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Die unsichtbare Pyramide

Titel: Die unsichtbare Pyramide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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ich das hier für eine Halluzination halten«, staunte Hobnaj.
    »Wer weiß, was uns noch erwartet«, erwiderte Topra ahnungsvoll und schlüpfte in die Sphinx.
    Nachdem Hobnaj ihm gefolgt war, verschloss er das Loch wieder notdürftig, indem er das Geröll vor den Eingang rutschen ließ. Anschließend schalteten die beiden ihre Handlampen ein.
    Vor ihnen lag eine Treppe, die in unergründliche Tiefen führte.
    Topra sagte: »Am besten, ich konzentriere mich jetzt auf Inukith und versuche zunächst die grobe Richtung zu ermitteln.«
    »In einem Labyrinth hilft es nur leider wenig, wenn man die Himmelsrichtung des Zieles kennt. Die meisten Gänge führen in eine Sackgasse und der richtige kann zunächst ein Umweg sein.«
    »Deshalb musst du dich auch sofort melden, sobald dir irgendeine Stelle bekannt vorkommt.«
    Hobnaj nickte. »Ist gut. Wollen hoffen, dass Inukith und ihre Mutter auch bei Isfet in der Kammer des Wissens sind.«
    »Schon vergessen, was du vorhin über die Mausefalle gesagt hast?«
    »Geh voran, ich bleibe hinter dir.«
    »Noch was. Sollten wir auf Leibgardisten stoßen, dann halte dich im Hintergrund. Ich möchte nicht, dass sie dich niederschießen, weil Isfet den Befehl gegeben hat, mich allein durchzulassen.«
    »Man sollte die Wachtel fangen, bevor man sie kocht.«
    »Was?«
    »Ein Sprichwort aus meiner Heimat. Du würdest vielleicht sagen: ›Eins nach dem anderen.‹«
    Topra beneidete den Nubier um seine Gelassenheit. Eigentlich sollte es ihn beruhigen, wenn sich wenigstens einer im Gespann nicht vom Näherkommen der sechsten Welle irremachen ließ. Leider war er nicht in der Verfassung, um sich von irgendetwas beruhigen zu lassen. Dem Lichtkegel der eigenen Handlampe folgend, stieg er in die Tiefe.
    Am Ende der Treppe führte ein Tunnel nach links, der andere nach rechts. Topra wählte Möglichkeit Nummer zwei. Offenbar handelte es sich bei diesem Schacht um einen Verbindungsgang. Das eigentliche Labyrinth lag noch vor ihnen. Nach ungefähr einer halben Meile kam der nächste Abzweig. Decken, Boden und Wände, bis hierhin noch uneben, da aus dem massiven Fels geschlagen, wurden nun glatt, weil die Erbauer des Gangsystems sie mit grauen Platten verkleidet hatten. Diesmal führte Topra seinen Gefährten zielstrebig nach links.
    Nun begann es kompliziert zu werden. Immer wieder zweigten Quergänge von dem Tunnel ab. Häufig stießen die beiden auch auf sauber mit Granit ausgekleidete Kammern. Ja, allmählich drängte sich ihnen der Eindruck auf, durch eine unterirdische Stadt zu wandern. Als Topra vom breiteren Haupttunnel in einen schmalen Quergang einbog, meldete Hobnaj Zweifel an.
    »Bist du dir sicher? Mir scheint es sinnvoller, die Richtung beizubehalten.«
    Topra deutete in den engen Tunnel. »Die Kammer liegt in dieser Richtung, mehr kann ich dazu nicht sagen.«
    Hobnaj seufzte. »Du bist die Spürnase.«
    Nach etwa hundert Schritten nahm Topra zielsicher einen Gang, der von links kommend auf ihren Schacht stieß. Wenig später traf der Lichtkegel seiner Taschenlampe auf einen Geröllhaufen, der die gesamte Tunnelbreite ausfüllte.
    »Auch das noch! Der Gang da vorne ist eingestürzt«, jammerte Topra. Wenn er nur wüsste, ob der Pharao mit der rituellen Tötung Inukiths wenigstens wie angekündigt bis Mitternacht warten würde! So oder so, die Zeit wurde allmählich knapp.
    »Bleib ruhig. Wir bekommen den Schutt schon weg.«
    »Ja, und man wird es im weiten Umkreis hören…«
    »Warte mal!«, unterbrach ihn Hobnaj. Ein kleiner Gegenstand war im Licht seiner Taschenlampe aufgeblitzt. Er lag ungefähr dreißig Schritt vor dem Trümmerberg, hatte einen goldenen Glanz und war nicht viel größer als der Clip eines Kugelschreibers. Der Nubier bückte sich danach und hob ihn auf.
    »Was ist das?«, fragte Topra.
    »Ein Stück von meinem Bund«, flüsterte Hobnaj und hob den Blick, um die Geröllbarriere zu betrachten. »Ich kenne diese Stelle. Hier habe ich die Leibgardisten ausgetrickst, die deine Mutter festnehmen oder töten sollten. Schau mal, da!« Der Nubier deutete mit dem Lichtstrahl der Handlampe auf eine Stelle des Schutthügels.
    Jetzt sah es auch Topra. Oben links war eine Öffnung, für einen Soldaten in Kampfausrüstung gerade groß genug, um sich hindurchzuzwängen. Er atmete erleichtert auf. Ohne lange nachzudenken, erklomm er die Trümmer und krabbelte durch das Loch. Mit einiger Mühe gelang es auch Hobnaj, seinen riesigen Leib auf die andere Seite des Hügels zu

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