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Die unendliche Geschichte

Die unendliche Geschichte

Titel: Die unendliche Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ende
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Gebäude, könnte es endlich abschließen, könnte endlich das letzte Kapitel schreiben - und ausgerechnet jetzt nützt es nichts mehr, ist völlig überflüssig, hilft keinem mehr was, ist keinen Pfifferling mehr wert, interessiert keinen Schweineschwanz mehr, weil’s die Sache, um die es geht, nicht mehr gibt! Aus und vorbei und gute Nacht!« Ein Schluchzen schüttelte ihn, das sich anhörte wie ein Hustenanfall. Die alte Urgl blickte ihn mitfühlend an, streichelte ihm über das kahle Köpfchen und brummte: »Armer alter Engywuck! Armer alter Engywuck! Nicht so enttäuscht sein! Wirst schon was anderes finden.«
    »Weib!« fauchte Engywuck sie mit funkelnden Äuglein an, »was du vor dir siehst, ist kein armer, alter Engywuck, sondern eine tragische Person!«
    Und wie schon einmal rannte er in die Höhle, und man hörte ein kleines Türchen zuschlagen. Die Urgl schüttelte seufzend den Kopf und murmelte: »Er meint’s nicht so, ist ein guter alter Kerl, nur leider völlig verrückt.«
    Als die Mahlzeit zu Ende war, stand die Urgl auf und sagte: »Werde jetzt unsere sieben Sachen packen. Viel ist es nicht, was wir mitnehmen können, aber dies und das kommt zusammen. Ja, das muß jetzt gemacht werden.«»Wollt ihr denn fort gehen von hier?« fragte Atréju.
    Die Urgl nickte betrübt. »Bleibt uns schon nichts anderes übrig. Wo die Vernichtung um sich greift, wächst doch nichts mehr. Und für meinen Alten gibt’s ja nun auch keinen Grund mehr, zu bleiben. Müssen eben sehen, wie’s weiter geht. Irgendwie wird’s schon gehen. Und ihr? Was habt ihr vor?«
    »Ich muß tun, was die Uyulála gesagt hat«, antwortete Atréju, »ich muß versuchen ein Menschenkind zu finden und es zur Kindlichen Kaiserin zu bringen, damit sie einen neuen Namen bekommt.«
    »Und wo willst du’s suchen, dieses Menschenkind?« fragte Urgl.
    »Ich weiß es selbst nicht«, sagte Atréju, »jenseits der Grenzen von Phantasien eben.« »Wir werden es schon schaffen«, ließ sich nun Fuchurs Glockenstimme vernehmen, »ich werde dich tragen. Du wirst sehen, wir haben Glück!«
    »Na«, brummte die Urgl, »dann macht, daß ihr wegkommt!«
    »Vielleicht könnten wir euch ein Stück mitnehmen?« schlug Atréju vor.
    »Das fehlte mir grade noch!« antwortete Urgl, »nie im Leben würde ich in der Luft herumgondeln. Anständige Gnome bleiben auf der festen Erde. Außerdem sollt ihr euch mit uns nicht aufhalten, ihr habt jetzt Wichtigeres zu tun, ihr zwei - für uns alle.« »Aber ich möchte euch gern meine Dankbarkeit zeigen«, sagte Atréju.
    »Das tust du am besten«, knurrte Urgl, »indem du keine Zeit mehr mit deinem unnützen Papperlapapp verlierst, sondern sofort startest!«
    »Sie hat recht«, meinte Fuchur. »Komm, Atréju!«
    Atréju schwang sich auf den Rücken des Glücksdrachen. Er drehte sich noch einmal nach der kleinen alten Urgl um und rief: »Auf Wiedersehen!«
    Aber sie war schon in der Höhle beim Packen.
    Als sie einige Stunden später mit Engywuck ins Freie trat, trug jeder von ihnen eine hochbepackte Kiepe auf dem Rücken, und beide waren schon wieder eifrig dabei sich zu zanken. So wackelten sie auf winzigen krummen Beinchen davon, ohne sich noch einmal umzudrehen.
    Übrigens wurde Engywuck später noch sehr berühmt, der berühmteste Gnom seiner Familie sogar, aber nicht wegen seiner wissenschaftlichen Forschungen. Doch das ist eine andere Geschichte und soll ein andermal erzählt werden.
    Zum gleichen Zeitpunkt, als die Zweisiedler sich auf den Weg machten, brauste Atréju auf Fuchurs Rücken schon fern, sehr fern durch die Himmelslüfte Phantásiens.
    Bastian blickte unwillkürlich zur Dachluke hinauf und stellte sich vor, wie es wäre, wenn er dort oben am Himmel, der schon fast ganz dunkel war, plötzlich den Glücksdrachen wie eine weiße, züngelnde Flamme näher kommen sähe - wenn die beiden kämen, um ihn abzuholen! »Ach«, seufzte er, »das wäre was!«
    Er könnte ihnen helfen - und sie ihm. Es wäre für alle die Rettung.



Hoch durch die Lüfte ritt Atréju dahin. Sein roter Mantel wehte in mächtigen Schwüngen hinter ihm dreien. Der Schöpf aus blauschwarzen Haaren, der mit Lederschnüren aufgebunden war, flatterte im Wind. Fuchur, der weiße Glücksdrache, glitt in langsamen, gleichmäßigen Wellenbewegungen durch die Nebel und Wolkenfetzen des Himmels. Auf und ab und auf und ab und auf und ab…
    Wie lang waren sie nun schon so unterwegs? Tage und Nächte und wieder Tage - Atréju wußte nicht mehr wie

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