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Die unsichtbare Sonne

Die unsichtbare Sonne

Titel: Die unsichtbare Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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schon einmal in die Angelegenheiten eines Planeten eingemischt hat?« meinte sie herausfordernd.
    »Richtig, das kann passieren, wenn unsere eigenen Interessen gefährdet sind. Aber, Jutta« – wieder ein Schritt weiter, denn jetzt sprach er sie schon mit dem Vornamen an –, »die Polesotechnische Liga ist schließlich kein Staat, nicht einmal eine Regierung. Sie ist nur eine Interessengemeinschaft interstellarer Händler, die nach außen hin gemeinsam auftreten.«
    »Stärke ist eine gute Verhandlungsbasis«, antwortete sie, als wolle sie Clausewitz zitieren. »Nachdem wir und unsere Verbündeten dieses Gebiet fest in Händen haben, kann die Liga vielleicht wieder hier arbeiten … unter unserer Aufsicht. Wir müssen uns dagegen sichern, daß die Liga uns ihren Willen aufzwingt, falls es zu Meinungsverschiedenheiten kommen sollte.«
    »Aber die Liga hat bestimmt nicht die Absicht, sich stillschweigend zurückzuziehen«, warnte er sie.
    »Ich kann nur hoffen, daß sie vernünftig genug ist, um es trotzdem zu tun«, antwortete Jutta Horn. »Wir kämpfen in diesem Gebiet auf der inneren Verteidigungslinie und können überall zuschlagen. Aber die Schiffe der Liga haben riesige Entfernungen zurückzulegen und finden dann hier nur zerstörte Stützpunkte vor. Und dabei weiß die Liga nicht einmal, welche Planeten wir besiedelt haben!«
    Falkayn trat rasch den Rückzug an, weil er verhindern wollte, daß Jutta in dieser Stimmung blieb. »Sie haben völlig recht«, sagte er deshalb. »Die Liga kann zwar eine wesentlich größere Flotte schicken – das ist Ihnen hoffentlich klar –, aber vielleicht kommt sie vorher zu der Einsicht, daß der Sieg mehr kosten würde, als er später wert wäre.«
    »Das hat schon mein Vater berechnet, bevor er gestorben ist. Die Händler sind nur geldgierig und deshalb leicht zu unterdrücken oder einzuschüchtern. Aber wir Adligen leben für ein Ideal, nicht für schmutzigen Profit.«
    »Damit bin ich nicht einverstanden, Jutta«, antwortete Falkayn. »Denken Sie nur daran, daß ich beides bin – Händler und Adliger. Der Unterschied ist gar nicht so groß, wenn man die Psychologie dieser beiden Klassen untersucht. Ein Adliger muß auch Politiker sein, sonst erreicht er nichts. Und als Händler muß man gleichzeitig Idealist sein.«
    »Was?« Sie warf ihm einen überraschten Blick zu. »Wie ist das zu verstehen?«
    »Sie glauben doch nicht etwa, daß wir nur für Geld arbeiten? Wenn wir nur das wollten, könnten wir zu Hause am warmen Ofen bleiben. Nein, wir suchen das Abenteuer, neue Horizonte, den Sieg über das Universum, das der größte Feind des Menschen ist.«
    Jutta runzelte die Stirn. »Das verstehe ich nicht ganz«, gab sie zu.
    »Schön, dann gebe ich Ihnen am besten einige Beispiele …«
     
4
     
    Das Abendessen wurde auf der Dachterrasse serviert, wo man sich einbilden konnte, unter freiem Himmel zu sitzen. Nachts war Vanessa schöner als tagsüber, denn jetzt leuchteten die beiden Monde vor einem Hintergrund aus schwarzem Samt und unzähligen glitzernden Lichtpunkten. Beta Centauri strahlte wie ein bläuliches Kronjuwel, dessen Glanz mit dem der Monde wetteiferte.
    Jutta lehnte sich in ihren Sessel zurück und hob ihr Champagnerglas gegen das Licht. »Erzählen Sie mir mehr, David«, drängte sie. »Sie führen wirklich ein wundervolles Leben – wie die Helden in unseren alten Sagen.«
    »Lassen Sie mich einen Augenblick nachdenken«, sagte er und füllte dabei ihr Glas. »Wollen Sie hören, wie ich auf einem Irrläufer gestrandet bin?«
    »Wo?«
    »Auf einem freien Planeten ohne Sonne. In der Galaxis gibt es mehr Planeten dieser Art als Sterne. Normalerweise findet man sie in kleinen Gruppen – das heißt, normalerweise findet man sie gar nicht, weil sie nicht auffällig sind. Aber auf dem Flug von Tau Ceti nach 70 Ophiuchi war ich …«
    Dieses Abenteuer hatte er nur von einem Freund gehört. Fast alle Abenteuer, die er heute abend geschildert hatte, waren anderen Leuten passiert. Aber Falkayn sah nicht ein, weshalb er eine gute Geschichte durch übermäßige Pedanterie schlechter machen sollte.
    »… bis es mir schließlich gelang, die Sauerstofftanks wieder zu füllen, indem ich durch Elektrolyse Sauerstoff aus Eis herstellte, das reichlich genug vorhanden war. Sie können sich vorstellen, wie froh ich war, als ich wieder starten konnte!«
    »Das kann ich Ihnen nachfühlen.« Jutta zuckte unwillkürlich zusammen. »Im Raum ist es so schrecklich einsam. Mir gefallen

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