Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Untoten von Veridon: Roman (German Edition)

Die Untoten von Veridon: Roman (German Edition)

Titel: Die Untoten von Veridon: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Akers
Vom Netzwerk:
Bürger.
    »Wenn nur einer unserer ertrunkenen Freunde in diese Menge stolpert, könnte es hässlich werden«, meinte Wilson.
    »Ja. Nichts macht alles so viel schlimmer als Panik. Komm weiter.«
    Wir ließen die Menge hinter uns. Allerdings gab es noch andere Gruppen nervöser Väter und Mütter, die mit Besen und Schrotflinten in den Händen in ihren Morgengewändern umherstanden und ihre eigenen Häuser anstarrten, als sähen sie einen Albtraum vor sich. Was sie wahrscheinlich taten.
    »Ihr da!«, rief uns jemand zu. »Was habt ihr auf dem Fluss gesehen?«
    In unserem Zustand hatte es keinen Zweck zu leugnen, dass wir am Fluss gewesen waren. Ich drehte mich um, weil ich sehen wollte, wer uns angesprochen hatte. Es handelte sich um einen äußerst adretten, wenngleich unzulänglich bekleideten Mann. Er war unbewaffnet, die Menschenmenge hinter ihm jedoch strotzte vor alten Jagdgewehren und Poloschlägern. Also waren wir inzwischen in eine teurere Gegend geraten.
    »Ist wegen des Nebels schwer zu sagen. Aber irgendetwas ist passiert. Wie sieht’s hier aus?«
    »Die verfluchten Fehn versuchen, die Stadt zu übernehmen. Hier haben wir ein Dutzend von ihnen getötet.« Er nickte über die Schulter, und die Schar hinter ihm stimmte Gemurmel an. »In der Barling-Straße bleiben die Toten tot.«
    »Habt ihr etwas vom Rest der Stadt gehört?«, fragte ich.
    »Nein. Die Leute bleiben unter sich. Die Ordnungshüter gleichen einem verfluchten Chaos, laufen nur planlos rum. Wenn man sie mal braucht, sind sie nie da, nur immer, wenn man sie nicht gebrauchen kann.« Er schien mir nicht die Sorte Mann zu sein, die in die Sorte Schwierigkeiten gerät, bei denen man die Ordnungshüter nicht dabeihaben will. Ich lächelte, was er als Zustimmung auffasste. »Aus welchem Viertel kommt ihr? Wohin seid ihr unterwegs?«
    »Wir wollen nur weg vom Fluss. Ich denke, wir gehen weiter nach oben, vielleicht zur Fackel.«
    Bevor der Mann etwas erwidern konnte, ertönten aus der Menge erst ein Schrei und dann ein Schuss. Ich zuckte zusammen und blickte mich um.
    Einer der Fehn – der eigentlichen Fehn, mit grauer, weicher Haut – kroch aus einer Gasse. Er wandte sich uns zu, erschrak und verschwand.
    »Ihm nach, Jungs!«, brüllte der adrette Mann wie ein Jagdführer. Die Schar der Leute hinter ihm johlte, nahm die Verfolgung auf und drängte sich an ihm vorbei.
    »Jacob«, sagte Wilson in beunruhigtem Tonfall.
    »Ja. Dieser Kerl war noch nicht verwandelt.« Ich wandte mich an den adretten Mann, der mit strahlender Miene seiner kleinen Kriegstruppe hinterherschaute. »Sie müssen sie aufhalten.«
    »Ja, tun wir. Wir werden sie alle aufhalten, einen nach dem anderen. Die Toten bleiben tot.«
    »Nein!«, brüllte ich und packte ihn an den Seidenaufschlägen seines Morgenrocks. »Das meine ich nicht. Ihre Freunde werden diesen Kerl umbringen. Aber er ist keiner von denen!«
    »Also, junger Mann, wenn Sie nicht wissen, wie die Fehn aussehen, dann …«
    Ich wandte mich von ihm ab und rannte hinter der Gruppe her. Vor mir ertönten Schüsse und Geschrei. Die Gasse war kurz und mündete in ein Gewirr von Nebenstraßen und schmalen Durchgängen. Sie bildete einen jener Wege, die von Bediensteten benutzt wurden, um Lieferungen zwischen den Gebäuden zu befördern, ohne die Aussicht ihrer Herren durch ihre Gegenwart zu verschandeln.
    Die Menge wogte wie eine Flutwelle durch diesen beengten Platz, rannte Gassen hinab und trat in ihrer Aufregung Mülltonnen um. Mehrere Schüsse wurden abgefeuert, alle aus verschiedenen Richtungen. Die schmalen Pfade ließen nicht viel Verkehr zu.
    »Pfeif drauf«, stieß Wilson hervor, warf seine Jacke beiseite und spreizte seine Ansammlung von Armen. Wie eine Spinne krabbelte er eine der Mauern hinauf und bahnte sich den Weg über die Köpfe der Meute hinweg. Seine dolchartigen Klauen fanden problemlos an beiden Seiten des Durchgangs Halt. Ich hatte Mühe, ihn im Blick zu behalten.
    »Insekt!«, brüllte jemand, und plötzlich schwenkten die Schüsse auf Wilson. Er zuckte zusammen und verschwand um eine Ecke. Ich schrie die Schützen an, aber sie hörten mir überhaupt nicht zu. Die Dinge gerieten außer Kontrolle.
    Ich drängte mich durch das Gewühl der Körper, stieß die Leute beiseite, um zu Wilson zu gelangen. Vereinzeltes Krachen kennzeichnete seinen Weg, Querschläger in den engen Gassen, Stimmen, die sich über den Lärm erhoben. Warum jagten sie ihn überhaupt? Wie leicht waren diese vornehmen Herren mit

Weitere Kostenlose Bücher