Die verbannte Braut (German Edition)
du mir zu dienen hast. Komm und gib deinem Onkel James einen Kuss, mein Täubchen."
Ich schrie auf, als er mich an den Oberarmen packte und sein Gesicht immer näher kam. Ich drehte den Kopf zur Seite, sodass sein Mund nur auf meine Wange traf. Was schon schlimm genug war. Angewidert sträubte ich mich gegen seinen Angriff. Der schiere Terror erfasste mich, als seine grobe Pranke schmerzhaft meine Brust quetschte, während seine fleischigen Lippen widerliche, feuchte Küsse auf meinem Hals platzierten und langsam in Richtung meiner Schulter tiefer wanderten. Ich war gefangen in einem Albtraum und meine Gedanken überschlugen sich auf der Suche nach einem Ausweg aus dieser misslichen Lage. Ich wusste, dass ich ihm körperlich unterlegen war. Seine brutale Umklammerung ließ mir kaum Raum, mich zu regen, obwohl ich alle Kräfte anstrengte.
"Wehr dich nicht, mein Täubchen. Es wird dir schon gefallen", nuschelte er an meinem Hals.
"Nein! Lasst mich! Ich will das nicht! Hört auf damit!", forderte ich, mich verzweifelt wehrend.
Es hatte keinen Sinn, er war einfach zu stark. Ich musste es irgendwie anders schaffen. Um ihn in Sicherheit zu wiegen, hörte ich auf, mich zu wehren und ließ ihn schaudernd gewähren. Wie erwartet, ließ er meinen Arm los und ich tastete mit meiner befreiten Hand nach einer brauchbaren Waffe. Endlich schlossen sich meine Finger um einen massiven Kerzenleuchter. Ich wischte jegliche Skrupel beiseite und nahm allen Mut zusammen. Mit aller Kraft schlug ich ihm den Leuchter auf den Kopf. Er schrie auf und taumelte zurück. Blut lief über sein Gesicht und er sah mich erst ungläubig, dann wütend an. Mir war klar, dass mir nicht viel Zeit blieb, da ich ihn nicht hart genug getroffen hatte, um ihn auszuschalten. Schnell fasste ich mir ein Herz und rannte aus dem Speisezimmer, die Treppen hinauf in mein Zimmer. Atemlos schloss ich die Tür hinter mir und schob den schweren Riegel davor. Mein Herz klopfte aufgeregt und ich fühlte mich zittrig und einer Ohnmacht nahe. Tränen rannen über meine erhitzten Wangen und verschleierten mir den Blick. Ich lehnte mich mit dem Rücken gegen die Tür und sackte langsam in mich zusammen. Der Schock über das gerade Erlebte und der noch immer tief sitzende Schmerz über meinen Verlust brach sich in heftigem Schluchzen bahn.
Ein polterndes Klopfen an der Tür ließ mich zusammenfahren und mein Schluchzen erstarb.
"Elizabeth! – Mach sofort die Tür auf!", ertönte die polternde Stimme meines Onkels.
"Nein! Geht!", erwiderte ich mit zittriger Stimme. Mir wurde übel. Ich unterdrückte den Würgereflex, schmeckte die säuerliche Bitterkeit von Magensäure.
Eine Weile war Schweigen. Ich lauschte atemlos. War er gegangen? Ich hatte keine Schritte gehört, die sich entfernten. Alles, was ich hörte, war das Klopfen meines eigenen Herzens und das Rauschen meines Blutes in den Ohren.
"Es ist doch alles nur zu deinem Besten", ertönte Onkel James Stimme schließlich ruhig, beinahe besänftigend. "Du bist nur eine schwache Frau und kannst den Besitz unmöglich allein führen. – Ich nehme dir auch deinen kleinen Angriff von eben nicht übel. Ich habe dich zu sehr bedrängt und bin bereit, dir ein wenig mehr Zeit einzuräumen. Lass uns über alles reden. Mach die Tür auf. – So nimm doch endlich Vernunft an!", redete er weiter auf mich ein.
"Meine Antwort lautet nein! – Ich denke gar nicht daran! Und ich lasse mich nicht kompromittieren! Ich werde in drei Monaten mündig und dann werdet Ihr hier verschwinden. – Ich kann sehr gut für mich selbst sorgen!", antwortete ich erregt.
Ich zitterte noch immer vor Angst und Empörung. Was, wenn ich es nicht geschafft hätte, ihm zu entwischen? – Wenn er mit seinem Überfall Erfolg gehabt, mich kompromittiert hätte, dann wäre ich gezwungen gewesen, ihn zu heiraten. – Nicht auszudenken! Allein bei dem bloßen Gedanken daran überkam es mich eiskalt und ich schüttelte mich unwillkürlich.
"Du kannst dich nicht drei Monate in dein Zimmer einsperren EDie Alte war seine Schwiegermutter und er hatte einigen Respekt vor ihr, was nicht bedeuten musste, dass er gewillt war, diese merkwürdige junge Frau mitzunehmen. Sicher würde es ihnen nur Ärger einbringen. Wer wusste, was dieses Mädchen verbrochen hatte. Womöglich wurde sie gesucht.
"Das weiß ich noch nicht, aber es wäre schlecht für die Sippe, sie hier zu lassen, das flüstern mir die Ahnen. – Sie ist Schicksal!", antwortete die Alte
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