Die Vampir-Dschunke
verborgen.
Sir James meldete sich zu Wort, nachdem er seine Brille zurechtgerückt hatte. »Die Mitglieder der Besatzung sind tot«, fasste er zusammen und wandte sich mit seinen nächsten Worten an uns. »Wir müssen nicht davon ausgehen, dass wir es später mit Vampiren zu tun bekommen, die auf Blutsuche gehen und unschuldige Menschen anfallen.«
»Das stimmt, Sir«, sagte ich.
»Moment mal«, mischte sich der Admiral ein, dessen Haut noch roter geworden war. »Sie wollen doch nicht allen Ernstes behaupten, dass sie an Vampire glauben.«
»Nicht glauben«, sagte ich. »Wissen. Es gibt sie tatsächlich.«
Der Admiral suchte den Blick unseres Chefs, fand ihn und flüsterte: »Stehen Sie hinter dem, was soeben behauptet wurde?«
»Voll und ganz. Wäre es anders, säßen wir nicht hier. So aber bleibt es dabei.«
»Das fasse ich nicht«, flüsterte Admiral Wagner. »Das ist mir eine Potenz zu hoch.«
»Sie brauchen es auch nicht zu glauben. Aber gehen Sie davon aus, dass es Dinge zwischen Himmel und Erde gibt, die den meisten Menschen verschlossen bleiben. Ich benutze diesen Vergleich nicht gern, aber im Prinzip ist es so.«
»Vampire also.«
»Ja.«
Der Admiral stöhnte auf. »Da bricht wirklich ein Weltbild zusammen, verdammt!«
»Sie müssen sich damit nicht abgeben, Admiral. Dieser Fall ist nun mal eine Ausnahme.«
Wagner kam von den Vampiren nicht los. Er sah aus, als würde er innerlich fluchen. Die rote Farbe aus seinem Gesicht schwand nicht. Der Atem pfiff aus seinem Mund .
Sir James sprach ihn wieder an. »Wir sind ja hier, weil es ein Problem gibt, Admiral.«
»Das können Sie laut sagen!«
»Und das wir lösen sollen.«
»Ich hoffe es.« Wagner war noch immer leicht fertig. In seinem Sessel war er zusammengesunken und schüttelte den Kopf. »So etwas ist mir bisher noch nicht begegnet. Mein Gott, ich habe mir darüber niemals Gedanken gemacht. Ich kann es mir auch nicht vorstellen, verdammt. Das ist unbegreiflich.«
»Genau.«
Der Admiral fixierte Suko und auch mich. Seine folgende Frage galt uns beiden. »Fühlen Sie sich denn berufen und in der Lage, diesen Fall aufzuklären?«
Die Frage ärgerte Sir James. Seine Antwort bestand aus einem hart klingenden Satz. »Wir würden sonst nicht hier zusammensitzen. Das sollten Sie sich merken.«
Wagner zuckte zusammen. »Er war nur eine Frage. Sie müssen mir nachsehen, Sir, dass dieses Gebiet, auf dem Sie sich bewegen, fremd für mich ist. Auch wir sind nicht untätig gewesen. Wir haben mit den Verantwortlichen verschiedener Geheimdienste gesprochen.«
»Und?«
Wagner schüttelte den Kopf. »Ich sage es nicht gern, aber es ist nichts Greifbares dabei herausgekommen. Wir haben einiges auf den Kopf gestellt. Zwei Tage und zwei Nächte alle Hebel in Bewegung gesetzt, wobei ich nicht auf Einzelheiten eingehen möchte. Alle Verbindungen und Beziehungen haben nichts eingebracht. Es ist leider, wie es ist. Wir kamen keinen Schritt weiter.«
»Dafür sitzen wir jetzt hier«, erklärte Sir James.
»Ich bin Ihnen auch dankbar. Ich denke nur darüber nach, welche Möglichkeiten Sie im Gegensatz zu unseren Diensten haben?«
Die Richtung, in die das Gespräch lief, interessierte mich nicht. Deshalb sagte ich: »Bei manchen Aufgaben ist Kreativität und eine gewisse Unbekümmertheit gefragt. Beides macht den Kopf freier, um eben an die bestimmten Aufgaben herangehen zu können.«
»Das kann ich nur hoffen.« Der Admiral leerte sein Glas. »Sollten Sie Unterstützung benötigen, lassen Sie mich es wissen. Ich werde Ihnen die entsprechenden Türen öffnen.«
»Danke, Admiral«, sagte ich. »Sollte es so weit sein, werden wir uns daran erinnern.«
»Das hoffe ich.«
Suko und ich kannten Sir James. Wenn er auf eine gewisse Art und Weise die Stirn runzelte, hatte sich in seinem Kopf ein bestimmter Gedanke festgesetzt.
Davon ging er auch jetzt nicht ab, denn er nickte Wagner zu und stand auf. »Ich denke, wir haben genügend Informationen erhalten. Ich möchte nur noch fragen, was mit den Toten geschehen ist?«
»Die Leichen sind noch nicht eingesargt worden. Sie befinden sich in einem Kühlhaus. Ich kann Ihnen nicht sagen, wann sie zu Grabe getragen werden, aber es wird keine offizielle Beerdigung mit militärischen Ehren geben. Das kann ich Ihnen schon jetzt sagen.«
»Gut, das wollte ich noch wissen.«
Der Admiral begleitete uns bis zur Tür. Er gab jedem von uns die Hand. Es war ihm anzusehen, wie groß der Druck war, unter dem er stand. »Lösen
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