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Die Untoten von Veridon: Roman (German Edition)

Die Untoten von Veridon: Roman (German Edition)

Titel: Die Untoten von Veridon: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Akers
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Gefährt zwar, dennoch krachte es mit genug Schwung in die Docks, um in die Luft aufzusteigen und auf einer von den Ordnungshütern errichteten Barrikade aus Kisten zu landen.
    Die Beamten handelten rasch. Die Feuerlinie formierte sich neu, aufgestockt um weitere Einheiten. Mit scharfen Waffen rückten sie vor und schossen im Gehen. Das Schiff erzitterte, die Körper wurden rot, Funken stoben auf, wo Blei auf Metall traf. Es dauerte keine Minute, nur ein paar Herzschläge. Dann hörten sie zu feuern auf, und an Bord des verwüsteten Schiffs blieb kein lebendes Wesen zurück.
    »Ich werde nicht bleiben und darauf warten«, erklärte ich. Wilson stimmte mir zu. Panik hatte diese Männer fest im Griff. Panik, Angst und die tiefe Überzeugung, dass sich solche Dinge mit Feuerwaffen in den Griff bekommen ließen. Ich schüttelte meine Decke ab und schlich zur Seite des Floßes, aus dem Sichtfeld der Docks. Als wir es hinter uns hatten, glitten Wilson und ich ins Wasser und begannen zu schwimmen.
    Nach allem, was wir gerade durchgemacht hatten, fiel es schwer, sich in dieses kalte, schwarze Wasser hinabzulassen. Ich musste dabei ständig an tote Finger denken, die sich um meine Beine schlangen, und bildete mir aufgedunsene Gesichter dicht unter der Oberfläche ein. Ich musste gegen den Drang ankämpfen, direkt hineinzuhechten. Wir schwammen zu einem der ausgebrannten Wracks, die unmittelbar vor den Docks vertäut lagen. Das Wasser rings um sie herum erwies sich als dick vor Asche und Trümmern. Wir legten eine lange Pause ein, um wieder zu Atem zu kommen. Die Arme um die verkohlten Überreste eines Fasses geschlungen weigerten wir uns, ins Wasser hinabzublicken.
    Mittlerweile gingen die Ordnungshüter an Bord des Floßes. Sie fuhren in winzigen Booten hin, brüllten dem Kapitän mit Megafonen etwas zu und strotzten vor Langgewehren. Ich wartete, bis sie vollends damit beschäftigt waren, an Bord zu klettern, bevor ich Wilson zunickte und mich in Richtung der Docks abstieß.
    Eine der Eigenheiten des Hafens auf der Seite des Ebd hat mit den Zuflüssen zu tun. Der Ebd mündet hier in den wesentlich größeren Reine, sodass Schiffe Zugang zu beiden Flüssen haben. Kleinere Gefährte aus den äußeren Provinzen reisen auf dem Ebd, bis er auf den Reine stößt, dann laden sie ihre Fracht auf eines der großen Flöße um, die den breiteren Strom befahren.
    Das bedeutet etliche Kräne, und nicht bloß gewöhnliche Kräne, sondern hoch aufragende Ungetüme bis weit hinaus ins Wasser, damit die Boote vom Ebd unmittelbar neben den Flößen des Reine anlegen und ihre Fracht direkt auf die größeren Gefährte umladen können. Dadurch gleicht die Ebd-Seite des Hafens einem Inselmeer von Kränen, Zugbrücken und Eisentürmen, einem unendlich durchlässigen Gefüge von Plattformen und Docks. Die Wirksamkeit einer Quarantäne hing daher weniger von den eisernen Regeln der Ordnungshüter als vielmehr vom Mitspielen der Kapitäne ab. Wir mussten nicht weit schwimmen, bis wir einen Kranturm fanden, der in all der Aufregung verlassen worden war. Wilson und ich hievten uns auf die überdachte Plattform. Der eiserne Bauch des Triebwerks war noch warm. Wilson kauerte sich eng daneben. Seine dünnen Arme zitterten an seinen Rippen.
    »Hier können wir nicht bleiben«, stellte er fest. Ich nickte und zog mich aus, legte mein Hemd und meine Hose über die warme Abdeckung des Triebwerks. Wilson verzog ungeduldig das Gesicht. »Jacob, die Männer auf dem Schiff kennen unsere Namen. Die Ordnungshüter werden Fragen stellen, und sie werden merken, dass wir nicht da sind. Sie werden rausfinden, dass wir uns davongestohlen haben, bevor sie an Bord gegangen sind.«
    »Werden sie«, bestätigte ich. Neben dem Triebwerk befand sich ein Stapel Löschdecken zum Ersticken von Glutherden. Ich faltete eine Decke auseinander und warf sie Wilson zu, dann hüllte ich mich selbst in eine weitere und setzte mich mit dem Rücken am Metall an das andere Ende des Triebwerks.
    Eine Weile saßen wir schweigend da. Dunst von meinen Kleidern vermischte sich mit dem Nebel, der sich über die Plattform kräuselte. Wir verloren das Floß aus den Augen, konnten aber immer noch die Stimmen der Ordnungshüter hören. In der Ferne ertönten weitere Hörner, als Schiffe zum Anlegen kamen und unter Quarantäne gestellt wurden.
    »Was denkst du geht da draußen vor?«, fragte Wilson nach etwa zwanzig Minuten leise. Der Nebel löste sich allmählich auf.
    »Ich denke, unser kleines

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