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Die unglaublichen Ticks des Herrn Hval - Roman

Titel: Die unglaublichen Ticks des Herrn Hval - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: btb Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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waren zwei Beamte von der Staatspolizei. Und in diesem Zustand musste ich mitkommen ins Rikshospital, in meine eigene Mäusehalle. Was hatte das zu bedeuten? Sie sagten nichts. Ging es um Toras Sohn? Zu meiner eigenen Verwunderung war ich vollkommen gefasst. Ich würde mich ganz einfach verteidigen: Es war meine Pflicht, Leben zu retten, ganz gleich, wem dieses Leben gehörte. Fand ich einen sterbenden Nazi auf der Straße, würde ich alles tun, was in meiner Macht stand, um auch ihn zu retten. Ein Arzt fragt nicht als Erstes nach einem Führungszeugnis. Hatte ich vielleicht nicht Knut Hamsun gerettet? Aber ich konnte in diesem Zusammenhang nicht anders, ich musste überlegen, ob das Gegenteil nicht vielleicht das Beste gewesen wäre, dass ich ihn in Nizza hätte sterben lassen sollen, bevor er sich in alles verwickelte. Meine Kollegen und Assistenten standen an der Wand, genauso schweigend wie die Polizeibeamten. Direktor Thøger wartete höchstpersönlich an einer Bahre, bedeckt mit einem weißen Laken, das Tod und nochmals Tod bedeutete. Das konnte trotz allem nicht Toras Sohn sein, so viel konnte ich erkennen, ohne zu sehen, wer dort lag. Mein Leben fiel mir in den Rücken, und die Erinnerungen erhoben sich wie ein Spalier, in unangenehmer Klarheit unten in dieser Kälte, in die ich gehörte. Vater. War das derselbe Tisch, auf dem Vater gelegen hatte? Wie lange hatte ich es geschafft, ihn zu vergessen? Lange genug. Direktor Thøger hob das Laken hoch. Es war Sigrid. Ihr Gesicht war übel zugerichtet von den Abdrücken von Autoreifen, den Verletzungen nach zu urteilen, den Vorderreifen. Ich sah es mit bloßem Auge, das war kein Unfall, kein Missgeschick gewesen: Der Mund war zerbrochen und die Nase in die Stirn geschoben. Die oberste Schicht der Epidermis war weggerissen, so dass das rete muscosom sichtbar war, noch feucht und glänzend. Sie musste also gerade erst hierhergebracht worden sein. Jemand musste mehrere Male über sie hinweggefahren sein. Es fiel mir auf, dass die Spuren und Eindrücke so ungleichmäßig, schief waren. Entweder musste es ein Fahrer im Affekt gewesen sein oder ein nüchterner Mörder mit einer ganz speziellen Fahrweise. Während ich dastand, trockneten die Flecken ein, als würde sie immer noch leben, und nach kurzer Zeit bildeten sich gelbbraune, lederartige Partien, so zäh und fest, dass man sie nur mit Mühe durchschneiden könnte.
    »Erkennen Sie sie wieder?«, fragte der eine Beamte.
    »Das ist Sigrid Hval. Meine Ehefrau.«
    »Sind Sie sich sicher?«
    »Natürlich bin ich mir sicher. Wer hat sie überfahren?«
    »Gerade das wollten wir Sie fragen.«
    »Ich möchte alles sehen.«
    »Dann sind Sie sich doch nicht sicher?«
    »Ich möchte sie sehen«, wiederholte ich.
    Direktor Thøger zögerte, warf einige Blicke in die Runde, bevor er das Laken ganz wegzog.
    Sigrid war gerädert. Nichts in ihrem Körper hing mehr zusammen. Die Hüften, die Knie, die Füße. Ein Wirrwarr. Ich hatte schon Schlimmeres gesehen, aber das war dennoch das Schlimmste. Da fiel mir auf, dass sie den Ring trug. Sie hatte ihren Ring wieder aufgesetzt. Ich wollte mich über sie beugen. Da gab es keinen Zweifel. Es war mit Absicht geschehen. Es war eine Hinrichtung gewesen.
    »Sie wirken nicht besonders berührt«, sagte der andere Beamte.
    Die Frage war so unerhört, dass ich mit der Faust ausholte, aber im selben Moment von hinten festgehalten wurde.
    »Was wissen Sie denn davon?«, rief ich, nein, schrie ich. »Was wissen Sie von meinen Gefühlen? Das ist meine Frau, die hier liegt!«
    Niemand antwortete. Ich wurde aus der Mäusehalle herausgeführt. Erst da begriff ich, dass ich unter Verdacht stand.
    Ich musste lächerliche und empörende Verhöre neuer Polizeibeamter in einem äußerst unangenehmen Raum in der Møllergaten 19 durchstehen. Nur ein Beispiel:
    »Sie erscheinen nicht besonders berührt?«
    »Das hat schon einmal jemand gesagt.«
    »Können Sie darauf antworten?«
    »Ich bin sehr berührt. Aber das kann ich nicht beweisen. Können Sie Trauer beweisen? Oder hilft es, wenn ich weine?«
    »Sie haben Sigrid Hval vor drei Tagen besucht. Was ist da passiert?«
    »Wir hatten ein Gespräch miteinander.«
    »Über was?«
    »Über die Pforte. Ich wollte die alte Pforte austauschen.«
    »Ist das der Grund, dass Sie getrennt von ihr leben?«
    »Ja.«
    »Wegen einer Pforte?«
    »Ist das nicht Grund genug?«
    »Sie besitzen einen Roadster?«
    »Das stimmt.«
    Sie nahmen mich mit hinaus auf den Hinterhof. Da

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