Die Vampir-Dschunke
blonde Bestie tat noch nichts und wartete in einer starren Haltung ab.
»Nun?«
»Suko als Retter«, sagte sie.
»So ähnlich.«
»Er wollte mich killen.«
»Kein Wunder. Du hättest an der Haustür klingeln sollen. Zurzeit ist unser Freund ein wenig nervös. Nimm ihm das nicht allzu übel. Außerdem geht es um die echten Vampire.«
»Weil du es bist, Suko«, sagte Justine, ließ Hainan los und stemmte sich hoch.
»Perfekt.«
Justine lachte nur. Dann trat sie zur Seite und schüttelte ihr Haar aus. Zugleich schaute sie sich in dem geräumigen Wohnraum um, gab dabei allerdings keinen Kommentar ab.
Hainan konnte sein Glück kaum fassen. Er lag auf dem Boden und brauchte eine Weile, um zu begreifen, dass er als normaler Menschen weiterleben durfte.
In seinem Gesicht zuckte es, und als ihm Suko die Hand entgegenstreckte, umklammerte er sie und ließ sich auf die Beine helfen. Ruhig stehen konnte er nicht. Er zitterte und sah noch immer aus wie eine aus dem Tümpel gezogene Wasserleiche.
»Trockne dich ab«, sagte Suko. »Sonst holst du dir noch den Tod. Das ist auch nicht Sinn der Sache.«
»Ja, das mache ich«, flüsterte Hainan. Er war fertig mit den Nerven und schlich davon wie ein geprügelter Hund.
Suko wandte sich an Justine. »Und nun zu uns beiden Hübsche«, sagte er. »Ich denke, dass du mir einiges zu erzählen hast.«
Die Vampirin ließ sich locker in einen Sessel fallen und schlug die Beine übereinander. »Habe ich das?«
»Ja. Was ist mit den Vampiren? Was ist mit John?«
»ich kann es dir nicht sagen.«
»Willst du es nicht?«
Sie schüttelte den Kopf. »Das ist nicht das Problem. Ich kann es wirklich nicht sagen. Ich habe John nicht getroffen.«
»Gut, aber wir müssen davon ausgehen, dass er in der Nähe ist.
»Kann sein.«
»Und was ist mit der Mannschaft? Den Vampir-Piraten oder wie man sie nennen soll?«
»Sie haben die Dschunke verlassen.«
Suko nickte. »Das habe ich mir gedacht. Hier sind sie noch nicht. Hast du denn keine gesehen?«
»So ist es.«
»Und das wundert dich nicht?«
Die Cavallo lachte breit. »Warum soll ich mich wundern?«, fragte sie leise. »Wer weiß denn schon, welche Kräfte sie besitzen? Man muss sich immer vor Augen halten, dass in der alten Zeit mehr Wissen über bestimmte Dinge vorhanden war als heute.«
»Das hätte auch von mir sein können.«
»Bitte, ich habe nichts dagegen.«
»Aber sie wollen Hainan«, sagte Suko, »und deshalb werden wir auf sie warten. Auch wenn sie in deine Richtung tendieren, Justine. Sollten sie hier erscheinen, werde ich alles daransetzen, um sie zu vernichten. Das verspreche ich dir.«
»Bitte, ich habe nicht vor, dich davon abzuhalten. Aber sie sind ein Problem. Ich hätte sie sehen müssen, aber das habe ich nicht. Sie scheinen sich verdammt gut versteckt zu haben.« Justine streckte ihre Beine wieder aus. »Nur hast du vorhin gesagt, dass sie und ich ja irgendwie gleich sind.«
»Klar. So ähnlich.«
Ihr Gesicht strahlte plötzlich. »Und du hast Recht. Ich weiß, dass sie sich in der Gegend aufhalten. Ich habe sie gespürt, meinetwegen auch gerochen, aber ich habe sie nicht gesehen. Genau das ist das Problem.«
»Sind sie unsichtbar?«
Justine hob die Schultern. »Kann man noch etwas ausschließen? Ich weiß es nicht.«
Es war in der Tat ein Problem. Niemand konnte sich damit anfreunden. An unsichtbare Vampire zu glauben, fiel Suko schwer. Nur ausschließen wollte er nichts.
»Denk mal darüber nach«, sagte er und ging quer durch den Raum auf die Tür zu.
»Heh, wo willst du hin?«
»Ich schaue mal nach Hainan.«
»Gut! Reibe ihn trocken.«
Suko lachte nur und trat in den Flur. Dort bekam sein Gesicht sehr bald einen ernsten Ausdruck. Ihm gefiel plötzlich die Stille nicht mehr. Einen greifbaren Grund gab es nicht dafür, es lag einfach an der Situation.
Welchen Weg er einschlagen musste, wusste er. Das Bad lag in der Nähe eines der Schlafzimmer. Suko sah auch, dass die Tür nicht ganz geschlossen war. Durch einen langen Spalt drang helles Licht.
Nur hörte er nichts.
Er wollte nicht erst den Namen seines »Vetters« rufen. Mit einer schnellen Bewegung zog er die Tür auf – und blieb auf der Stelle stehen.
Keine Spur mehr von Hainan.
Dafür lag Lisa rücklings auf dem Boden – inmitten einer dunkelroten Blutlache...
Hainan torkelte in das Bad und fluchte, als er nach einem der großen Badetücher griff. Er hätte sich umziehen müssen, raus aus den nassen Klamotten, dafür hatte er nicht
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