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Die unendliche Geschichte

Die unendliche Geschichte

Titel: Die unendliche Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ende
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inzwischen stirbt, während wir noch immer suchen, und wir hätten sie retten können, wenn wir nur rechtzeitig umgekehrt wären.« Atréju schwieg. Was der Drache da gesagt hatte, war ohne Zweifel richtig. Es konnte so sein. Es konnte auch ganz anders sein. Es war durchaus möglich, daß sie ihm, wenn er jetzt mit seiner Botschaft heimkehrte, sagen würde: Was hilft mir das alles? Hättest du mir den Retter mitgebracht, so wäre ich gesund geworden. Aber nun ist es für mich zu spät, dich noch einmal auszuschicken.
    Er wußte nicht, was er tun sollte. Und er war müde, viel zu müde, um irgendeinen Entschluß zu fassen.
    »Weißt du, Fuchur«, sagte er leise, aber der Drache hörte ihn gut, »du hast vielleicht recht, aber vielleicht auch nicht.Laß uns noch ein kleines Stück weiterfliegen. Wenn wir dann noch immer an keiner Grenze sind, dann kehren wir um.«
    »Was nennst du ein kleines Stück?« fragte der Drache.
    »Ein paar Stunden-«, murmelte Atréju, »ach was, eine Stunde noch.«
    »Gut«, antwortete Fuchur, »noch eine Stunde also.«
    Aber diese eine Stunde war eine Stunde zuviel.
    Die beiden hatten nicht darauf geachtet, daß der Himmel im Norden schwarz geworden war von Wolken. Im Westen, wo die Sonne stand, war er glühend, und unheilverkündende Streifen hingen wie blutiger Seetang auf den Horizont nieder. Im Osten schob sich, wie eine Decke aus grauem Blei, ein Gewitter herauf, vor der zerfaserte Wolkenfetzen standen wie blau ausgelaufene Tinte. Und aus dem Süden zog schwefelgelber Dunst daher, in dem es von Blitzen zuckte und funkelte.»Es scheint«, meinte Fuchur, »wir werden in schlechtes Wetter kommen.«
    Atréju schaute sich nach allen Seiten um.
    »Ja«, sagte er, »es sieht bedenklich aus. Aber wir müssen trotzdem weiterfliegen.« »Vernünftiger wäre es«, gab Fuchur zurück, »wir suchen uns einen Unterschlupf. Wenn es das ist, was ich vermute, dann ist die Sache kein Spaß.«
    »Und was vermutest du?« fragte Atréju.
    »Daß es die vier Windriesen sind, die wieder einmal einen ihrer Kämpfe austragen wollen«, erklärte Fuchur. »Sie liegen fast immer im Streit miteinander, wer von ihnen der stärkste ist und über die anderen herrschen soll. Für sie ist es eine Art Spiel, denn ihnen selbst geschieht dabei nichts. Aber wehe dem, der in ihre Auseinandersetzung hineingerät. Von dem bleibt meistens nicht viel übrig.«
    »Kannst du nicht höher hinauffliegen?« fragte Atréju.
    »Außerhalb ihrer Reichweite, meinst du? Nein, so hoch kann ich nicht kommen. Und unter uns ist, so weit ich sehen kann, nur Wasser, irgendein riesiges Meer. Ich sehe nichts, wo wir uns verstecken könnten . «
    »Dann bleibt uns nichts übrig«, entschied Atréju, »als sie zu erwarten. Ich möchte sie sowieso etwas fragen.«
    »Was willst du?« rief der Drache und machte vor Schreck einen Sprung in der Luft. »Wenn sie die vier Windriesen sind«, erklärte Atréju, »dann kennen sie alle Himmelsrichtungen Phantâsiens. Niemand wird uns besser sagen können als sie, wo die Grenzen sind.«
    »Heiliger Himmel!« schrie der Drache, »du glaubst, man kann ganz gemütlich mit ihnen plaudern?«
    »Wie lauten ihre Namen?« wollte Atréju wissen.
    »Der aus dem Norden heißt Lirr, der aus dem Osten Baureo, der aus dem Süden Schirk und der aus dem Westen Mayestril«, antwortete Fuchur. »Aber du, Atréju, was bist du eigentlich? Bist du ein kleiner Junge oder bist du ein Stück Eisen, daß du keine Furcht kennst?« »Als ich durch das Tor der Sphinxe ging«, antwortete Atréju, »habe ich alle Angst verloren. Außerdem trage ich das Zeichen der Kindlichen
    Kaiserin. Alle Geschöpfe Phantâsiens respektieren es. Warum sollten die Windriesen es nicht tun?«
    »Oh, sie werden es tun!« rief Fuchur, »aber sie sind dumm, und du kannst sie nicht abhalten, miteinander zu kämpfen. Du wirst sehen, was das heißt!«
    Inzwischen hatten sich die Gewitterwolken von allen Seiten so weit zusammengezogen, daß Atréju rings um sich her etwas erblickte, das einem Trichter von ungeheuerlichen Ausmaßen, einem Vulkankrater glich, dessen Wände sich immer schneller zu drehen begannen, so daß sich das schwefelige Gelb, das bleierne Grau, das blutige Rot und das tiefe Schwarz durcheinander mengten. Und er selbst wurde auf seinem weißen Drachen ebenfalls im Kreis herumgewirbelt, wie ein Streichhölzchen in einem gewaltigen Strudel. Und nun erblickte er die Sturmriesen.
    Sie bestanden eigentlich nur aus Gesichtern, denn ihre Gliedmaßen

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