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Die unglaubliche Geschichte des Henry N. Brown (German Edition)

Die unglaubliche Geschichte des Henry N. Brown (German Edition)

Titel: Die unglaubliche Geschichte des Henry N. Brown (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Helene Bubenzer
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kennen gelernt habe. So, wie sie von Anfang an gewesen ist.
    »Is des Ihr Teddy?«, fragte der Sicherheitsbeamte formell und zog mich am Arm aus der Tasche.
    »Ja«, wiederholte sie. »Der gehört mir.«
    Es machte mich irgendwie stolz, wie sie das sagte. Sie ließ keinen Zweifel daran, dass wir zusammengehören. Sie ist meine Besitzerin.
    »Sie reisen mit einem Teddy?«, fragte der Beamte weiter.
    »Warum nicht?«, fragte sie zurück.
    »A bissl komisch is des scho …«, murmelte der Mann.
    »Also, was wollen Sie?« Ungeduld schwang in ihrer Frage mit.
    Mir war dieses Verhör ebenfalls unangenehm. Ich mag es nicht, wenn mich fremde Menschen so am Arm halten, vor allem nicht, wenn sie dabei so förmlich sind. Das verheißt nichts Gutes, ich kenne das.
    »Wir müssen uns Ihren Teddy einmal genauer anschauen«, sagte der Beamte. »Er ist auffällig.«
    Ich war auffällig. Was hatte das zu bedeuten? Ich war auffällig. Dass ich nicht lache.
    »Hören Sie«, sagte die Schriftstellerin jetzt gar nicht mehr freundlich und nett. »Ich weiß nicht, was für einen Scherz Sie sich mit mir erlauben, aber ich muss meinen Flieger nach München kriegen und bin ziemlich in Eile.«
    »Des tut mir leid, gnädige Frau, aber ich kann Sie erst gehen lassen, wenn wir wissen, was den Alarm ausgelöst hat.«
    »Er hat einen Alarm ausgelöst?«
    Ich hatte Alarm ausgelöst. Wieso hatte ich Alarm ausgelöst? Ich hielt die Luft an.
    »Offensichtlich befindet sich im Körper Ihres Teddys ein auffälliger Gegenstand«, fuhr der Mann fort. »Können Sie uns sagen, worum es sich dabei handelt?«
    »Ein Gegenstand? Was ist das hier? Versteckte Kamera? Lieber Herr, äh, wie ist gleich Ihr Name –«
    »Das tut nichts zur Sache.«
    »Also gut, mein Herr, ich habe diesen Bären vor ungefähr achtundvierzig Stunden in einem kleinen Puppenladen in einer Seitengasse der Kärntner Straße käuflich erworben. Dort hatte er zuvor mindestens drei Jahre im Schaufenster gesessen. Ich habe ihn seither keine Sekunde aus meiner Obhut gelassen. Ich glaube ernsthaft, dass Sie Ihre und vor allem meine Zeit verschwenden, wenn Sie mich für ein Al-Qaida-Mitglied halten und diesen alten Stoffbären für Osama bin Laden.«
    Die Schriftstellerin war wütend. Das verstand ich. Das Problem war bloß, dass der Sicherheitsbeamte recht hat. Ich trage etwas in mir.
    »Gnädigste, jetzt regen Sie sich bittschön mal wieder ab«, sagte er. »Und dann schicken wir Ihr Bärchen noch einmal durch. Dorle, geh, sei so lieb, schick den Teddy noch einmal durch!«
    Er reichte mich in die Hände einer Frau, die legte mich in eine graue Plastikwanne, und ich fuhr noch einmal durch den dunklen Röntgentunnel. Ich spürte nichts.
    »Da, schaun S’«, sagte der Beamte zur Schriftstellerin und deutete auf einen Monitor neben dem Band, als die Gummistreifen über mich strichen und ich wieder ans Tageslicht kam. »Man kann es ganz deutlich erkennen. Da wollen Sie doch bitte nichts dagegen sagen.«
    »Nein«, sagte die Schriftstellerin. »Jetzt sehe ich es auch.«
    Alle sahen es. In einem bunten Farbspektrum erstrahlte auf dem Bildschirm mein Umriss, und in mir drin war ein graues Etwas zu sehen. »Das da«, sagte der Beamte, »der graue Gegenstand, der ist auffällig.«
    Ich war erstaunt, erschreckt und konsterniert. Die Tatsache, dass es möglich ist, ohne Weiteres durch mich hindurchzusehen, traf mich völlig unvorbereitet. Es ist offenbar ein Leichtes, mein Innerstes zu betrachten und das zu entdecken, was ich während der vergangenen vierundachtzig Jahre für mein best gehütetes Geheimnis gehalten habe.
    Hier am Flughafen Wien-Schwechat hat ein Sicherheitsbeamter dieses Geheimnis entdeckt und es mit dem schnöden Wort »auffällig« in einer Art und Weise herabgewürdigt, dass mir ganz übel wurde.
    »Und jetzt?«, fragte die Schriftstellerin.
    »Können Sie Ihren Bären öffnen?«, fragte der Beamte.
    »Machen Sie Witze?«, fragte die Schriftstellerin. »Dieser Bär wird nicht geöffnet. Er ist eine Rarität, verstehen Sie? Er ist mindesten siebzig Jahre alt, wenn nicht noch älter. Ich habe eine Menge Geld dafür bezahlt. So einen Teddy macht man nicht einfach auf.«
    »Uns wird leider nichts anderes übrig bleiben. Wir werden versuchen, den Schaden so gering wie möglich zu halten. Wenn er sich als ungefährlich herausstellt, können Sie ihn ja wieder zunähen.«
    Er will mich aufschneiden? Mich aufschneiden? Das wirst du doch nicht zulassen!
    »Also, das glaube ich jetzt nicht!«,

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