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Die unglaubliche Entdeckung des Mr. Penumbra (German Edition)

Die unglaubliche Entdeckung des Mr. Penumbra (German Edition)

Titel: Die unglaubliche Entdeckung des Mr. Penumbra (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Sloan
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sich der Brief eines Freundes, Dr. Victor Potente, vom September 1861, aufgegeben in San Francisco. Potente schreibt:
    William Gray – nirgendwo findet sich ein so gut bestücktes Sortiment an Büchern. Außer auf Erstausgaben von Galen und Vesalius stieß ich auch auf ein weniger wissenschaftliches, aber nicht weniger denkwürdiges Werk: ein Buch der Weissagung! Sei versichert, Floyd, ich bedrängte den Angestellten, mir den Inhalt des Buchs zu verraten, aber er weigerte sich und behauptete, dass es besonderer Schulung bedürfe, teuflische Omen zu deuten. Ersatzweise führte ich meine chirurgische Ausbildung an – gewiss habe ich gelernt, sagte ich ihm, ominöse Zeichen zu deuten. Aber der Verkäufer, ein Mr. Fang, schüttelte nur den Kopf und trug den Band dorthin zurück, wo er ihn sicher verwahrte. Der Titel lautete …
    Die Kunst der Wahrsagerei.
    Deine Augen weiten sich. Du notierst dir den Namen. William Gray. Notierst ihn zweimal. Du läufst durch das Magazin, hastest die Treppe hinauf, stolperst über deine eigenen Füße, fällst hin. Im obersten Stockwerk klopfst du an Langston Armitages Tür und wartest auf seine krächzende Stimme. Deine Lungen pumpen, deine Hände kribbeln. »Herein!«
    Armitage hört aufmerksam zu, als du ihm von deiner Entdeckung erzählst: ein neuer Hinweis, zwei Jahrhunderte aktueller als alle anderen zuvor! Der Name des Buchhändlers: William Gray in San Francisco! Das fehlende Glied!
    Armitage presst die Lippen zu einem dünnen Strich zusammen. »San Francisco«, krächzt er. Du nickst. Armitage nickt. Dann hebt er einen seiner Stummelarme, schwingt ihn opernhaft durch die Luft und singt mit zitternder Baritonstimme: »If you’re gooo-ing … to Saaan Fraaan-cisco …« Er hält inne. Wirft einen Blick auf deinen Bürstenschnitt. Deutet mit dem Finger drauf. »Frag mich, wo Sie da die Blumen reinstecken wollen, Ajax.«
    Du atmest aus. Nimmst dich zusammen. »Dann soll ich also fahren?«
    »Mein Junge! Warum sind Sie nicht schon weg?«

FRIEDRICH & FANG
    V on alldem erzählt Penumbra dem Verkäufer nichts, aber er erzählt ihm mehr, als unbedingt nötig wäre, um ihm das Objekt seiner Nachforschungen zu beschreiben. Der Verkäufer hört aufmerksam zu. Die Augenbrauen sind konzentriert zusammengezogen, das weite Feld seiner Stirn durchfurcht. Mehr Langhaarige tauchen auf und verlangen nach dem Toilettenschlüssel. Der Verkäufer überreicht ihn schweigend, ohne ein Wort des Widerspruchs. Schaut sie kaum an.
    Penumbra beendet seine Geschichte mit dem Namen des Buchhändlers in San Francisco. Der Verkäufer schweigt, denkt nach.
    »Nun«, sagt er schließlich. »Ich kenne keinen William Gray.«
    »Ich habe mich an diese Antwort schon gewöhnt. Das ist keine …«
    Der Verkäufer hebt die Hand. »Moment. Wir fragen Mo.«
    »Mo?«
    Die Eingangstür wird aufgestoßen, und die Glocke scheppert schrill. Penumbra dreht sich um und sieht eine unbekannte Gestalt, die sich durch die Menschenmenge drängelt. Ihr Vormarsch wird begleitet von Begrüßungsgemurmel.
    »Hey, Mo.«
    »Mo!«
    »Alles klar, Mo?«
    »Mo, Alter!«
    Das Meer der Langhaarigen teilt sich, und dann steht ein Mann da, kaum eins fünfzig groß, mit glänzender Glatze, der nur Mohammed Al-Asmari sein kann. Auf der markanten Hakennase sitzt ein rundes Brillengestell. Er trägt eine dunkel glänzende, eng anliegende Jacke mit einem eleganten Stehkragen. Er wendet sich an den Laden:
    »Raus! Alle!« Er macht scheuchende Handbewegungen. »Geht nach Hause. Geht schlafen!«
    Keinerlei Reaktion. Die Musik läuft, die Menge lacht und flirtet ungestört weiter. Als der Ladenbesitzer sich wieder dem breiten Schreibtisch zuwendet, lächelt er. Das Netzwerk aus tiefen Falten strahlt. »Hier ist ja einiges los heute Abend, Mr. Corvina.«
    Der Verkäufer – Corvina – runzelt die Stirn. »Gerade mal zwei Leute haben ein Buch gekauft, Mo.«
    »Oh, das geht in Ordnung«, sagt Mo und wedelt mit der Hand. »Persönliche Kontakte sind alles in unserem Geschäft. Wir warten auf den richtigen Augenblick. Wir halten die Augen offen.«
    Er dreht sich wieder um und sagt mit lauter Stimme: »Sie da! Felix, oder? Sie lesen jetzt schon den dritten Abend hintereinander in dem gleichen Buch – kaufen Sie’s endlich!« Seine Zielscheibe reagiert mit lautem, gutmütigem Protest und mimt leere Taschen. Mo ruft: »Blödsinn! Lassen Sie einen Hut rumgehen. Diese Rabaukenbande spendet Ihnen bestimmt drei Dollar.«
    Verhalten spöttische Buhrufe

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