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Die Ungehorsame Historischer Roman

Titel: Die Ungehorsame Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Ernst stellte sich neben ihn und sah ihm anerkennend zu. Als er schließlich schnaufend die Fäuste senkte, fragte er: »Kennst du einen Corporal namens Gerhard Bredow?«
    »Nein, müsste ich?«
    »Unteroffizier bei den Bonner Ulanen, seit Anfang des Monats dort stationiert. Interessanter Mann, er hat einige Jahre bei der Legion in Algier Dienst getan. Ein Mann von untadeligem Ruf, heißt es.«
    »Schön für ihn.«
    »Komm ihm nicht in die Quere, Hendryk Mansel.«
    »Ich verkehre nicht in den Kreisen, in denen sich Unteroffiziere bewegen.«
    »Nein, du bewegst dich in gar keinen Kreisen. Habe ich deine Erlaubnis, Frau Mansel gelegentlich zu geselligen Veranstaltungen zu begleiten?«
    »Tu, was du nicht lassen kannst.«
    »Hendryk, sie ist einsam.«
    »Himmelherrgott noch mal, dann kümmere du dich um sie.«
    Ernst von Benningsen freundliches Gesicht verhärtete sich vor Ärger, und er nickte nur knapp.
    »Du kannst sicher sein, dass ich das tun werde!«, sagte er kalt und wandte sich ab, um seine Kleider zu wechseln.
     
    Mansel hatte schlechte Laune, als er am Abend nach Hause kam. In der Eingangshalle hörte er weibliche Stimmen aus dem Salon schallen, und er konstatierte, dass seine Gemahlin Besuch von der schnatternden Nachbarin und noch einer weiteren Dame hatte. Während er den Mantel und die Handschuhe ablegte, hörte er, wie Selma Kersting etwas über ihre Katze hervorsprudelte.
    »Zwei Tage war das Liebchen fort. Ich habe mir ja solche Sorgen gemacht. Aber vorgestern fand ich sie dann doch im Garten sitzen, ziemliche zerzaust und sehr hungrig. Hatte eine verschorfte Schramme an der Flanke. Wahrscheinlich hat sie gerauft. Na, es scheint wieder zu heilen. Aber sie ist noch ein bisschen scheu und versteckt sich immer, wenn jemand ins Zimmer kommt.«
    »Sie verwöhnen Ihr Kätzchen wie ein kleines Kind, liebe Selma«, spöttelte eine andere Frauenstimme.
    »Ach Sonia, eigene sind mir doch bisher noch nicht vergönnt gewesen.«
    »Und Sie, liebe Frau Mansel? Haben Sie schon das Kinderzimmer gerichtet?«
    Hendryk beschloss, die Antwort auf diese aufdringliche Frage nicht abzuwarten, und stapfte die Treppe nach oben.
    In seinem Ankleidezimmer fand er seinen jungen Kammerdiener am Fenster sitzen, so vollständig in ein Buch vertieft, dass er sein Eintreten pflichtvergessen überhörte.
    »Dürfte ich Master Lennard höflichst darum ersuchen, mir die Stiefel auszuziehen!«
    Erschrocken ließ der Junge das Buch fallen und sprang auf.

    »Verzeihung, gnädiger Herr. Sofort, gnädiger Herr.«
    Er machte sich mit flinken Fingern daran, die festen, knöchelhohen Schuhe aufzuschnüren, die Mansel zu tragen pflegte, um die Schwäche in seinem rechten Fußgelenk auszugleichen.
    »Was liest du da, Junge?«
    »Eine Geschichte, gnädiger Herr. Die gnädige Frau hat sie mir gegeben. Sie hat’s erlaubt. Ehrlich. Sie können sie fragen.«
    Er reichte ihm das Buch, und Mansel bemerkte überrascht, dass es sich um ein hübsch illustriertes Märchenbuch handelte, das gerade bei dem »Gestiefelten Kater« aufgeschlagen war.
    »Behandle es sorgfältig und lass es nicht wieder fallen.«
    »Ja, natürlich, gnädiger Herr.«
    »Und jetzt ein frisches Hemd und die grauen Hosen, wenn ich bitten dürfte!«
    Als er, gewaschen und umgekleidet, nach unten zum Abendessen ging, war seine Miene noch immer düster. Seine Gattin wartete schon am gedeckten Tisch auf ihn, und er gab sich Mühe, sie freundlich zu begrüßen.
    »Ich hoffe, Sie hatten einen angenehmen Tag, Herr Mansel!«
    »Danke. Sie haben Besuch gehabt?«
    »Frau Kersting, die Nachbarin. Und ihre Freundin, Frau Sonia von Danwitz, Herr Mansel. Sie ist die Gattin des Apothekers von Danwitz, für den Herr Kersting die Handelsreisen unternimmt. Eine recht gebildete Frau.«
    »Dann hatten Sie ja gute Unterhaltung.«
    »Tatsächlich, Herr Mansel!«
    Hendryk Mansel war nicht sonderlich an diesen Besucherinnen interessiert, deshalb schwieg er, als Albert die Suppe servierte, aber nach einigen Löffeln musste er sich wieder aus seinen verwickelten Gedankengängen reißen lassen.
    »Frau von Danwitz war so nett, uns eine Einladung zu einer Ver- nissage mitzubringen, Herr Mansel. Sie findet am übernächsten Donnerstag statt. Ich wäre sehr glücklich, wenn Sie mich begleiten würden. Es sind Bilder aus dem Orient von verschiedenen Reisenden, und ein Professor wird einen Vortrag über die dortige Kultur halten.«
    »Ich muss gestehen, das reizt mich außerordentlich wenig, Madame.
Ich habe mit

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