Nein, nein, die Stadtbesichtigung ist noch nicht zu Ende«, schrie er, »das Wichtigste kommt erst noch! Geh weiter! Geh weiter!«
    Bastian sah einen Jungen, der mit einem schweren Hammer Nägel in Strümpfe schlug, die vor ihm auf dem Boden lagen. Ein dicker Mann versuchte Briefmarken auf Seifenblasen zu kleben, die natürlich immer zerplatzten. Aber er ließ nicht ab, neue zu blasen. »Schau !« hörte Bastian die kichernde Stimme des Argax, und er fühlte, daß dieser ihm mit seinen Affenhändchen den Kopf in eine bestimmte Richtung drehte, »schau dorthin! Ist das nicht lustig?«
    Da stand eine große Gruppe von Leuten, Männer und Frauen, Alte und Junge, alle in den wunderlichsten Kleidungen, aber sie redeten nicht. Jedes war ganz für sich. Auf dem Boden lag eine Unmenge großer Würfel, und auf den sechs Seiten jedes Würfels standen Buchstaben. Immer wieder von neuem mischten die Leute diese Würfel durcheinander und starrten dann lange darauf hin.
    »Was tun sie da?« flüsterte Bastian, »was ist das für ein Spiel? Wie heißt es?« »Das Beliebigkeitspiel«, antwortete Argax. Er winkte den Spielern zu und rief: »Brav, meine Kinder! Nur weiter so! Nur nicht aufgeben!«
    Dann wandte er sich wieder Bastian zu und raunte ihm ins Ohr:
    »Sie können nichts mehr erzählen. Sie haben die Sprache verloren. Darum habe ich dieses Spiel für sie ausgedacht. Es beschäftigt sie, wie du siehst. Und es ist sehr einfach. Wenn du einmal nachdenkst, dann mußt du zugeben, daß alle Geschichten der Welt im Grunde nur aus sechs-undzwanzig Buchstaben bestehen. Die Buchstaben sind immer die gleichen, bloß ihre Zusammensetzung wechselt. Aus den Buchstaben werden Wörter gebildet, aus den Wörtern Sätze, aus den Sätzen Kapitel und aus den Kapiteln Geschichten. Da schau, was steht dort?«Bastian las:
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    »Ja«, kicherte der Argax, »so ist es meistens. Aber wenn man es sehr lang spielt, jahrelang, dann ergeben sich manchmal durch Zufall Wörter. Keine besonders geistreichen Wörter, aber wenigstens Wörter. »Spinatkrampf« zum Beispiel, oder »Bürstenwürste« oder »Kragenlack«. Wenn man es aber hundert Jahre, tausend Jahre, hunderttausend Jahre immer weiterspinnet, dann muß nach aller Wahrscheinlichkeit dabei durch Zufall auch einmal ein Gedicht herauskommen. Und wenn man es ewig spielt, dann müssen dabei alle Gedichte, alle Geschichten, die überhaupt möglich sind, entstehen, dazu auch alle Geschichten der Geschichten und sogar diese Geschichte, in der wir beide uns gerade unterhalten. Das ist logisch, nicht wahr?«
    »Das ist entsetzlich«, sagte Bastian.
    »Oh«, meinte Argax, »das kommt auf den Standpunkt an. Diese dort - könnte man sagen sind eifrig bei der Sache. Und außerdem, was sollen wir in Phantasien mit ihnen machen?« Bastian sah den Spielern lange schweigend zu, dann fragte er leise:
    »Argax - du weißt, wer ich bin, nicht wahr?«
    »Wie denn nicht? Wer kennt deinen Namen nicht in Phantasien?«
    »Sag mir eins, Argax. Wenn ich gestern Kaiser geworden wäre, wäre ich dann auch schon hier?«
    »Heute oder

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