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Die Untoten von Veridon: Roman (German Edition)

Die Untoten von Veridon: Roman (German Edition)

Titel: Die Untoten von Veridon: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Akers
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und Leichenteilen, die in unserem Fahrwasser wogten. Wilson und ich kauerten am Ende des Hecks, so weit vom Ort des Unfalls entfernt wie möglich. Man brachte uns Decken und Kaffee. Das Floß fuhr alles andere als schnell, und alles, was ich wollte, war, so schnell wie möglich vom Wasser zu gelangen. Der Kaffeebecher in meiner Hand zitterte wegen der Kälte oder des Adrenalins in meinem Körper. Nicht wegen der Angst.
    »Was machen wir jetzt?«, fragte mich Wilson abseits des Rests der Mannschaft. Was diese Männer tun würden, war klar – sich betrinken, vergessen und sich vielleicht eine neue Arbeit fernab des Flusses suchen. Klang vernünftig für mich.
    »Wir werden reden. Mit Cranich und dem älteren Burn.« Ich trank etwas Kaffee. »Vielleicht auch mit Valentine.«
    »Valentine wird schwierig, Jacob. Er hat dir nicht vergeben. Dieser Mann merkt sich seinen Groll so genau wie ein Uhrwerk.«
    Ich schnaubte. Immerhin war er ein Uhrwerk. »Mag sein. Aber Cranich hat sich viel Mühe gegeben, um diesen Auftrag unbemerkt von Valentine durchführen zu lassen. Er ist sogar das Risiko eingegangen, mit mir zu arbeiten, nicht wahr? Und ich bin berüchtigt dafür, unzuverlässig zu sein.«
    »Du bist berüchtigt dafür, in Schwierigkeiten zu geraten, Jacob. Das ist nicht dasselbe.« Wilson rückte die Decke über seinen etlichen Schultern zurecht und starrte auf die Docks, die sich langsam näherten. »Ganz und gar nicht dasselbe.«
    »Trotzdem. Wäre interessant zu erfahren, was Valentine über den Kerl weiß.« Ich stand auf und streckte die Beine. Die zahlreichen Verletzungen, die ich mir im Kampf zugezogen hatte, wurden allmählich steif. »Noch interessanter wäre es, zu erfahren, was der Kerl selbst zu sagen hat.«
    »Ja. Würde ich auch gern wissen.« Wilson grinste, und mich schauderte. Wilson war irgendwie unheimlich, wenn er lächelte. All diese Zähne, klein, spitz und so unglaublich … unzivilisiert. »Aber ich denke …«
    Es entstand eine mehrere Sekunden dauernde Pause, dann stand er auf.
    »Jacob?«, fragte er.
    »Ja?« Ich starrte ins Wasser hinab und versuchte, die treibenden Gesichter und die perlweißen Fäuste nicht zu sehen, die durch die Oberfläche ragten. Ich blinzelte, und es war wieder nur Wasser. Dann wandte ich mich Wilson zu und schaute in die Richtung, in die er deutete.
    Auf den Docks wimmelte es von Ordnungshütern. Ein Großteil des Hafens war geschlossen und abgeriegelt worden. Die Arbeiter und Matrosen hatte man vom Wasser verscheucht. Die gesamte Flotte der Schiffe schaukelte lautlos auf dem Wasser, vertäut und verlassen.
    »Was ist da los?«, fragte ich.
    »Nach dem, was wir gesehen haben?«, fragte Wilson. »Das wissen nur die Götter.«
    Signalflaggen tauchten auf, als wir uns näherten. Quarantäne. Das Floß kam stockend zum Stillstand, und es folgten rasche Signalzeichen vom Boot ans Ufer. Ich verstand die Sprache nicht gut genug, um ihnen zu folgen, doch ich sah, dass die Quarantäneflagge mehrmals geschwenkt wurde. Wilson schüttelte mich an der Schulter.
    »Da drüben«, sagte er. Dort erblickte ich einige abseits der Docks verankerte, übel zugerichtete Schiffe. Eines war bis auf das Grundgerüst niedergebrannt. Auf dem Deck lagen Leichen verstreut, die Haut so weiß wie Perlen.
    »Sieht so aus, als würden wir berühmt«, murmelte ich.
    »Berühmt für Schwierigkeiten«, pflichtete Wilson mir bei.
    Hinter uns, draußen im Nebel, ertönte eine Kollisionssirene. Ein kleines Schiff, schmal und schnell, kam auf die Docks zugerast. Mit ächzendem Motor sauste es an uns vorbei. Das Deck glich einem Horrorkabinett aus blutverschmierten Besatzungsmitgliedern und Toten mit weißer Haut, die miteinander rangen. Die Mannschaft verteidigte die winzige Kabine, und das mit hohen Verlusten. Der Kapitän presste mit der Faust den Gashebel auf volle Kraft voraus, und keinerlei geschwenkte Flaggen würden ihn dazu bewegen, die Geschwindigkeit zu drosseln.
    Die Schar der Ordnungshüter auf dem Dock begann zu brüllen und kreuz und quer Befehle und Gegenbefehle zu rufen. Es gab erst einen Warnschuss, dann einen weiteren, und schließlich bildete sich eine Feuerlinie. Eine krachende Salve ertönte, und das Wasser sowie das Holz des Schiffes erzitterten unter Blei. Der Gashebel blieb dennoch durchgedrückt.
    Das kleine Schiff prallte von einem vor Anker liegenden Lastkahn ab. Metallplatten schabten mit einem kreischenden Geräusch übereinander, das über das Wasser hallte. Das verlangsamte das

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