Die Verbannung
tun?«
»Ganz genau. Gib mir deine Hand. Es ist ein Talisman, der dir Kraft verleihen wird.«
Kraft konnte er nun wahrlich brauchen, ganz gleich aus welcher Quelle, also zügelte er sein Pferd und hielt ihr den Arm hin, damit sie das Band an seinem linken Handgelenk befestigen konnte. Sogar für ihn war es zu lang, die Enden flatterten im Wind, als er weiterritt. Kleine Knoten waren in das Garn geknüpft, er zählte sieben Stück, und er hatte inzwischen genug über Zauberei gelernt, um zu wissen, dass die Sieben eine heilige Zahl war. »Hast du das selbst gemacht?«
»Ja. Ich habe es für dich angefertigt und eine ganze Zeit lang selbst getragen. Aber ich denke, du kannst es besser brauchen als ich.«
»Bist du sicher, dass es wirkt? Du hast mir doch selbst gesagt, dass deine Macht schwindet.«
Sinann zögerte kurz, dann sagte sie: »Aye, es wirkt. Es muss einfach wirken.« Leise fügte sie hinzu: »Du musst noch mehr über die Geheimnisse der Magie lernen, das ist dir doch hoffentlich klar.«
»Yeah.« Er hatte in der Tat damit gerechnet, dass sie auf dieses Thema zu sprechen kommen würde. Sie hatte ihm bereits so manchen nützlichen Trick beigebracht, und mittlerweile war er zu dem Schluss gekommen, dass das Beherrschen magischer Künste ihm nur zum Vorteil gereichen konnte. »Woran denkst du denn?«
»An die Astrologie.«
Dylan hätte beinahe schallend aufgelacht. »Das ist doch ein alter Hut.«
»Kennst du dich auf diesem Gebiet aus?«
»Ein bisschen. Ich bin zum Beispiel am ersten Tag der ersten Dekade des Sternzeichens Zwilling geboren, am 22. Mai 1970.« Er holte tief Atem und zitierte in einem monotonen Singsang: »>Ich bin vielseitig begabt, liebe alles Schöne und bin mit beiden Händen fast gleich geschickt, was heißt, dass ich, obwohl ich eigentlich Rechtshänder bin, mit beiden Händen gleich gut kämpfen kann.< Nun ja, viele Eigenheiten, die man den einzelnen Sternzeichen zuordnet, treffen auf die jeweiligen Personen tatsächlich zu, viele aber auch nicht. Aber im Grunde genommen ist die Astrologie ein besseres Gesellschaftsspiel. Bringt keinen wirklichen Nutzen. Lass dir das von jemandem gesagt sein, der weiß, wovon er spricht. All diese Horoskope und Zukunftsvorhersagen werden absolut überbewertet. Aber wieso weiß eine Angehörige der Tuatha De Danann überhaupt über derartige Dinge Bescheid?«
»Meinst du eigentlich, ich hätte mein ganzes Leben in einer Höhle verbracht? Viele Priester hier in der Gegend befassen sich mit der Sternenkunde, und glaub mir, in den letzten Jahrhunderten ist das Thema der Auslöser für zahlreiche Meinungsverschiedenheiten gewesen. Ich habe schon angefangen, mich damit zu beschäftigen, als die ersten Priester hierher kamen.«
Dylan kicherte. »Du glaubst also daran, dass die Planeten unser Schicksal beeinflussen, aber an Gott glaubst du nicht?«
»Och, so würde ich das nicht sagen. Ich lebe lange genug auf dieser Welt, um zu wissen, dass ich nicht alles weiß.«
»Und das heißt?«
»Das heißt, dass ich nicht an deinen Jahwe glaube.« Dylan hob die Augenbrauen und drehte sich um, weil er ihr ins Gesicht sehen wollte, doch sie stupste ihn gegen das Kinn, damit er wieder nach vorne blickte. »Sieh mich nicht an, als hätte ich den Verstand verloren. Ich bin um einiges älter als du und weiß so einiges mehr.«
»Natürlich, du hast ja auch gewusst, dass der Aufstand scheitert.«
Sinann verstummte beleidigt und schmollte ein paar Minuten vor sich hin. Dylans Gedanken wandten sich Cait zu. Er versuchte gerade, ihr Bild vor seinem geistigen Auge heraufzubeschwören, als die Fee plötzlich fragte: »Um welche Tageszeit bist du geboren worden?«
»Hmm?« Dylan kehrte nur widerwillig zu dem leidigen Thema zurück.
»Die genaue Uhrzeit will ich wissen!«
Dylan kniff die Augen zusammen, während er versuchte, sich an den genauen Zeitpunkt seiner Geburt zu erinnern. »Äh ... so gegen halb sechs morgens, glaube ich. Ungefähr um den Dreh rum. Nach amerikanischer Zeit natürlich, also sechs Stunden früher als nach eurer Zeit.«
Eine kurze Pause entstand, dann bemerkte Sinann: »Demnach würdest du also noch unter das Sternzeichen des Stieres fallen, was bedeutet, dass du treu und zuverlässig bist und deine Familie und Freunde unter keinen Umständen im Stich lässt.«
Dylan grunzte. »Das müsstest du eigentlich auch wissen, ohne meine Daten zu kennen. Ich habe mein Leben ja mehr als einmal riskiert, um andere zu schützen.« Er zuckte die Schultern
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