Die unglaublichen Ticks des Herrn Hval - Roman
in die Küche, fand Wasser, spülte den Mund aus. Diese verfluchten Drops, sie hatten zu lange in der Uhr gelegen, es war keine Kraft mehr in ihnen, sie waren nicht schlimmer als Halspastillen. Ich hätte sie früher schlucken sollen, ja, das hätte ich, viel früher. Ich hätte mit allen, die uns verlassen haben, gehen sollen. Heute werde ich also achtzig. Gott hat mich reingelegt. War das sein Geschenk? Ein Geburtstag? Eine runde Zahl? Ich ertrug keine weiteren Auferstehungen mehr. Ich schlug mit der Faust auf den Kühlschrank und versuchte aufzustehen, fiel wieder zusammen und kroch denselben Weg zurück, zum Arbeitszimmer. Ich musste der Tatsache ins Auge sehen, rein fachlich gesehen. Alles hatte seinen Nutzen. Hatte ich beispielsweise je das helle Licht im Tor der Dunkelheit bemerkt? Nicht dass ich wüsste. Dann mussten es die Straßenlampen im Skovveien sein. Hörte ich Stimmen? Dann mussten das die Nachbarn sein, die sich stritten. Fühlte ich überhaupt etwas? Doch, ich fühlte etwas. Ich fühlte Erschöpfung und Freude. Doch das war nicht zu akzeptieren. Der Tod ist privat, solange er währt. Dann beschlagnahmen uns die Überlebenden. Die Dettweiler! Ich hatte sie bei mir, auf das Letzte vorbereitet, und spuckte, was das Zeug hielt. Hellrot. Blut im Hals. Blut in der Lunge. Trotz allem eine anstrengende Nacht. Ich habe die Festschrift wieder hervorgeholt, und jetzt vollende ich sie erneut. Nicht ein Wort soll gestrichen werden! Nicht eine Fotze soll entfernt werden! Nicht ein einziger Schwanz im Riesenrad oder Lapsus sollen ausradiert werden! Ist das verstanden? Alles oder nichts, im Guten wie im Bösen! So sind wir. Denn das ist kein Schlaflied, sondern mein Testament, und jetzt sollst du hören, mein Antlitz, du, der du mich reingelegt hast, du, der du mir einen enormen Fingerzeig gegeben hast, jetzt werde ich es dir heimzahlen, du verfluchtes Lineal, du Scheißboje, hör jetzt zu, und hör mir gut zu: Ich werde das Gewicht wieder an seinen Platz in der Uhr hängen. Die scharfe Furche in der Halsgrube wird so oder so demjenigen oder denjenigen, die mich finden, Kopfzerbrechen bereiten. Ich werde die Tür ein für alle Mal hinter mir schließen, die Treppe hinunter und hinaus auf den Skovveien gehen. Ich werde merken und bewusst merken, dass es nicht regnet, die Bürgersteige aber noch dunkel glänzen. Ich werde nicht tot sein, noch nicht. Ich werde mit geradem Rücken gehen, während die Leute sich nach mir umdrehen, was denkt dieser Mann im Frack und mit einer Wunde am Hals eigentlich, wer er ist? Er ist Bernhard Hval und niemand sonst. Hurra! Spinal und ein dreifach dreimal Hurra! Die Trübsal schiebt mich weiter. Die Freude hält mich zurück. Ich habe es trotz allem mit Bernhard Hval zu tun. Er ist ein harter Brocken. Er kann sich nur schwer entscheiden. Ich werde an ihn verweisen. Ich werde beim Eisenwarenhandel an der Ecke zur Bygdøy allé stehen bleiben und Klebeband, Streichhölzer und einen Gummischlauch kaufen. Ist das etwa verboten? Ich muss mich warm halten. Ich werde bezahlen, die Waren in einer Tüte bekommen und weitergehen. Und auf diesem Weg werde ich die Gelegenheit nutzen, nachdem ich hereingelegt wurde und trotz allem eine Gnadenfrist bekommen habe, allen zu danken, die zu dieser einfachen Festschrift für einen zusammengewürfelten und unergründlichen Mann, meine einzige richtige Freundschaft, beigetragen haben. Zuallererst möchte ich dem Autor Jodd danken, der frühzeitig eine schöne, redliche Abhandlung über Notto Fipp niedergeschrieben hat, die von unschätzbarem Nutzen war, der norwegischen Königsfamilie danke ich auch, wenn ich schon einmal dabei und nur schwer zu bremsen bin, ich danke dem Redner und Anwalt Ernst Juell, danke, Hochzeitsknallen, dem Redakteur Willumsen, Doktor Lund und seiner Ehefrau Alma, Knut Hamsun danke ich, und ich kann ebenso gut Gro danken, Frau Bye, der Pensionsmutter an der Vaterlandsbrücke, dem Friseurmeister C. F. Hansen und seinem ungeschickten Sohn, den Verkäufern bei Franck im Bogstadveien, dem Pfarrer der Kirche von Bragernes, Biffen, dem Steak, dem Hoflieferanten, allen, die zum Kongens Nytorv und Tullinløkken gekommen sind, ich möchte meinen herzlichen Dank dem Vorsitzenden des Studentenrats aussprechen, der die Beschwerde unterschrieben hat, die auf meinem Leseplatz lag, nämlich dem späteren Direktor Thøger, ich möchte meinen Schwiegereltern danken, Nottos Eltern, meinem eigenen Vater und meiner Mutter, danke den Haushaltshilfen,
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