Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Ungehorsame Historischer Roman

Titel: Die Ungehorsame Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
Vom Netzwerk:
hatte, oder er plante etwas gegen ihn.
    Der Versuch, seine Reise nach Barsinghausen zu vertuschen, ließ auf Letzteres schließen. Das hieß, auf der Hut zu sein. Leo war nicht dumm. Er hatte es geschafft, aus der Höhle zu entkommen und jahrelang unentdeckt zu leben, die Kinder zu sich zu nehmen und sogar zu heiraten. Vorsichtig war er, der Hund. Sogar bei seinen Eltern schien er sich nicht gemeldet zu haben. Crausen hatte einige Male bei den Flemmings vorgesprochen und nie einen Hinweis erhalten.
    Fieberhaft dachte er nach. Was konnte Leo gegen ihn unternehmen? Was hatte er in der Hand?
    Den Mord an Urs konnte er ihm nicht nachweisen, er war von verschiedenen
Leuten als Tat der wütenden Einheimischen bezeichnet worden. Seinen Versuch, Leo umzubringen, könnte höchstens dieser Ägypterjunge bezeugen, Camillas Bruder. Der aber war zunächst einmal weit fort, und viel gesehen hatte er auch nicht. Der kleine Feigling hatte bei seinem Anblick schon Fersengeld gegeben. Den Raub des Königsschatzes - wie wollte Leo den nachweisen? Es gab keinerlei Zeugnisse, dass mehr als ein paar staubige Urnen in dem Grab gewesen waren. Die Zeichnungen, die der Junge gemacht hatte, waren nicht wieder aufgetaucht, vermutlich auf dessen panischer Flucht verloren gegangen. Er hatte sich dessen bei Camilla diesbezüglich diskret versichert.
    Obwohl - die Almeh musste man im Visier behalten. Sie wusste mehr, als sie preisgab. Und er wurde das Gefühl nicht los, dass sie ihn irgendwie hinhielt. Andererseits hatte er auch den Druck nicht weiter erhöht, das würde er demnächst wieder in Angriff nehmen können.
    Blieb die Entführung der Kinder. Aber wussten die, wer sie überwältigt hatte? Vielleicht. Aber Sonias und Gerlachs Verbindung zu ihm lief über den Amudat-Orden, und der war strikt geheim. Was konnten die Gören also berichten, außer dass man sie von einer Geselligkeit in einen finsteren Keller verschleppt hatte? Einzig, wo sich der Keller befand, konnten sie wissen, denn sie hatten ihn auf irgendeine Weise verlassen. Gerlach schwor zwar, er habe die Tür des Hauses verschlossen, aber Kinder fanden Möglichkeiten. Er selbst hatte auch immer eine Gelegenheit gefunden, sich unbemerkt davonzustehlen, wenn es nötig war. Und wozu der Keller diente, das konnten sie nun wahrhaftig nicht einmal ahnen.
    Blieb noch Lüning, der Trottel. Aber dessen Rolle bei dem Anschlag an der Bahnlinie war unentdeckt geblieben. Er hatte sich mit dem Ulanenmajor unterhalten, der noch immer sauer war, weil er auch bei schärfster Befragung den Schützen nicht gefunden hatte und eine Entschuldigungsnote an Mansel schreiben musste.
    Offiziell konnte Leo also überhaupt nichts unternehmen.
    Was würde er aber privat gegen ihn ausrichten können?
    Magnus von Crausen grinste.
    Leo war ein viel zu korrekter Mann, um einen illegalen Rachefeldzug zu planen. Vermutlich würde er ihn zu einem Duell fordern.
Schön, das würde tödlich enden, so etwas konnte arrangiert werden.
    Vielleicht aber würde er sogar so weit gehen, ihn heimlich zu stellen. Dann käme es zu einem Kampf. Dagegen konnte man gewappnet sein.
    Das Einzige, was Crausen wirklich gefährlich werden könnte, würde Leo der Ehrenkodex verbieten - eine Kugel aus dem Hinterhalt.
    Gut, also Leo würde nach seiner Rückkehr eine wie auch immer geartete Konfrontation planen. Da galt es, die Kontrolle zu behalten. Er, Magnus, würde bestimmen, wann und wie sie stattfinden würde. Er hatte da so eine Idee, sowohl was den Termin als auch was die Beteiligten anbelangte.
    Eine exquisite Idee.

Abrechnung in der Unterwelt
    VOR DEINEM THRON ERHEB ICH KLAGE,
VERHÜLLTE RICHTERIN.
    Schiller: Resignation
     
     
    Sie hatten lange miteinander gesprochen, geplant, abgewogen, Fakten bewertet, Gefühle analysiert, Möglichkeiten erörtert.
    Leo hatte ein sehr langes und eingehendes Gespräch mit Ursel und Lennard geführt, hatte aus ihren stockenden und verlegenen Schilderungen herausgehört, was die beiden verborgen hatten. Das Gesamtbild erschütterte ihn. Weniger die perversen Veranstaltungen des abstrusen Ordens als das, was den beiden hätte passieren können, hätte man sie entdeckt.
    Andererseits gaben sie ihm damit etwas in die Hand, womit er im Leben nicht gerechnet hatte.
    »Wir werden ihn bei einer seiner Kellersitzungen auffliegen lassen. Und zwar so, dass er in Gewahrsam genommen wird. Seinen Vorgesetzten wird die Tatsache, dass er eine Geheimgesellschaft gegründet hat, nicht erfreuen, die Verwaltung und

Weitere Kostenlose Bücher