Die Ungehorsame Historischer Roman
die Kirche sich entsetzen, wenn sie erfahren, welche hochrangige Vertreter dazugehören.«
»Damit haben wir aber lediglich einen Skandal.«
»Zu dem ein Anschlag auf mich gehört und die Entführung der Kinder.«
»Ist das nachzuweisen?«, wollte Ernst wissen.
»Der Anschlag auf mich durch Lüning? Eine Kleinigkeit. Dafür wird Bredow sorgen. Die Entführung? Die Kinder und der Leibwächter werden ebenfalls ihre Aussage machen, wobei das sicher von geringerem Gewicht ist. Aber mir geht es erst einmal darum, ihn festgesetzt zu sehen, denn dann kann ich die eigentliche Anklage erheben. Einmal den Raub der Königsschätze zum Zwecke der eigenen Bereicherung. Dazu habe ich die Inventarlisten und Zeichnungen Jussufs und dessen Aussage. Die schriftlichen Aussagen von Erich Langer, der dokumentiert hat, wann und wo Crausen sich aufgehalten
hat. Und die goldene Schlange, die wir tunlichst sicherstellen sollten. Und natürlich werde ich ihn des Mordes, der Körperverletzung und des versuchten Mordes anklagen. Alles zusammen sollte eine gewichtige Mischung geben.«
»Aus einigen Anklagepunkten wird er sich herausreden können«, gab Leonie zu bedenken.
»Vielleicht. Aber nötigenfalls wird es weitere Kläger geben, wenn es erst einmal publik wird. Ich weiß nicht, wie weite Kreise seine geheimbündlerischen Tätigkeiten gezogen haben, aber wie schätzt du das Verhalten deiner Freundin, der Generalin ein, wenn sie erfährt, dass er diesen Dackel von Sohn verführt hat?«
Sein Weib grinste ihn beinahe diabolisch an.
»Sie wird wie ein Bluthund reagieren!«
»Und die edlen Wohltäterinnen des Waisenheims, das unter Leitung des Herrn Pfarrers Wiegand steht?«
»Wie die Harpyien!«
»Wir kennen nicht alle Mitglieder, aber es wird drastische Folgen haben.«
Lady Frances gab sich nüchtern.
»Schön, sich an den Folgen zu weiden, aber wie willst du ihn überführen, Leo?«
»Ich hoffe auf Camillas Hilfe. Wir müssen herausfinden, wann sein nächstes Treffen ist. Ich vermute, sie folgen einer gewissen Regelmäßigkeit und dem Dienstplan Crausens.«
»Den Dienstplan finde ich heraus!«, erbot sich Ernst.
»Wir wissen, wann die Kinder sie beobachtet haben, Leo. Und ein paar andere Dinge auch. Vielleicht hilft das schon mal weiter. Ich möchte eigentlich nicht, dass Camilla sich in Gefahr begibt«, wandte Leonie ein.
»Gut, aber möglicherweise können wir auf sie nicht verzichten. Aber lass deine Schlussfolgerungen hören.«
Leonie hatte etwas auf einen Zettel geschrieben und berichtete jetzt.
»Am vierzehnten Juni vorletztes Jahr sind die beiden weggelaufen und haben in dem Keller das erste Mal eine Messe gesehen. Am fünfzehnten Oktober hat Lennard noch einmal alleine diesen Raum aufgesucht, um Ursel zu beruhigen, er traf ebenfalls die Gruppe an.
Am Rosenmontag, dem siebenundzwanzigsten Februar, beobachteten sie den Maskenball. Rike ist am einunddreißigsten Mai von tierköpfigen Männern vergewaltigt worden, wir können vermuten, anlässlich eines Treffens. Rosalie ist am einunddreißigsten August auf Lüning gestoßen, der in der Postkutsche nach Köln saß. Vermutlich auf dem Weg zu einem solchen Treffen. Diese Tage kennen wir. Grob gesagt scheinen sie immer am Ende und in der Mitte des Monats zusammenzukommen.«
»Klug beobachtet. Wir können es verifizieren, indem wir die uns bekannten Mitglieder beobachten lassen. Bredows Kamerad hat bei den Kindern gute Dienste geleistet.«
»Wir werden Zeugen brauchen!«, wandte Ernst ein.
»Ich habe nicht vor, mich alleine in die Schlangengrube zu begeben. Dank Lennard wissen wir, wie wir unbeobachtet in den Keller kommen, und den oberen Ausgang können wir ebenfalls besetzen.«
»Ich werde einige Kameraden um Hilfe bitten. Militärpersonen als Zeugen zu haben, dürfte in diesem Zusammenhang von Nutzen sein.«
»Sehr richtig.«
»Wenn Leonies Annahme stimmt, wann wirst du zuschlagen?«
»Direkt nach der Eröffnung der Bahnstrecke. Dienstag, den dreizehnten Februar, findet die Einweihungsfeier statt, an der Hendryk Mansel leider als Ehrengast eingeladen ist. Die Scharade muss ich noch aufrechterhalten, aber wir können wohl annehmen, dass sich am vierzehnten oder fünfzehnten die Geheimbündler treffen.«
»Bleiben uns nur gerade zwei Wochen, um alles vorzubereiten, Leo. Ihr wollt nächste Woche abreisen, und bei dem Wetter kann die Fahrt schwierig werden.«
»Andererseits möchte ich mich nicht zu lange mehr in Köln aufhalten.«
Sie besprachen noch eine
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