Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die verbannte Braut (German Edition)

Die verbannte Braut (German Edition)

Titel: Die verbannte Braut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy McAllister
Vom Netzwerk:
Erscheinung in der spiegelnden Oberfläche des Wassers. Ich kam mir selbst fremd vor in den ungewohnten Männerkleidern. Um von meiner makellosen Haut abzulenken, hatte ich mir ein wenig Ruß ins Gesicht geschmiert, doch ich fand, dass ich noch immer zu weiblich aussah. Aus der Nähe würde meine Verkleidung sicher früher oder später auffallen. Meine Augen mit den langen Wimpern waren zu schön für einen Mann.
    "Meinst du, jemand durchschaut meine Verkleidung?", fragte ich an mein Pferd gerichtet und strich mir skeptisch über meine flache Brust. Ich hatte meine Brüste mit Tüchern verbunden, damit sie flach wurden und unter der Männerkleidung nicht auffielen. In den zu großen Hosen und flachbrüstig, sah ich zumindest von der Gestalt her tatsächlich wie ein junger Bursche aus. Wenn doch nur mein Gesicht nicht so weibisch wäre!
    "Ich glaube, wir müssen jetzt weiter."
    Nachdem ich meine Wasservorräte aufgefüllt hatte, bestieg ich das Pferd, um den Ritt fortzusetzen.
    Zwei Stunden ritt ich wegen der schlechten Bodenbedingungen in mäßigem Tempo, bis ich aus dem Wald herauskam und über eine Wiese galoppierte. Endlich spürte ich wieder den Wind auf meinem Gesicht. Auch der Hengst freute sich über den Galopp und bockte übermütig. Ich tätschelte dem Tier den Hals und lachte.
    "Ja, das gefällt dir mein Guter!"
    Ich spornte das Tier übermütig an. Der Wind trieb mir Tränen in die Augen, doch ich achtete nicht darauf. Ich war frei! Plötzlich stolperte das Pferd, als es in ein Loch trat und ich stürzte über den Hals des Pferdes hinweg, und landete mit dem Kopf auf einem Stein. Schmerz explodierte in meinem Kopf, dann wurde es dunkel.

Kapitel 2
29. Juni 1888
    Die Pferde und bunten Wagen der Sinti bewegten sich langsam die staubige Straße entlang. Die Reisenden hatten es nicht eilig. Manche begleiteten den Zug zu Fuß, andere saßen auf den Wagen oder ritten zu Pferde. Kinder rannten von einem Wagen zum anderen, verfolgt von großen, zotteligen Hunden, die aufgeregt bellten. Hin und wieder vernahm man das Schreien eines Säuglings. Das Geklapper der beschlagenen Hufe mischte sich mit dem fröhlichen Geschwätz der Frauen, dem Geschrei der Kinderschar und den gelegentlichen Rufen der Männer.
    Es war ein noch junger Tag und man hatte noch ein gutes Stück Weg vor sich. Die Sonne war angenehm mild um diese Zeit, doch später würde sie sengend auf die Menschen niederbrennen und das fahrende Volk würde für die heiße Mittagszeit sein Lager irgendwo an einem schattigen Plätzchen aufschlagen und den Weg erst am Nachmittag fortsetzen.
    Ivo und Sergio ritten an der Spitze des Zuges. Die beiden Brüder waren die Söhne von Santino, dem Anführer der Sippe.
    "Schau mal Ivo", rief Sergio plötzlich und deutete nach vorn. "Da liegt jemand am Wegesrand."
    Sergio spornte sein Pferd an und galoppierte zu der am Boden liegenden Gestalt, stieg eilig ab und kniete sich neben den leblosen Körper. Mit kundigen Fingern prüfte er den Puls.
    "Er atmet noch!", rief er seinem Bruder zu, der nun ebenfalls herangeritten kam.
    Ivo gewahrte den prächtigen Hengst, der in einiger Entfernung graste. Er kannte sich mit Pferden aus und dieses Pferd war viel zu kostbar für die traurige Erscheinung seines Reiters. Offensichtlich hatte der Bursche das Pferd irgendwo gestohlen und war mit dem edlen Tier nicht fertig geworden, sodass er abgeworfen worden war. Geschah ihm recht. So ein Pferd musste man zu handhaben wissen und Ivo war gut im Umgang mit Pferden, wie die meisten Sinti.
    "Wir müssen ihm helfen", meinte Sergio.
    "Lass ihn liegen. Wir nehmen das Pferd mit", sagte Ivo und ritt auf das reiterlose Tier zu. Es ließ sich willig einfangen und schnaubte freudig, als er es mit sich führte.

    Inzwischen waren auch die Anderen an der Unglücksstelle angekommen und schauten neugierig auf den Verletzten herab. Ein großer Mann mit vollen schwarzen Haaren und einem ebensolchen Schnurrbart löste sich aus der Menge und trat neben Sergio.
    "Lebt er?", fragte der Mann mit polternder Stimme.
    "Ja Vater. Der Puls ist normal. Ist auf den Kopf gefallen, schätze ich", antwortete Sergio.
     Er nahm dem Fremden den Hut ab, um nach einer möglichen Verletzung zu sehen und erstarrte. – Langes, blondes Haar quoll aus dem Hut hervor.
    Die Alte war seine Schwiegermutter und er hatte einigen Respekt vor ihr, was nicht bedeuten musste, dass er gewillt war, diese merkwürdige junge Frau mitzunehmen. Sicher würde es ihnen nur Ärger einbringen. Wer

Weitere Kostenlose Bücher