Die unschuldige Geliebte
zu
seinen Lippen schweifen. Dabei erschauerte sie einige Male leicht und
seufzte leise auf.
Ohne
sich dessen bewusst zu sein, hob sie die freie Hand, um die Konturen
seines Mundes nachzuziehen, ließ sie jedoch wieder sinken, als
ihr etwas Besseres einfiel. Sie musste sich zwar auf die Zehenspitzen
stellen, um die Lippen auf seine pressen zu können, aber der
Colonel schien sie zu stützen. Die Geräusche im Raum
verklangen, sobald sie herausfand, dass allein diese intime Berührung
ihr die Tür zu einer ganz anderen Welt öffnete.
Ohne
irgendetwas um sich her wahrzunehmen, seufzte Suzy noch einmal auf.
Sie schloss die Augen und lehnte sich an den Colonel, während
sie sehnsüchtig darauf wartete, dass er ihren Kuss erwiderte,
indem er ein erotisches Spiel mit der Zunge begann, das ihrem
Verlangen gleichkam.
Und
tatsächlich spürte sie den Druck seiner Lippen. Er schob
die freie Hand in ihre rotbraunen Locken, während er die andere,
mit der er sie festgehalten hatte, auf ihren Rücken gleiten
ließ, um sie an sich zu pressen.
Suzy
wusste, dass sie sexuell nicht besonders erfahren war und das, was
hier passierte, eine Nummer zu groß für sie war. Die Art,
wie er sanft die Lippen über ihre gleiten ließ, eröffnete
ihr ganz neue Dimensionen der Erotik. Selbstvergessen drängte
sie sich ihm entgegen.
Das
war es! Das war er! Ihr edler Ritter und Beschützer, der
magische Liebhaber, von dem sie in ihren schwächsten Momenten
geträumt hatte. Der Held, nach dem sie sich ihr Leben lang in
ihren geheimsten Träumen gesehnt hatte. Ihr Seelenverwandter.
So
gern hätte sie ihm gesagt, was sie empfand, wie überglücklich
sie war, weil er nun endlich vor ihr stand, wie …
Suzy
stieß einen schockierten Laut aus, als sie plötzlich
weggeschoben wurde. Verwirrt blickte sie zu dem Colonel auf. Schmerz
und Verzweiflung überkamen sie, sobald sie den Ausdruck in
seinen Augen bemerkte, der nichts als Wut und Verachtung verriet.
"Nein!"
hörte sie sich gequält flüstern, aber es nützte
nichts, denn er schien kein Mitgefühl für sie zu empfinden.
Sie fühlte sich entsetzlich gedemütigt. Ihr
Seelenverwandter? Er betrachtete sie, als wäre sie seine
schlimmste Feindin!
Was
hatte sie bloß getan? Und warum hatte sie sich dazu verleiten
lassen? Sie hatte sich unsterblich blamiert. Wie hatte sie nur so
naiv sein können, ihre alten Träume wieder aufleben zu
lassen? Sie hatte ohnehin viel zu lange daran festgehalten, wie ein
Kind, das sich nicht von seinem geliebten Teddy trennen wollte.
Ihr
brannten die Wangen, und das nicht nur, weil der Colonel sie mit
Verachtung gestraft hatte. Das Gefühl, das sie überkam,
musste die körperliche Reaktion auf ein emotionales Trauma sein.
Widerstrebend gestand sie sich ein, dass sie tatsächlich
traumatisiert war. Und dafür gab es sicher noch einen anderen
Grund. Ihre Empfindungen hatten sie schockiert …
Suzy
spürte, wie der Colonel sich auf sie konzentrierte, weigerte
sich allerdings, seinen Blick zu erwidern. Weil sie Angst davor
hatte? Irgendwo in ihrem Kopf geisterten die drei Worte "Ich
liebe dich" herum. Ihr war jedoch klar, dass sie sie niemals
aussprechen konnte, ja durfte, wenn sie nicht den Verstand und ihre
Selbstachtung verlieren wollte.
"Ah,
Sie kommen von dem Magazin Down and Dirty." Er hatte also
ihr Namensschild gesehen. "Das hätte ich mir denken können.
Ihre Taktiken sind genauso geschmacklos und billig wie Ihre Artikel."
Heftiger
Schmerz durchzuckte sie und wich dann einer unbändigen Wut.
Unerklärlicherweise fühlte sie sich, als hätte er sie
verraten, indem er nicht den Menschen in ihr erkannte, der sie
wirklich war, sie also völlig falsch einschätzte.
"Ich
glaube, Ihr Freund wartet auf Sie."
Seine
Worte klangen sehr unfreundlich, und der Blick, mit dem der Colonel
sie bedachte, war abfällig. Dennoch spürte sie immer noch
seine Lippen auf ihren.
Zitternd
wandte sie sich ab, um zur Tür zu gehen. Dort stand Jeff. Ein
unbeteiligt wirkender Sicherheitsbeamter hatte ihn in Gewahrsam
genommen. Er umfasste seinen Arm und hielt in der anderen Hand seine
Kamera. Unbehaglich stellte sie fest, dass Jeffs Gesicht rot vor Zorn
war.
"Was
zum Teufel hast du dir eigentlich dabei gedacht?" fragte er,
sobald sie bei ihm war. "Ich habe dir gesagt, du sollst ihn
ablenken, nicht verschlingen!"
Suzy
errötete ebenfalls. Sie wusste nicht, was sie darauf antworten
sollte. "Hast du das Foto gemacht?"
"Ja!
Aber wenn du nicht so damit beschäftigt gewesen wärst,
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