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Die unsichtbare Sonne

Die unsichtbare Sonne

Titel: Die unsichtbare Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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die Planeten besser.« Sie sah nach oben. »Hier sieht es nachts anders als zu Hause aus. Ich weiß gar nicht, ob mir Vanessa oder Neuheim besser gefällt. Nachts, meine ich natürlich«, fügte sie lächelnd hinzu. »Die Planeten, auf denen die Kraoka leben, sind tagsüber nicht auszuhalten.«
    »Wirklich nicht? Ist nicht wenigstens einer der drei benachbarten Planeten erträglich?«
    »Fünf«, verbesserte sie ihn. Dann schlug sie sich die Hand auf den Mund. »Du lieber Gott, das wollte ich Ihnen wirklich nicht erzählen!«
    Falkayn grinste zufrieden. Fünf Planeten – mit Neuheim sogar sechs – in der Thermalzone … um einen einzigen Stern! »Das ist nicht weiter wichtig«, meinte er tröstend, »nachdem Sie offenbar ein Verfahren erfunden haben, mit dessen Hilfe sich Planeten unsichtbar machen lassen. Ich möchte nur mehr über Sie erfahren, aber das kann ich nicht, wenn Sie mir nichts über Ihre Heimat erzählen.« Er streichelte ihre Hand. »Neuheim muß ein wahres Paradies sein.«
    »Nein, wir Menschen haben es dort wirklich schwer«, antwortete sie ernsthaft. »Erst vor wenigen Jahren mußten wir ganze Dörfer in die Nähe der Pole verlegen, als der Planet sich der Sonne näherte.« Sie entzog ihm ihre Hand. »Aber ich spreche schon wieder von Dingen, die ich gar nicht erwähnen dürfte.«
    »Schön, dann bleiben wir lieber bei harmlosen Themen«, stimmte Falkayn zu. »Sie haben vorher erwähnt, daß die Nächte auf Neuheim anders sind. In welcher Beziehung?«
    »Oh, die Konstellationen sind natürlich verschieden. Nicht sehr, aber immerhin bemerkbar. Und wegen der Auroras sehen wir die Sterne nie so deutlich wie von hier aus. Aber ich darf nicht mehr erzählen. Sie sind ein zu guter Beobachter, Davy. Beschreiben Sie mir statt dessen lieber das Leben auf Hermes.«
    Falkayn schilderte Gebirge, Urwälder, weite Ebenen, auf denen Rinder grasten, Wellenreiter am Strand …
    »Was bedeutet das, Davy?«
    »Wir baden in der Brandung – in den Wellen, die durch die Gezeiten hervorgerufen werden.« Er machte eine kurze Pause und fügte dann scherzhaft hinzu: »Sie armes Unschuldslamm, jetzt haben Sie sich wieder verraten; ich weiß jetzt, daß es auf Neuheim keine Gezeiten gibt.«
    »Das ist nicht weiter wichtig«, meinte Jutta. »Natürlich haben wir keinen Mond, so daß die Meere nur große ruhige Seen sind.«
    »Aber die Sonne …«, begann Falkayn und machte dann eine Pause.
    »Sie ist so weit entfernt, daß sie nur wie ein winziger Lichtpunkt aussieht, und hat keinen Einfluß mehr auf die Gezeiten. Ich kann mich gar nicht an das helle Licht hier gewöhnen.« Jutta stellte plötzlich ihr Glas ab. »Hören Sie, David«, sagte sie. »Sie sind entweder sehr jung und nett – oder so gerissen wie der Teufel selbst.«
    »Warum nicht beides gleichzeitig?«
    »Auch möglich.« Sie stand auf. »Ich muß jetzt gehen. Vielleicht war es falsch, daß ich überhaupt gekommen bin.«
    »Was?« Falkayn schüttelte verblüfft den Kopf. »Aber der Abend hat doch eben erst begonnen. Ich dachte, wir würden in mein Appartement zurückgehen und dort noch etwas Musik hören.«
    »Nein, ich kann nicht länger bleiben.« Jutta schien tatsächlich fest entschlossen zu sein. »Ich amüsiere mich zu gut und plaudere alle möglichen Geheimnisse aus, die nicht für Ihre Ohren bestimmt sind. Richten Sie Ihren Vorgesetzten folgende Botschaft aus. Bevor sie ihre Flotte hierherschicken kann, haben wir die Planeten der Kraoka und einige andere erobert. Aber wenn die Liga vernünftig bleibt, können wir vielleicht über einen Handelsvertrag sprechen.« Sie sah zu Boden und wurde rot. »Hoffentlich werden Sie damit beauftragt, die Verhandlungen zu führen. Ich möchte Sie gern wiedersehen.«
    Der Teufel soll die Politik holen! dachte Falkayn. Er gab sich große Mühe, aber Jutta ließ sich nicht umstimmen, so daß er sie zum Ausgang begleiten mußte. Dort küßte er ihr die Hand – aber bevor er auf dieser Grundlage aufbauen konnte, hatte Jutta sich bereits verabschiedet und war nach draußen verschwunden, wo ihre Leibwache wartete.
    Falkayn mixte sich einen Drink, zündete seine Pfeife an und ließ sich in den nächsten Sessel fallen. Er stieß dichte Rauchwolken aus und starrte dabei böse einen japanischen Holzschnitt an der gegenüberliegenden Wand an. Der alte Mann auf dem Bild lächelte so spöttisch, daß Falkayn ihm am liebsten einen Kinnhaken versetzt hätte.
    Er versuchte zu analysieren, was er bisher über die Absichten der Neuheimer

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