Die Verbannung
Was willst du denn tun, wenn du in Edinburgh bist? Ramsays Haus suchen, hineinmarschieren und deine Cait mitnehmen? Glaubst du, er sagt dann zu dir: Entschuldigt bitte, wenn ich Euch Unannehmlichkeiten bereitet habe! Nehmt sie nur mit und werdet glücklich mit ihr! <«
Dylan seufzte. »Ich mag verrückt sein, Tink, aber ich bin kein Narr. Zwar hege ich nicht die geringsten Zweifel daran, dass Cait sofort mit mir kommen würde, aber ich weiß, dass sie verheiratet ist. Ich weiß, dass sie ihn nicht verlassen kann, ohne einen Skandal auszulösen, der uns beide ins Unglück stürzen würde.« Ein sarkastischer Unterton schwang in seiner Stimme mit, als er fortfuhr: »Und ich weiß auch, dass ich als Outlaw für sie und den Jungen eher eine Belastung als ein Schutz bin. Ich habe nicht vor, die beiden irgendwie in Gefahr zu bringen.«
»Genau das tust du aber, wenn du sie aus Edinburgh wegholen willst.«
Dylan schüttelte den Kopf. »O nein. Du hast doch gehört, wie er letzten Sommer über sie geredet hat. Er schlägt sie und findet noch nicht einmal etwas dabei. Er glaubt, sie hätte ihn betrogen.«
»Och, hat sie das denn nicht? Sie trug bereits das Kind eines anderen Mannes, als sie ihn heiratete. Ich wage zu behaupten, dass man das durchaus als Betrug bezeichnen könnte.«
»Auf wessen Seite stehst du eigentlich, Tinkerbell?«
Sinann überging die Frage und krähte triumphierend: »Willst du das etwa leugnen? Nur zu. Ich höre, mein Freund!«
Der Ärger trieb Dylan die Zornesröte in die Wangen. »Ihr Vater hat Ramsay getäuscht, nicht sie. Es war eine geschäftliche Vereinbarung, die beiden Vorteile brachte. Iain Mór hat sie wegen seiner politischen Überzeugung mit diesem verweichlichten Whig verheiratet. Und ich wage zu behaupten, dass Ramsay meine Cait nur aus einem einzigen Grund geheiratet hat - um für den Fall, dass die Jakobiten gewinnen und James den Thron besteigt, eine Rückversicherung zu haben. Dass dieser Fall nicht eintreten würde, hätte ich ihm vorher sagen und ihm die Heirat ersparen können. Und nun, wo die Jakobiten vorerst vernichtend geschlagen worden sind und Cait ihm nichts mehr nützt, Tinkerbell, wird er sie noch schlechter behandeln als vorher. So wie ich diesen Dreckskerl einschätze, sucht er wahrscheinlich schon nach einem Weg, sie loszuwerden, damit er eine andere heiraten kann. Ihr Leben könnte in Gefahr sein. Und sie trifft an allem, was geschehen ist, nun wirklich keine Schuld. Sie sollte mich heiraten.«
»Wie dumm, dass du verhaftet wurdest!«
»Unschuldig verhaftet, Tink. Ich hatte mir nichts zu Schulden kommen lassen.«
»Was den Sassunach-Major nicht im Geringsten interessiert und ihn auch nicht daran gehindert hat, dir mit der Peitsche das Fell zu gerben, obwohl er wusste, dass du unschuldig warst. Du kämpfst einen Kampf, den du nicht gewinnen kannst, Dylan Matheson. Solange George von Hannover auf dem Thron sitzt, bist und bleibst du ein Gesetzloser, ein Out-law.«
Dylan knirschte hörbar mit den Zähnen. »Ich will nichts mehr davon hören. Was geschehen ist, ist geschehen, und jetzt will ich Cait und Ciaran wiedersehen, sonst nichts. Über alles Weitere zerbreche ich mir später den Kopf. Ich möchte meinen Sohn sehen.« Sein Magen krampfte sich zusammen, und er schluckte hart. »Er ist fast ein gottverdammtes Jahr alt, und ich habe ihn noch nie zu Gesicht bekommen. Ich will endlich meinen Sohn sehen!« Er versuchte, sich den Jungen vorzustellen, obwohl er natürlich keine Ahnung hatte, wie der Kleine aussah. War er glücklich? Gesund und munter?
Litt er unter Ramsays Hass auf ihn und seine Mutter? Wuchs er in dem Glauben auf, Ramsay sei sein Vater?
Sinann setzte sich breitbeinig hinter ihm auf das Pferd, presste das Gesicht gegen seinen Rücken und verstummte. Auch Dylan schwieg. Eine Weile war nur das Trommeln der Hufe und das leise Klirren des Zaumzeugs zu hören.
Nach einiger Zeit hob die Fee den Kopf und begann, sich hinter Dylans Rücken an irgendetwas zu schaffen zu machen. Er drehte sich zu ihr um und stellte fest, dass sie das schmale Band löste, das sie über ein Jahr lang an ihrem Handgelenk getragen hatte. Es war aus rotem Garn geflochten und erinnerte Dylan an die Freundschaftsarmbänder, die er bei einigen Schülern seiner Kung-Fu-Klasse gesehen hatte. Nur war dieses hier viel zu lang für Sinanns schmales Handgelenk. »Gib mir deinen Arm«, forderte sie ihn auf.
»Warum? Was ist das? Hat es wieder mit deiner berühmten Magie zu
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