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Die Ungehorsame Historischer Roman

Titel: Die Ungehorsame Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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realistischer.
    »Nein, das sind verkleidete Männer. Sie haben Stiefel an, schau! Sie tragen Masken, siehst du das nicht? Das ist wie im Karneval. Aber der ist doch schon lange vorbei. Komisch.«
    »Aber warum singen die dann heilige Lieder?«
    »Ich weiß nicht. Vielleicht ist das eine besondere Messe? Willst du weg?«
    Ursel starrte angestrengt unter dem Vorhang in den Raum.
    »Nein, eigentlich nicht. Ich mag die Messe. Und die haben so schöne bunte Kleider an. Wie die Priester an Ostern.«
    Der Gesang endete jetzt, und nun konnten die beiden auch verstehen, was gesagt wurde.
    »Wir kamen zusammen, um den Verlust unseres Bruders Apedemak zu betrauern«, hub die Gestalt mit dem Widderkopf an, und durch die Maske klang die Stimme dumpf und herrisch. »Geben wir ihm das ihm angemessene Opfer mit auf den Weg, damit unser Herr, der Hüter des Chaos, seinen Weg in die Unterwelt wohl begleitet. Fra Upunaut wird das Ritual vollziehen!«
    »Unsinn, das wäre meine Aufgabe!«, fiel die Raubkatze ein, und Ursel flüsterte: »Die ist ja eine Frau!«

    »Psst!«
    »Du hältst dich heute zurück, Sor Sechmet!«, fuhr der Widderköpfige sie an.
    Die Katze knurrte. Aber dann wich sie ebenfalls zurück, und die beiden Kinder erkannten noch eine Stier-, eine Krokodils- und noch eine andere Hundemaske. Auf einem Tisch - oder man musste es wohl als Altar bezeichnen - aber erhob sich zwischen dem wabernden Rauch und dem Licht zweier Kerzen eine goldene Schlange.
    Der Hundeköpfige langte nach einem Sack, der laut zu kreischen und zu zappeln begann, als er ihn aufhob. Er löste den Knoten des Bandes, mit dem er zugebunden war, und griff nach einem langen Messer. Aber er verhielt sich außerordentlich ungeschickt, als er mit einer Hand versuchte, das sich wild wehrende Tier zu packen. Der Stierköpfige eilte ihm zu Hilfe, schrie aber empört auf, als eine schwarze Tatze ihm über die Hand fuhr. Auch der mit der Hundemaske erhielt einen bösen Hieb, dann hatte sich die wütende Katze befreit und sauste wie eine wild gewordene Hummel durch den Raum.
    »Sie hat mich gekratzt!«, jammerte der Hundeköpfige mit näselnder Stimme.
    »Idioten!«, bemerkte die Frau und streckte ihre Hände nach dem Tier aus. Entsetzt sahen Ursula und Lennard metallische Krallen an ihren Fingern. Sie hätte die Katze beinahe erwischt, da entdeckte diese aber die Treppe, die ins Freie führte, und schoss wie eine abgefeuerte Kugel den Gang hinaus.
    »Du bist zu blöd, eine einfache Katze zu schlachten, Fra Upunaut!«, donnerte der Widderköpfige. »Zur Strafe wirst du die Kosten für die nächste Weihehandlung übernehmen. Und nun wollen wir beten, damit Apophis, der Herr der Unterwelt, uns unser Fehlverhalten verzeiht.«
    Die Gruppe wandelte langsam um den Altar, und wieder begann ein seltsamer Gesang, der die beiden heimlichen Beobachter an die kirchliche Liturgie erinnerte, aber grausiger klang und ihnen Gänsehaut verursachte. Dennoch waren sie gefesselt von dem Schauspiel, denn nicht nur die Masken wirkten beeindruckend, auch die langen, farbenprächtigen Gewänder, die mit Fellen, Federn oder
Schuppen geschmückt waren. Glitzernde Amulette hingen auf der Brust eines jeden, und der Widderköpfige, der so etwas wie der Oberste zu sein schien, hielt einen langen Stab in der Hand, der ebenfalls mit gedrehten Hörnern geziert war.
    Schließlich gab er ein Zeichen, und Stille trat ein.
    »Wir haben ein wertvolles Mitglied verloren, Brüder des Amudat-Ordens, und wir müssen die heilige Neunheit wiederherstellen. Ich erwarte von euch bei unserem nächsten Treffen Vorschläge für einen würdigen Nachfolger unseres Hingeschiedenen. Bedenkt, es muss ein Mensch sein, der schweigen kann. Und schweigen kann am besten einer, der sowieso schon etwas zu verbergen hat.« Ein hohles Lachen erfüllte den Raum. »So wie ihr alle!«
    »Wie wahr, Fra Chnum!«, kicherte die Katze. »Kommen wir jetzt endlich zur Weihehandlung?«
    »Heute nicht, Sor Sechmet. Du bist unersättlich, mäßige dich. Für heute ist der Tempel geschlossen!«
    Der Widderköpfige sprach ein paar donnernde Worte, machte eine herrische Bewegung mit dem Stab und löschte die Kerzen auf dem Altar. Zwei der Männer schoben den Altar in eine Nische und deckten ihn mit einer Holzkiste zu. Die anderen sammelten allerlei Ritualwerkzeug ein, und nach und nach verschwanden sie durch einen Ausgang gegenüber der Stelle, an der Ursel und Lennard noch immer fasziniert zuschauten. Schließlich war die Stätte leer, nur

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