Die Verbindung: Thriller (German Edition)
rechtzeitig zum Fernseher hoch, um zu sehen, wie ein schnittiger Jaguar mit dem derzeitigen Premierminister darin durch das Tor des Buckingham Palace fuhr.
»Jetzt geht’s los«, sagte Joe. »Neuwahlen.«
»Große Überraschung«, knurrte Carlyle. »Der dämliche alte Scheißer hat so lange wie möglich damit gewartet. Es wird ihm allerdings nichts nützen.«
»Für wen werden Sie stimmen?«, fragte Valcareggi unverblümt.
»Das geht nur mich und die Wahlurne was an, Edmondo«, sagte Carlyle steif. Er hielt die Zeitschrift hoch, damit der commissario sehen konnte, welchen Artikel er gelesen hatte. »Aber Sie können mit Sicherheit davon ausgehen, dass ich nicht diese beiden überprivilegierten Windhunde unterstützen werde.«
»Der Inspector ist ein echter umgekehrter Snob«, sagte Joe und lachte, worauf Valcareggi ihn mit einem Blick bedachte, dem zu entnehmen war, dass er mit der Wendung nichts anfangen konnte. Bevor der Sergeant sie ihm erklären konnte, tauchte ein nervös wirkender Mann in einem weißen Mantel auf. Reflexartig griff Joe nach seinen Handschellen.
»Gentlemen«, sagte der Arzt leise. »Mr … äh, der Patient wird gerade wach.«
»Ausgezeichnet!« Carlyle stemmte sich auf die Beine. »Gehen wir los und verhaften das nicht mehr ganz so fette Arschloch.«
Drei
Kitty Pakenham alias Catherine Sarah Dorothea Wellesley, Herzogin von Wellington (1773 – 1831), Ehefrau von Field Marshal Arthur Wellesley, dem ersten Herzog von Wellington, KG , KP , GCB , GCH , PC , FRS , schaute wohlwollend von ihrem Platz über dem offenen Kamin der Bibliothek hinab, und ihr sanftes, amüsiertes Lächeln verdankte sich zweifellos dem Umstand, dass der Herrenklub in St. James’s, der ihren Namen trug, nie zugelassen hatte – und nie zulassen würde –, dass Frauen Mitglieder wurden. Unter Kittys Blick nippte Edgar Carlton, MP , Oppositionsführer Ihrer Majestät, langsam an seinem Cognac de Grande Champagne Extra Old und betrachtete eine Reihe vertrauter Bilder, die auf dem Fernsehbildschirm vor ihm flackerten. Der Ton war abgestellt – Klubmitglieder mochten keinen Lärm, besonders wenn ihn die Nachrichten machten –, aber das spielte keine Rolle, denn Edgar kannte alles auswendig. Nachdem er sich so lange wie möglich verbissen an die Macht geklammert hatte, verkündete der Premierminister – der Mann, dessen Platz in Downing Street Nr. 10 Edgar innerhalb eines Monats einnehmen würde – endlich, dass am 5. Mai Unterhauswahlen stattfinden würden. Die Königin hatte der Auflösung des Parlaments in der nächsten Woche zugestimmt. Der Wahlkampf hatte begonnen.
Edgar nahm einen großen Mundvoll Cognac und ließ ihn im Mund kreisen. Eine Woge der Trostlosigkeit ergriff ihn, weil er die Aussicht, die nächsten drei Wochen damit zu verbringen, sich durch das Land zu drängen und in randständigen Wahlkreisen »normale Menschen« zu treffen und um ihre Stimmen zu buhlen, außerordentlich unattraktiv fand. Es war eine solche verdammte Drecksarbeit. Er wusste allerdings, dass kein Weg daran vorbeiführte.Zumindest musste er sich keine Sorgen machen, dass er am Ende als Verlierer dastand.
Endlich ließ er den Branntwein die Kehle hinunterrinnen, wobei er seinen Gegner auf dem Bildschirm studierte. Sein Blick wurde von einem müden, geschlagenen Mann mittleren Alters erwidert, der nicht mehr erreicht hatte, als ein paar armselige Jahre lang sein Ego zu füttern. Selbst mit ausgeschaltetem Ton konnte Edgar die Lippenbewegungen des Mannes interpretieren: »Diese Wahl ist eine wichtige Entscheidung. Das britische Volk ist der Boss, und es dürfte wissen, welche Entscheidung es treffen wird.«
»Ich glaube, es hat seine Entscheidung schon getroffen, mein Freund.« Edgar lächelte. Wie abgesprochen erschien eine Grafik mit dem Ergebnis von vier Meinungsumfragen auf dem Bildschirm, die früher am Tag veröffentlicht worden waren. Sie bestätigten, dass Edgar seine Führung auf zehn bis sechzehn Prozent ausgebaut hatte. Solange ich nicht mit zwei Messdienern in flagranti erwischt werde, kann ich einfach nicht verlieren, dachte er. Völlig ausgeschlossen.
Er hob sein Glas Kitty entgegen, wandte dem Fernseher den Rücken zu und genoss den Frieden des leeren Raums. Mit leichtem Schaudern wurde ihm klar, dass er von jetzt an nicht mehr viel von diesem Klub zu Gesicht bekommen würde. Pakenham’s war fast zweihundert Jahre alt, und eine Zeit lang war der Klub das Hauptquartier der politischen Partei gewesen, deren
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